Bürger befürchten "vollendete Tatsachen"

Initiative gegen Bebauung an Pleiser Wald und Niederberg sucht Verbündete bei Erzbistum und RP

Sankt Augustin. "Die haben wohl das Gefühl, dass die Leute langsam einschlafen, damit sie irgendwann zuschlagen können." Ruhig war es geworden um die Pläne einer Bebauung der Grüngebiete Pleiser Wald und Neuer Niederberg, bis Sonja Eickelkamp, Sprecherin der Bürgerinitiatve gegen die Bebauung, die neue Ausgabe des "Sankt Augustin Report" - ein Infoblatt der CDU-Fraktion - in den Briefkasten flatterte. Dort schreiben Klaus Hudel und Frank Willenberg, dass sich "Partei und Fraktion für eine ökologisch behutsame Bebauung ausschließlich mit freistehenden Einfamilienhäusern entschieden" haben.

Eickelkamp befürchtet bereits vollendete Tatsachen: "Neue Investoren stehen bereit und werden entgegen offizieller Aussagen von Teilen der CDU-Fraktion im Stadtrat unterstützt." Hintergrund: Die 70 000 Quadratmeter große Freifläche zwischen dem Hangelarer Niederberg und der Niederpleiser Siedlung Pleiser Wald ist im städtischen Flächennutzungsplan (FNP) als Wohngebiet ausgewiesen. Nur ein Teil der Fläche soll besiedelt werden, um den "ökologischen Belangen Rechnung zu tragen", schreiben Hudel und Willberg.

Die Bürgerinitiative will auch diese behutsame Bebauung nicht. "Das ist so wie ein bisschen schwanger: Entweder es wird gebaut oder alles bleibt wie es ist", sagte Eickelkamp. Die große Nachfrage nach hochwertigen Grundstücken für freistehende Einfamilienhäuser ist nach CDU-Meinung ausschlaggebend für eine Besiedlung. Die sei "ein zusätzlicher Anwerbefaktor für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben im Großraum Bonn". Die Hochwertigkeit der Flächen zwischen Pleiser Wald und Niederberg sieht Eickelkamp freilich gefährdet. "Wenn das Grün erst einmal verschwunden ist, sind die Grundstücke nicht mehr hochwertig." Die Grünfläche gilt als beliebtes Naherholungsgebiet, steht unter Naturschutz und ist außerdem eine wichtige Frischluftbahn.

Beim Erzbistum Köln und dem Regierungspräsidenten sucht die Initiative nun Verbündete. Nicht christlichen Beistand, sondern Unterstützung bei der Verhinderung des Bauvorhabens erhoffen sich die Bürger vom Brief an Generalvikar Norbert Feldhoff. "Seine Stimme dürfte erhebliches Gewicht haben, wenn es um den Verkauf von Grundstücken im Besitz der Kirche geht." Verständnis für die Einwände gegen die Bebauung habe auch Regierungspräsident Jürgen Roters signalisiert. Der erinnerte in einem Brief an Eickelkamp daran, dass der neu zu fassende Flächennutzungsplan eine Rücknahme der Wohnbaufläche vorsieht. "Dies wäre im Sinne des Natur- und Landschaftsschutzes, der Erholungsbelange und des Freiraumschutzes sicher wünschenswert".

Ebenso wurde Gerhard Lorth kontaktiert. Der CDU-Landtagsabgeordnete aus Bonn ist Chef des Gebietsplanungsrates beim RP. "Dem von ihm geleiteten Gremium kommt im Hinblick auf die Flächennutzung und die eventuelle Ausweisung als Bauland entscheidende Bedeutung zu", meint Eickelkamp. Nach Informationen des General-Anzeigers will die CDU schon im Herbst einen Architekten-Wettbewerb ausloben. Bei dem können Baumeister Vorschläge machen, wie die Besiedelung aussehen soll. Mit einiger Spannung erwarten die Mitglieder der Bürgerinitiative, die schon 600 Unterschriften gegen die Bebauung gesammelt haben, nun die Aufstellung des neuen Flächennutzungsplans durch die Verwaltung.

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