Bundespräsident ehrt Rettungsassistenten aus dem Kreis

Insgesamt 70 Rettungsassistenten, Sanitäter und Helfer des DRK Rhein-Sieg waren am 24. Juli 2010 an Ort und Stelle, als sich die Loveparade auf dem Duisburger Güterbahnhofgelände zu einer Katastrophe entwickelte.

Bundespräsident ehrt Rettungsassistenten aus dem Kreis
Foto: dpa

Rhein-Sieg-Kreis. Es ist beschaulich, idyllisch und ruhig in Windeck-Mauel, besonders an einem Sonntagmorgen. Diese Ruhe dürfte noch vielen der Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Rhein-Sieg gut tun, die sich am Sonntag im Gasthof Willmeroth trafen. Sie alle waren bei einem der tragischsten Unglücksfälle der vergangenen Jahre im Einsatz.

Insgesamt 70 Rettungsassistenten, Sanitäter und Helfer des DRK Rhein-Sieg waren am 24. Juli 2010 an Ort und Stelle, als sich die Loveparade auf dem Duisburger Güterbahnhofgelände zu einer Katastrophe entwickelte. Das Ergebnis: 21 Tote, zahlreiche Schwerverletzte. Und in vielen Köpfen Bilder von sterbenden Menschen, die die Helfer nicht vergessen werden.

Selbst für hartgesottene Rettungsassistenten, die in ihrem Helferleben schon viel gesehen haben, hatte dieser Einsatz eine andere Dimension als alles bisher erlebte. Am Sonntag wurden sie von Rudolf Mrosek, stellvertretender Kreisvorsitzender des DRK Rhein-Sieg, jeweils mit einer Urkunde des Bundespräsidenten für ihre herausragenden Leistungen geehrt.

"Ich weiß nicht, wie es in der Hölle ausschaut. Aber ich wünsche keinem Helfer einen derartigen Einsatz", sagte Mrosek, der sich exakt an den Tag erinnert. "Ich war eigentlich als Pressesprecher des DRK in Duisburg. Recht bald musste ich allerdings mit anpacken", berichtet der Rettungsassistent.

Insgesamt 40 Rotkreuzler aus dem Kreisgebiet verrichteten ihren Dienst dort, wo die Katastrophe ihren Lauf nahm: am Tunnel, der für so viele Raver zur Todesfalle wurde. "Wir hatten dort unsere Unfallhilfsstelle eingerichtet. Zunächst sah es nach normalem Tagesgeschäft aus. Zu tun hatten wir bereits vorher, aber dann kam um 17.10 Uhr die Meldung, das irgendetwas nicht stimmt", sagt Mrosek.

Als er versuchte, sich ein Bild von der Lage zu machen, wurde er unversehens in das Geschehen mit einbezogen. "Es war das reinste Chaos. Ich sah Menschen auf dem Boden liegen und andere, die wie paralysiert Verletzte auf uns zu trugen", so Mrosek weiter. Automatisch habe er die Kamera weg gepackt, sich seine Schutzhandschuhe angezogen und geholfen. "Ich hatte ja in dem Moment nichts an Ausrüstung dabei.

Eine Helferin der Malteser bat mich um Unterstützung bei der Wiederbelebung eines Mädchens. Leider schlug diese Wiederbelebung fehl, und der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. In diesem Moment bemerkte ich, dass rund um mich herum 15 Tote in meiner unmittelbaren Nähe lagen", sagte Mrosek.

Umgehend sei die DRK-Leitstelle in Niederkassel informiert worden, damit 40 Helfer ausrücken konnten, um die Kollegen in Duisburg abzulösen. Besonders hart sei gewesen, sich an die vorgeschriebenen Verhaltensregeln zu halten. "Wir mussten die Lage sichten, Verletzte zählen und für die Rückmeldungen sorgen, damit die Leitstellen vernünftig koordinieren konnten", erinnert sich Hartmut Kreuz aus Lohmar. der mit seinem Kollegen Thomas Becker im Einsatz war.

"Da wurden uns die Verletzen förmlich vor die Füße geworfen mit der Aufforderung, etwas zu tun. Der psychologische Druck war schon hoch." Trotzdem schafften es Kreuz und Becker, das Erlebte bis jetzt halbwegs zu verarbeiten.

Als die ersten Helfer die Heimreise antreten konnten, wurden sie in Niederkassel von psychologischen Betreuern und Angehörigen erwartet, um über das Erlebte sprechen zu können. "Ich bin froh, dass es diese Nachsorge gibt", sagte Mrosek. Einige Helfer kamen mit der Situation schließlich nicht so gut klar. "Es gab eine Helferin, die zusammenbrach und ins Krankenhaus musste."

Der Einladung nach Berlin zu fahren, um sich vom Bundespräsidenten persönlich ehren zu lassen, sind die DRK-Helfer nicht gefolgt. "Es hatten nur acht Helfer an diesem Tag Zeit. Entweder fahren wir alle oder keiner", begründete Mrosek das.

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