Stolpersteine in Rheinbach Bürgerinitiative hat schon 800 Unterschriften gesammelt

RHEINBACH · Über überwältigende Resonanz und 250 neue Unterschriften freut sich die Bürgerinitiative "Rheinbacher Bürgerinnen und Bürger für Stolpersteine": An drei Ständen in der Innenstadt hatten Vertreter der Initiative am Samstagvormittag für Pflastersteine des Künstlers Gunter Demnig zur Erinnerung an die Opfer des Nazi-Regimes geworben.

 Erinnerung an Nazi-Opfer: Stolpersteine von Gunter Demnig, hier in Hennef.

Erinnerung an Nazi-Opfer: Stolpersteine von Gunter Demnig, hier in Hennef.

Foto: Holger Arndt (Archiv)

"Bei uns in Bad Münstereifel gibt es die Gedenk-Platten vor dem letzten selbst gewählten Wohnsitz der Opfer längst. Und ich finde das eine gute Einrichtung, um die Menschen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen", äußerte sich Passantin Doris Pietsch am Info-Stand vor dem HIT-Markt.

Auch die Rheinbacherin Christa Orth kennt das Prinzip der Stolpersteine längst aus einigen umliegenden Kommunen und von einem Besuch in Koblenz, und fragte sich: "Warum nicht auch bei uns?"

Diese Form des Gedenkens war vor gut drei Jahren schon mal Thema in der Rheinbacher Kommunalpolitik, doch wurde ein entsprechender Antrag der Grünen abgelehnt. Die politische Mehrheit und die Stadtverwaltung verwiesen auf die bereits bestehende Erinnerungskultur - im Rathaus, Ehrenfriedhof und Ehrenmal.

Zuletzt signalisierte Bürgermeister Stefan Raetz jedoch ein gewisses Entgegenkommen, weil er vom bürgerlichen Engagement bei diesem Thema beeindruckt ist. Dieses hat in den vergangenen Monaten nämlich an Fahrt gewonnen.Nach einer Info-Veranstaltung im Dezember hatten sich aber rund 15 engagierte Bürger zu der überparteilichen Initiative formiert, die einen Antrag stellen will und nun zum zweiten Mal Unterschriften sammelte, um ihr Anliegen zu untermauern.

"Nach nur zwei Info-Stand-Aktionen haben wir nun schon rund 800 Unterschriften beisammen. Manche Leute waren so begeistert, dass sie nicht nur sich selbst eingetragen, sondern gleich auch all ihre Nachbarn mit einer Liste abgeklappert haben", sagt Daniela Roggendorf, Sprecherin der Initiative.

Es blieb nicht nur beim Unterschreiben: "Manche wollten uns sogar schon Spenden zur Finanzierung eines Stolpersteins in die Hand drücken", berichtete Roggendorf und fügte hinzu: "Geld können wir natürlich noch nicht annehmen, erst muss ja ein positiver Ratsbeschluss vorliegen." Wenn es dazu komme, werde der Etat der Stadt aber nicht belastet.

"Die Stolpersteine sind eine einzigartige Würdigung des Einzelnen, der hier gelebt hat, ermordet wurde und keinen Grabstein hat", formulierten Pallotti-Lehrer Jürgen Gast und der stellvertretende SPD-Vorsitzende Dietmar Danz vom Info-Stand auf dem HIT-Parkplatz das Besondere dieser Form der Erinnerung. "Nur ein einziger Passant hat unsere Aktion aus Prinzip abgelehnt, weil es mit der Aufarbeitung der Nazi-Greuel seiner Meinung nach ein Ende haben müsse."

Auch einige Jugendliche setzten sich an den Ständen für Unterschriften ein, wie etwa Gymnasiast Tim Leffler vom Stadtjugendparlament: "Die Stolpersteine bringen uns mitten in der Stadt zum Nachdenken. Sie sind es wert, dass wir uns dafür einsetzen." Rund 1000 Unterschriften haben sich die Initiatoren zum Ziel gesetzt, ehe sie die Listen im Herbst dem Rat zur Diskussion einreichen wollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
„Ich weiß genau, wer gut singen kann“
Gespräch am Wochenende mit Multiinstrumentalist Richie Hellenthal „Ich weiß genau, wer gut singen kann“
Zum Thema
Aus dem Ressort