BUND will keine Freilichtbühne auf Drachenfels zulassen

"Wir sind erstaunt, dass die jahrelange Nationalparkdebatte den Wirtschaftsförderern des Kreises offenbar nicht vermitteln konnten, wie sensibel das Siebengebirge ist", sagt der Sprecher der Kreisgruppe Rhein-Sieg des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Achim Baumgartner aus Sankt Augustin.

BUND will keine Freilichtbühne auf Drachenfels zulassen
Foto: Frank Homann

Siebengebirge. (ff) "Wir sind erstaunt, dass die jahrelange Nationalparkdebatte den Wirtschaftsförderern des Kreises offenbar nicht vermitteln konnten, wie sensibel das Siebengebirge ist", sagt der Sprecher der Kreisgruppe Rhein-Sieg des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Achim Baumgartner aus Sankt Augustin.

Der BUND-Sprecher bezieht sich auf den "Masterplan Tourismus und Naturerlebnis Siebengebirge", den der Rhein-Sieg-Kreis bei der Internationalen Fachhochschule Bad Honnef-Bonn in Auftrag gegeben hatte. Damit will die Kreis-Wirtschaftsförderung neue Impulse für die Vermarktung des Siebengebirges geben. Der BUND meldet nach der Veröffentlichung des Gutachtens Bedenken gegen einzelne Projektideen an.

E-Bikes: Der BUND sieht das Ziel, mit einer behutsamen Umweltbildung auch zur Entlastung des Siebengebirges beizutragen, gefährdet und fordert entsprechend einen baldigen Umweltcheck der Projektideen. Das, was schon einer groben Prüfung offenkundig nicht standhalte, müsse unmittelbar gestrichen werden.

Besonders kritisch sieht der BUND den erwogenen Aufbau eines Netzes an E-Bikes, also eines Leihnetzes für Fahrräder, die die Radler durch die Kraft von Elektromotoren unterstützen. Ganz neue Nutzer, die ohne eigene körperliche Anstrengung das Wegenetz intensiver als jeder Wanderer beanspruchen würden, in das Siebengebirge zu locken, schade dem bisher immer wieder hervorgehobenen Wert des Gebietes speziell für Wanderer und Spaziergänger.

Mit E-Bikern werde zudem ein Publikum gefördert, das eben nicht die direkte Erfahrung mit der Natur suche. E-Bikes zerstörten eher das, was das Schutzgebiet ausmache oder ausmachen solle: ruhige und sinnbetonte Erholung in der Natur.

Sie seien Konkurrenten auf den Wegen und führten zu mehr Ausflugstouristen, die lediglich Torte und Fernblicke im Siebengebirge "abgreifen" möchten, ohne sich mit der Natur auseinanderzusetzen, einer Natur, die eben steile und anstrengende Wege bereit halte. Das Typische des Siebengebirges sei es, sich die Fernblicke durch längere Fußwege erwandern zu müssen, das sollte ungestört möglich sein.

Waldgipfelpfad: Ebenfalls nicht vorstellbar ist für den BUND ein Waldgipfelpfad im Naturschutzgebiet Siebengebirge. Hierfür seien ausschließlich Flächen jenseits der Schutzgebietsgrenzen denkbar, weshalb ein solches Vorhaben bislang immer für den Birlinghovener Wald in Sankt Augustin im Gespräch gewesen sei, weil dieser außerhalb des Schutzgebietes, aber noch innerhalb des Naturparkes liege.

Gerade im relativ ruhigen Bad Honnefer Teil des Siebengebirges, der von vielen Bad Honnefern als Naherholungsraum geschätzt werde und als wertvolles Rückzugsgebiet für die bedrohten Tierarten diene, den Tourismus zu verstärken, sei nicht zielführend.

Geobühne: Erhebliche Befürchtungen löse schließlich die Idee aus, man wolle im Zuge der "Geobühne" den Zugang zu Steinbrüchen erschließen, die bereits unter Naturschutz stehen. Gerade die Steinbrüche, sowohl die noch bearbeiteten als auch die historischen, beherbergten viele bedrohte Arten, und vor allem dort brüteten geschützte Vögel wie der Uhu.

Die Steinbrüche sollten als zentrale Entwicklungsräume des Naturschutzes geachtet und gesichert werden. Diese nun touristisch "einnehmen" zu wollen, wecke tiefes Misstrauen. Ebenso kritisch sieht der BUND Empfehlungen, nun doch noch auf dem Drachenfelsplateau eine Freilichtbühne aufzubauen oder nachts im Schutzgebiet Events anzubieten.

Mit der Forderung, das Angebot an Umweltbildung besser zu erschließen und darzustellen und geeignete Zugangsportale ins Siebengebirge zu schaffen, gibt es jedoch auch grundsätzliche Gemeinsamkeiten mit den Vorstellungen des BUND. Deshalb sei eine Koordination der Pläne durchaus lohnenswert und sinnvoll. Hierbei stünden der BUND, aber auch andere Vereine wie der Bürgerverein Nationalpark Siebengebirge als konstruktiver Partner gerne zur Verfügung.

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