Bundeskanzler im Ahrtal Scholz informiert sich in Ahrbrück über den Wiederaufbau

Ahrbrück · Bundeskanzler Olaf Scholz hat das Ahrtal besucht. Im bei der Juli-Flut stark zerstörten Ort Ahrbrück sprach er mit Bürgern und Helfern. Und er besuchte eine Firma, auf deren Gelände nun Wohnungen für Flutopfer entstehen sollen.

Bundeskanzler Scholz in Bad Münstereifel und in Ahrbrück - Bilder
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Olaf Scholz zu Besuch in Ahrbrück und in Bad Münstereifel

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Foto: dpa/Boris Roessler

Großer Bahnhof am ehemaligen Bahnhof in Ahrbrück: Politiker, Pressevertreter, Polizisten und Bürger der Gemeinde warten am Dienstagnachmittag auf hohen Besuch. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich angekündigt, um sich etwa achteinhalb Monate nach der Flut ein Bild von der Situation in dem durch die Wassermassen stark zerstörten Ort zu machen. Viel Verkehr fließt auf der Hauptstraße an den Wartenden vorbei. Doch der Wagen des Kanzlers ist zunächst nicht dabei. Er verspätet sich. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nutzt die Wartezeit für einen Plausch mit Bürgern. „Wie geht‘s Ihnen denn?“, will sie von einer Frau wissen.

Kurz darauf kommt Scholz, der sich zuvor über die Situation im ebenfalls flutgeschädigten Bad Münstereifel informierte, dann doch. Und zwar nicht allein. Die Kolonne des Kanzlers besteht aus etwa einem halben Dutzend schicker schwarzer Fahrzeuge, Polizeiautos vorne und hinten kommen dazu. Scholz steigt aus. Er und die anderen Politiker – neben ihm und Dreyer sind etwa Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Landesinnenminister Roger Lewentz (alle SPD) Landeswirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) und Ahr-Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) dabei – verschwinden im Bahnhofsgebäude.

In dem beigen Bau, der heute als Bürgerhaus dient, gibt es hinter verschlossenen Türen ein Treffen mit Bürgern und Helfern. Das Ausschließen der Öffentlichkeit soll gewährleisten, dass ein Gespräch entsteht. Inwiefern das geklappt hat, ist nicht bekannt. Anschließend lässt Scholz sich viel erklären, hört zu. Er selbst aber bleibt ein wenig wortkarg – und damit entweder seiner norddeutschen Natur treu oder in Gedanken beim Krieg in der Ukraine.

Auf Firmengelände soll Wohnraum entstehen

Bei einem Halt am westlichen Ahrufer, wo ein früher auf der anderen Flussseite stehendes Völkerschlachtdenkmal neu aufgebaut wurde, inspiziert Scholz die Schäden, die die Wassermassen im vergangenen Juli hinterlassen haben. Personenschützer sorgen für Abstand, und viel Zeit ist offenbar ohnehin nicht, sodass der Tross schon bald weiterzieht. Zurück bleibt zunächst Guido Knieps, Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Altenahr, zu der Ahrbrück gehört. Der Besuch von Scholz, so Knieps, sei eine Ehre und große Wertschätzung für die Ortsgemeinde Ahrbrück und das gesamte Ahrtal. Knieps schließt daraus, dass nach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nun auch Scholz als Kanzler wie zuvor schon als Finanzminister an die Ahr kam: Die Menschen dort hat man nicht vergessen. Jede Woche, so Knieps, kämen Minister ins Ahrtal und gäben Hilfestellung.

Letzte Station von Scholz im Ahrtal ist die Firma Brohl Wellpappe. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Mayen verfügt in Ahrbrück über ein größes Betriebsgelände, das als Lager für Paletten und Autowerkstatt genutzt wird. Nach der Flut verkaufte Inhaberfamilie Boltersdorf 60 000 Quadratmeter des Geländes für die symbolische Summe von einem Euro an die Gemeinde. So kann dort nun ein neues Quartier mit ungefähr 150 Wohnungen entstehen, welches es Flutopfern ermöglicht, in ihrer Heimat bleiben zu können. Für Ministerpräsidentin Dreyer ist es ein „Vorzeigeprojekt“, das mit enger Unterstützung des Innenministeriums umgesetzt werde. „So wie hier in Ahrbrück bietet die Landesregierung den Kommunen für die Entwicklung künftiger Bauflächen umfangreiche Unterstützungsangebote an. Wir wollen den Gemeinden im Ahrtal die Möglichkeit geben, ihre Zukunft bestmöglich zu gestalten“, so Dreyer in einer Mitteilung der Staatskanzlei zum Kanzler-Besuch.

2024 sollen die ersten Menschen Wohnungen auf dem dann ehemaligen Fabrikgelände beziehen. Obwohl es sich um ein reguläres Planverfahren handelt, sind die Planungen in nunmehr etwa einem halben Jahr schon so weit fortgeschritten wie sonst in zwei Jahren, war zu erfahren. „Man kann nur hoffen, dass es in dem Tempo weitergeht“, gibt Scholz den Verantwortlichen mit auf den Weg, nachdem er sich in einer Halle der Firma über das Projekt hat informieren lassen. Was ihm geschildert wurde, sei „sehr beeindruckend“ gewesen, sagt er noch. Und dann geht es für den Kanzler auch schon wieder weiter. Zu einer Veranstaltung der NRW-Landtagsfraktion der SPD in Düsseldorf.

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