Bund will eine eigene Transportstraße bauen

Vier Jahre lang werden die Schwerlaster rollen - Schutt und Sondermüll werden ab Marienthal, Dernau und Walporzheim abgefahren

Grafschaft. Das Bundesverkehrsministerium will den Abtransport der Materialien beim Rückbau des Regierungsbunkers Marienthal hauptsächlich über die Grafschaft organisieren. Dazu soll für 4 Millionen Mark eine eigene Straße gebaut werden. Das war am Montagabend bei der Informationsversammlung im Saal Ibs in Esch zu erfahren. Die Transporte sollen ab August 2001 etwa vier Jahre lang rollen: jeweils 36 000 Fracht- und Leerfahrten, 72 000 Fahrten insgesamt, an Arbeitstagen durchschnittlich alle fünf Minuten ein Schwerlaster. Die zwischen 40 und 60 Millionen Mark teuren Arbeiten werden ausgeschrieben.

Die vorgesehene Trasse, die Erich Bayerl, Ministerialrat im Bundesverkehrsministerium, nannte, entspricht weitgehend der Linienführung für die geplante Umgehungsstraße Esch. Sie führt vom Bunkerausgang Marienthal über die sogenannte "Nordstraße" bis zur Waldkreuzung, dann über die "Panzerstraße" zur Kreisstraße 34, kreuzt diese, führt ins Gewerbegebiet Gelsdorf, dann auf die Bundesstraße 257 und das Meckenheimer Autobahnkreuz.

Etwa zwei Drittel des Materials werden ab Marienthal entsorgt. Der Rest je zur Hälfte ab "Bauwerk West" in Dernau über Weinbergs- und Waldwege und die Grafschafter Transportstraße sowie ab "Bauwerk Silberberg" über die Ahrweiler Umgehungsstraße.

Die Transportstraße über die Grafschaft soll mit Ausweichbuchten für den Begegnungsverkehr über bestehende Feld- und Wirtschaftswege angelegt werden. Lediglich zwischen der K 34 und dem Gewerbegebiet ist aus Gründen des Naturschutzes eine 250 Meter lange Verschwenkung erforderlich. Denn in den Gräben am Wegesrand lebt der Wiesenknopfbläuling, ein europaweit geschützter Falter. Während sich Landwirte und Bundesvermögensamt über den Bau der Ausweichbuchten auf Ackerland bereits einig geworden sind, gibt es über die Verschwenkung keinen Konsens.

Zu den Vorberatungen hatte die Bundesvermögensverwaltung nicht die Bauern persönlich, sondern die Landwirtschaftskammer hinzu gezogen. Folge: Die Grafschafter Landwirte werten die angebotenen Pfennigbeträge für die Nutzung ihres Bodens als zu gering. Denn bei einem geforderten Abstand von 30 Metern zwischen Transportstraße und Wirtschaftsweg können sie auch den schmalen Streifen nicht mehr bestellen. Außerdem werden einzelne Parzellen so zerschnitten, dass sie überhaupt nicht mehr sinnvoll genutzt werden könnten. Erst im Laufe der Versammlung erklärten sich die Vertreter der Landespflege bereit, einen Abstand von nur zehn Metern zu akzeptieren, wenn zusätzlich eine Trennwand errichtet würde. Die Landwirte wollen einer Transportstraße ganz oder nur wenige Meter neben dem bestehenden Wirtschaftsweg zustimmen. Da sie nicht zur Abgabe von Land gezwungen werden können, drohte Bayerl, die Transporte über die Dörfer rollen zu lassen, falls es zu keiner Einigung kommt. Befürchtungen, mit der Transportstraße werde ein Präjudiz für die Umgehungsstraße geschaffen, die Teile der Bürgerschaft verhindern wollen, erteilte er eine Absage. "Die Transportstraße bringt die geringste Belastung für die Menschen", warb Bayerl, "für den Bund ist sie die teuerste Lösung".

Auf Befragen erklärten die Vertreter des Bundes und der Kreisverwaltung, insgesamt sieben Trassen seien verglichen worden. Tatsächlich handelte es sich meist um Varianten der beschriebenen Route. Ausgeschlossen wurden Transporte über die alte Baustraße durch den Bölinger Wald und vom Haus Schweiß in Bölingen über die Landesstraße bis Vettelhoven und zum Autobahn-Rastplatz "Goldene Meile". Einerseits wegen Ablehnung durch die Bundesautobahnverwaltung.

Andererseits, weil die A 61 vom Rastplatz aus nur Richtung Süden benutzt werden könnte. Ausgeschlossen wurde auch ein von Vertretern der FWG angeregter Transport per Ahrtalbahn, weil die Lastwagen einerseits durch Wohngebiet müssten und andererseits die Probleme in einen anderen Ort verlagert würden. Bahnanschluss für den Bunker wurde als nicht realisierbar ausgeschlossen. "Warum sollen wir alle Lasten tragen; warum geht ein Teil der Fahrten nicht über die Ahrstrecke", klagte ein Bürger. Offen blieben Fragen, was bei Staus auf der Autobahn und was bei Unfällen geschieht. "Im Straßenverkehr bleibt immer ein Restrisiko", sagte Bayerl.

Bei den Materialien, die aus dem 16 Kilometer langen Röhrensystem entfernt werden, handelt es sich teils um normale Baustoffe, die recycelt und beispielsweise als Unterbau für Straßen wiederverwertet werden können. Teils sind es Schadstoffe wie Lacke, Asbest, Material aus Notstrombatterien, die in Spezialfahrzeugen verfrachtet werden müssen.

Tonnenweise entfernt werden Stahl- und Gasbeton, Eternit, Stahlstützen und -träger, Rohre und Ummantenlungen, Lüftungskanäle, Farben, Lacke, Bitumen, Kork, Mineralfasern, Kabel.

Dazu auch der Kommentar Der Sache dienen

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