Bücherprüfung lässt noch auf sich warten

Frist zur Suspendierung des Lehrers ließ die Godesberger Fahd-Akademie verstreichen und will einen Geschäftsführer benennen - Politiker fordern: Fakten auf den Tisch

  Keine Ruhe:  Die König-Fahd-Akademie in Bad Godesberg bleibt Thema bei den Behörden.

Keine Ruhe: Die König-Fahd-Akademie in Bad Godesberg bleibt Thema bei den Behörden.

Foto: Frommann

Bad Godesberg. Die Bezirksregierung konnte am Dienstag nicht, wie vorher angekündigt, erste Ergebnisse aus den laufenden Überprüfungen der Lehrbücher an der König-Fahd-Akademie mitteilen. Wie berichtet, sind Experten der Kölner Behörde derzeit damit beschäftigt, die Schulbücher auf radikales Gedankengut hin abzuklopfen. Behördensprecherin Anja Poustowka: "Wir sind noch nicht soweit."

Unterdessen ist für die Schule bereits eine Frist verstrichen: Bis Montag mussten "Konsequenzen" hinsichtlich des Lehrers Anas Bairam gezogen werden, der im Gebetsraum der Schule zur gewaltsamen Verbreitung des Islam aufgerufen haben soll. Während der Lehrer die Vorwürfe bestreitet, fordert die Bezirksregierung seine Suspendierung.

Bis Dienstag hatte die Direktion Bairam nach GA-Informationen aber nur vom Dienst im Gebetsraum ausgeschlossen. Bei der Bezirksregierung ist ebenfalls keine Nachricht von der Suspendierung eingegangen. Die Schule bekomme nun eine "Nachfrist" bis Donnerstag, 12 Uhr.

Mitgeteilt habe die Akademie nur, dass sie einen Geschäftsführer benennen werde. Das Ignorieren der Frist sei von Gewicht im weiteren Entscheidungsprozess, so die Sprecherin. In der Schule heißt es inoffiziell, dass die Entlassung des Lehrers Bairam ohne Weisung aus Saudi-Arabien nicht durchgeführt werde, weil sie einem Schuldeingeständnis gleich komme.

Auch die Überprüfung der Ausnahmegenehmigungen zum Besuch der Schule braucht offenbar seine Zeit. Zwischenergebnisse sind noch nicht bekannt. Nach GA-Informationen haben sich bereits zahlreiche Familien mit Kindern an der Akademie Anwälte genommen, um den drohenden Schulwechsel zu verhindern.

"Alle Fakten auf den Tisch", fordert die Bonner Europaabgeordnete Ruth Hieronymi (CDU). Spätestens nachdem Eltern und Lehrer der Akademie vergangenen Samstag die Stadt Bonn und Regierungspräsident Jürgen Roters massiv kritisiert haben, sei eine umfassende Information der politisch Verantwortlichen und der Öffentlichkeit unverzichtbar.

Ihr Parteifreund im NRW-Landtag, Gerhard Lorth, sagte am Dienstag, die Schule habe nur bei einer "umfassenden Neuausrichtung" eine Chance weiterzuarbeiten. Auch die CDU-Ortsverbände Villenviertel und Rüngsdorf legen nach. Die Vorsitzenden Harald Bergsdorf und Edith Koischwitz kritisieren den Auftritt des Politikers Jamal Karsli und seiner Mitstreiter in Bonn.

Karslis Vorwürfe gegen den Bonner Polizeipräsidenten, den Regierungspräsidenten und die Parteien seien absurd. "Es gab und gibt keine Hetzkampagne gegen die Akademie und keine Pauschalverurteilung von Moslems in Bonn", so die Vorsitzenden. Die bisherige Debatte sei geprägt von Differenzierung und nicht von Diskreditierung.

Die Bonner Grünen fordern eine "gründliche und konsequente Überprüfung" der Vorgänge - warnen aber gleichzeitig vor einer Pauschalverurteilung.

"Wir erwarten in dieser Frage gerade vom Regierungspräsidenten, dessen Behörde sich in der Vergangenheit offenbar keineswegs so konsequent und professionell verhalten hat, ein umsichtiges Vorgehen, das ausschließlich auf Fakten beruht", sagt Coletta Manemann. Der Vorgang zeige grundsätzlich den "unprofessionellen und wenig fundierten Umgang mit der Integration muslimischer Kinder und Familien".

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