2,4 Millionen Euro für Corona-Tests Gesundheitsamt im Rhein-Sieg-Kreis „vollkommen überlastet“

Rhein-Sieg-Kreis · Der Rhein-Sieg-Kreis will die Kosten für Coronatests übernehmen. Getestet werden sollen Kontaktpersonen von Infizierten, aber auch neue Krankenhaus-Patienten oder Neubewohner eines Pflegeheims. Aktuell kommt das Gesundheitsamt aber offenbar kaum hinterher.

  Ein Abstrichstäbchen wird in einer ambulanten Corona-Test- Einrichtung gehalten.

Ein Abstrichstäbchen wird in einer ambulanten Corona-Test- Einrichtung gehalten.

Foto: dpa/Britta Pedersen

2,4 Millionen Euro pro Jahr lässt sich der Kreis die Tests auf das Coronavirus für seine Bewohner in Zukunft kosten. Ein Rahmenvertrag mit der Kassenärztlichen Vereinigung und eine daraus folgende Allgemeinverfügung sollen Versorgungssicherheit für die Bevölkerung schaffen, kündigte Landrat Sebastian Schuster am Donnerstag bei der wöchentlichen Corona-Pressekonferenz des Kreises an.

Der Kreis will deshalb die Kosten für die Tests bei den Ärzten übernehmen. Auch die Ärzte bräuchten die Sicherheit, dass ihre Kosten getragen würden, ergänzte Schuster. Getestet werden sollen so zum einen die Kontaktpersonen von Infizierten, aber auch jeder, der in eine Einrichtung wie ein Krankenhaus oder ein Pflegeheim aufgenommen werden will, oder eine ambulante Operation vor sich hat. Tests bezahlt der Kreis auch für diejenigen, die zwar keine Covid-19-Symp­tome haben, aber in Dialyse- und Pflegeeinrichtungen arbeiten oder wohnen, selbst dann, wenn es keinen lokalen Ausbruch gibt.

„Der Rhein-Sieg-Kreis arbeitet nach vorn“, betonte Schuster. „Wir wollen die Infektionen so früh wie möglich erkennen und die Ketten unterbrechen.“ Insgesamt sieht Schuster die Zahl der Neuinfektionen in Land und Bund als besorgniserregend an.

Aktuell noch Schulen und Reiserückkehrer im Fokus

Vor allem der Beginn des neuen Schuljahrs mit der Rückkehr zum Regelbetrieb an den Schulen und die Reiserückkehrer halten derzeit das Gesundheitsamt des Kreises auf Trab. „Für uns bedeutet das, dass wir besonders viel testen“, so Gesundheitsamtsleiter Rainer Meilicke. Er sei erstaunt, wie viele positive Testergebnisse es vor allem bei den Reiserückkehrern gebe, betonte er. „Zwischen 25 und 40 Prozent der Getesteten sind mit dem Coronavirus infiziert“, berichtete der Gesundheitsamtsleiter. Die Zunahme der Tests führt zu Engpässen, unter anderem bei dem Labor, das die Tests aus dem Rhein-Sieg-Kreis auswertet. Üblich sei, dass die Ergebnisse 48 Stunden nach dem Test mitgeteilt würden, sagte Schuster. Derzeit würde das aber bis zu vier Tage dauern.

In zwei bis drei Wochen, hoffen Meilicke und Schuster, habe sich die Lage wieder normalisiert. Je nach der Entwicklung der Infektionszahlen bis dahin könne dann auch die Entscheidung getroffen werden, ob der Karneval komplett abgesagt werden müsse.

Die Klage von Rhein-Sieg-Kreis-Bewohnern, das Gesundheitsamt sei schwer bis gar nicht erreichbar, bestätigte Meilicke. „Wir sind vollkommen überlastet“, begründete er. Die letzten beiden größeren Ausbrüche hätten die Kapazitäten des Gesundheitsamts so ausgelastet, dass nicht mehr alle Anfragen in kurzer Zeit abgearbeitet werden könnten. Auch jetzt gebe es wieder elf kleine Ereignisse, bei denen viele Kontaktpersonen ermittelt und informiert werden müssten. „Wir sind am Ende“, so Meilicke, „personell, was die Telefonleitungen angeht, und bei Gesundheit und Kraft unserer Mitarbeiter.“

77 aktive Corona-Fälle im Kreis

Aktuell sind 77 Menschen sind im Rhein-Sieg-Kreis am neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 erkrankt. 1071 Personen befinden sich derzeit in häuslicher Quarantäne. Insgesamt verzeichnete das Kreisgesundheitsamt mit Stand Donnerstagnachmittag 1744 bestätigte Fälle. Im Vergleich zum Vortag kamen zwölf Neuinfektionen hinzu und zwar jeweils ein Fall in Alfter, Bad Honnef und Rheinbach, zwei Fälle jeweils in Siegburg und Troisdorf sowie fünf Neuinfizierte in Bornheim. Als genesen gelten 1614 Personen, 53 sind gestorben.

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