Busfahrer beleidigt junge Migranten aus Meckenheim

"So was wie euch hat man damals verbrannt beziehungsweise in KZs vergast. Das sollte man heute wieder machen, dann hätte man weniger Probleme." Diese rassistische Äußerung gegenüber zwei Meckenheimer Jugendlichen mit Migrationshintergrund brachte einem 56-jährigen Busfahrer jetzt einen Strafbefehl über 500 Euro ein.

Busfahrer beleidigt junge Migranten aus Meckenheim
Foto: dpa

Rheinbach. (sax) "So was wie euch hat man damals verbrannt beziehungsweise in KZs vergast. Das sollte man heute wieder machen, dann hätte man weniger Probleme." Diese rassistische Äußerung gegenüber zwei Meckenheimer Jugendlichen mit Migrationshintergrund brachte einem 56-jährigen Busfahrer jetzt einen Strafbefehl über 500 Euro ein.

Und es wäre ihn noch teurer zu stehen gekommen, hätte ihn sein Verteidiger nicht überzeugen können, den Einspruch gegen den Strafbefehl zurückzunehmen. Denn Staatsanwaltschaft und Richter hegten keine Zweifel an der Darstellung der beiden Zeugen.

Mit den rassistischen Äußerungen hatte der Busfahrer am Abend des 8. Juli an einer Bushaltestelle einen 17-jährigen Gymnasiasten, der Vorsitzender und Gründer der "Jungen Integrierten Generation" (JIG) Meckenheim ist, und einen befreundeten 15-jährigen Zehntklässler beleidigt. Das bestritt der Angeklagte allerdings vehement: "So einen Satz würde ich nie in den Mund nehmen".

Schließlich habe er selbst als Kind von Vertriebenen auch Migrationshintergrund. Ausschweifend schilderte er das Geschehen aus seiner Sicht: Ein Mann sei an diesem Abend während seiner Pause an der Haltestelle Le-Mée-Platz zu ihm gekommen und habe ihm vorgeworfen, Jugendliche an der Haltestelle Adendorfer Straße einfach stehen gelassen zu haben. "Der Mann sagte, das würde Krieg geben, es hätte am Kölnkreuz schon öfter Krieg gegeben. Und ich wäre meinen Job los", so der Busfahrer.

Der gemeinte 17-Jährige, der in der Vergangenheit in Meckenheim selbst die Initiative ergriffen und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Gesprächen mit Stadt, Polizei, Staatsanwaltschaft und RVK zusammen gebracht hatte, schilderte das Geschehen anders: Er habe einen Anruf erhalten von einer Gruppe Jugendlicher, dass sie von einem Busfahrer an der Haltestelle Adendorfer Straße stehen gelassen worden seien.

Als er auf dem Weg nach Bonn mit dem 15-jährigen Freund an der Haltestelle Le-Mée-Platz den Bus habe stehen sehen, auf dessen Fahrer die Beschreibung der Jugendlichen gepasst habe, habe er den Fahrer angesprochen. Es könne sein, dass er die Jugendlichen habe stehen lassen, habe der Fahrer geantwortet. "Ich habe ihm gesagt, dass wir es inzwischen geschafft haben, gemeinsam Ruhe in Meckenheim zu bekommen, dass das viel Arbeit gewesen sei, da müsse er doch nicht mit so etwas wieder für Unruhe sorgen", so der 17-Jährige.

Der Fahrer habe ihm geantwortet, dass er ohnehin einen neuen Job habe, und dann sei die Äußerung gefallen, dass die "Probleme gelöst wären, wenn man so was wie euch verbrennen würde". "Das trifft einen integrierten Migranten, der sich einsetzt in seiner Stadt", sagte der Gymnasiast. Auch der 15-Jährige bestätigte die Äußerung des Busfahrers mit "Verbrennen oder Vergasen". Das sei eindeutig "auf uns Ausländer bezogen" gewesen. Gemeinsam hatten die Jugendlichen noch am Abend auf der Polizeiwache Anzeige erstattet, der der Strafbefehl über 500 Euro gefolgt war.

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