Bürger machen sich für die Kammerspiele stark

Initiative beschließt Resolution zum dauerhaften Bestand der Bad Godesberger Spielstätte - Unterschriftenaktion und Multiplikatoren sollen weitere Zentralisierung verhindern

  Die Kammerspiele  am Theaterplatz sollen als Spielstätte des Schauspiels erhalten bleiben, fordert die Initiative.

Die Kammerspiele am Theaterplatz sollen als Spielstätte des Schauspiels erhalten bleiben, fordert die Initiative.

Foto: Friese

Bad Godesberg. Auch wenn Bonn im Vergleich zu anderen deutschen Städten in mancherlei Hinsicht recht gut dasteht, nehmen die Sparzwänge auch hier dramatisch zu. Aktuell heiß diskutiert werden in diesem Zusammenhang, wie berichtet, die Zentralisierung der Standesämter und die Schließung von Bädern.

Weniger konkret, aber seitens der Verwaltung bislang weder kommentiert noch gar dementiert, steht seit einiger Zeit die Befürchtung im Raum, dass die traditionsreichen Kammerspiele am Theaterplatz den in der Tat unausweichlichen Sparmaßnahmen im Bereich der Kultur zum Opfer fallen könnten.

Um derartigen Plänen frühzeitig einen Riegel vorzuschieben, hat sich ein Kreis engagierter Bürger gebildet, die am Donnerstagabend im Rheinhotel Dreesen erstmals an die Öffentlichkeit gegangen sind. Dazu zählen der ehemalige Bonner Stadtdirektor und Kulturdezernent Fritz Brüse, Bezirksvorsteherin Annette Schwolen-Flümann, die Godesberger Stadtmarketing-Vorsitzende Brigitte Grüll, Ako-Schulleiter Bernhard Wissmann, Hotelier Fritz Dreesen und Prof. Kurt Tudyka.

Ihre erklärte Absicht: die Schaffung einer breiten Ablehnungsfront gegen die Zentralisierungstendenzen der städtischen Kulturpolitik im allgemeinen und die Schließung der Kammerspiele als Schauspielstätte des Bonner Theaters im besonderen. Letzteres würde für Bad Godesberg einen "schwerwiegenden Verlust an ästhetischer Ausstrahlung und geistiger Substanz" bedeuten und die Lebensqualität des Stadtbezirks erheblich mindern.

Überdies, so meinen die Initiatoren, würde das Godesberger Zentrum veröden, das sich durch die Belebung des Fronhofs und die Umgestaltung des Moltkeplatzes gerade wieder im Aufwind befinde. Annette Schwolen-Flümann betonte die hohe Bedeutung der Kultur als "weicher Standortfaktor" für die Stadtbezirke, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. In Bad Godesberg seien die Kammerspiele neben Kinopolis, Animax und dem Kleinen Theater ein tragender Pfeiler dieses Kulturstandorts.

Welch starken Einfluss auf die Entwicklung eines Stadtbezirks Kultureinrichtungen ausüben können, machte der frühere Bonner Kulturamtsleiter Jörg Petermann am Beispiel Beuels mit der Brotfabrik und der Halle Beuel deutlich. Sowohl Petermann als auch Dreesen forderten kreative Ideen statt der "einfachsten Lösung", unter dem Spardiktat Spielstätten zu schließen.

Beispielhaft verwies Dreesen auf den Verein "Bürger für Beethoven", ohne den es das Internationale Beethovenfest in Bonn heute vermutlich nicht gäbe. Tudyka führte die große Anzahl an Aufführungen in den Kammerspielen sowie deren hohe Auslastung hervor und warnte davor, mit der Schließung der Spielstätte "das Flair Bad Godesbergs zu vernichten". Zumal durch übermäßige Streichung von Zuschüssen auch die Existenz des Kleinen Theaters im Park gefährdet sei.

Unterm Strich waren sich jedoch alle Beteiligten, darunter auch einige Schülervertreter Godesberger Schulen, einig, dass es ein übergeordnetes Bonner Interesse am Erhalt auch der Godesberger Kammerspiele gebe, weil jede Art der Zentralisierung die Vielfalt in der Gesamtstadt zerstöre. Diese Position stützen laut Tudyka unter anderen auch die Theatergemeinde Bonn, die Bürger für Beethoven sowie zahlreiche aktuelle und ehemalige Kulturschaffende und Theaterbesucher aus der gesamten Region.

Um mit diesen Pfunden ab sofort weiter zu wuchern, wurde spontan ein Organisationskomitee gegründet, dass schon in naher Zukunft Lobbyarbeit auf allen Ebenen anschieben, Multiplikatoren und Sympathisanten gewinnen und Initiativen ergreifen soll, darunter eine breit angelegte Unterschriftenaktion. Davon erwarten sich die Initiatoren ein Echo weit über Bad Godesberg hinaus und ein klares Signal in Richtung der Verantwortlichen im Bonner Stadthaus, die Kammerspiele zu erhalten.

Abschließend wurde eine Resolution verabschiedet, die im Wesentlichen folgende Forderungen enthält: Die Verwaltungsspitze soll eine "Bestandsgarantie" für die Kammerspiele abgeben, die Stadtverordneten etwaige Vorstöße der Verwaltung zur Schließung des Hauses ablehnen, und der Generalintendant die Godesberger Spielstätte weiter betreiben.

Zur Begründung heißt es: Die Schließung der Kammerspiele würde "die gewachsene und bewährte kulturelle Vielfalt der Stadt und ihrer Umgebung irreparabel zerstören", ein traditionsreiches Schauspielhaus dem Verfall preisgeben und die Anziehungskraft Bad Godesbergs auch für die Bewohner benachbarter Gemeinden schwächen.

Angesichts dieser absehbaren Folgen sei die Sparmaßnahme auch haushaltspolitisch nicht zu rechtfertigen. Eine Zentralisierung des Spielbetriebs im Bonner Opernhaus würde wegen der dafür notwendigen Um- und Neubauten die Kosten nicht nennenswert senken.

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