GA-Serie "Rheinische Redensarten" Dä hätt ene Ratsch em Kappes

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Die schönsten rheinischen Redensarten sind diejenigen, die mit ihrer diplomatisierenden Wirkung vom wirklichen Grad der Beschimpfung ablenken. Und beleidigende Formeln gibt es in großer Zahl. Dabei sind die darin enthaltenen Sprachbilder oft so nett und humorvoll, dass es schwer fällt, eine tiefe Ernsthaftigkeit zu empfinden. Das ist ganz gewiss ein wichtiger emotionaler Puffer im Alltag.

Und das gilt auch für die bekannteste und beliebteste Beleidigung des Zeitgenossen: „Dä hätt ene Ratsch em Kappes.“ Diesen Satz haben uns sehr viele Leser zur Erklärung angetragen. Ganz wertfrei ins Hochdeutsche übersetzt bedeutet das: Der hat einen Schnitt im Kohl. Die Form des bezeichneten Gemüses legt die Analogie zum menschlichen Denkorgan und dessen Hülle – dem Kopf – nahe.

Es geht also um eine Verletzung des Kopfes, respektive die mentale Verwirrung. Wir dürfen den Satz übersetzen mit: Der ist verrückt; der hat sie nicht mehr alle; der ist nicht mehr ganz bei Trost; nicht mehr richtig im Kopf; der ist bescheuert.

Dabei hat das Wort Ratsch, als Adjektiv verwandt übrigens eine steigernde Wirkung. Wer sagt, der ist ratsch bekloppt, meint, der ist total verrückt. Wer sein Gegenüber nicht langweilen möchte beim Beschimpfen, der kann den Ratsch em Kappes auch variieren. Wir bieten heute an: Du häs et Schoss eruss; du häs net alle Fransen am Teppisch; du häs en Bomb jeköpp.

Die Artikel zum rheinischen Dialekt entstehen in Zusammenarbeit mit dem Heimatfilmer Georg Divossen (www.bönnsch-abc.de). Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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