Azubibörse in Königswinter Damit keiner in die Röhre guckt

KÖNIGSWINTER · Ehrenamtliche Paten sollen Jugendlichen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz helfen: Einen Ausbildungsplatz zu finden ist nicht leicht, erst recht nicht für die Jugendlichen, deren Lebensweg bislang nicht so gradlinig verlaufen ist. Um auch diesen jungen Menschen einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen, gibt es das Projekt "Ausbildungsbrücke".

 Jugendlichen bei der Ausbildungsplatzsuche zu unterstützen, ist Ziel des Patenprojekts. Das Bild entstand im Rahmen der Azubibörse während des Frühlingsfests in Bad Honnef bei ABB.

Jugendlichen bei der Ausbildungsplatzsuche zu unterstützen, ist Ziel des Patenprojekts. Das Bild entstand im Rahmen der Azubibörse während des Frühlingsfests in Bad Honnef bei ABB.

Foto: Frank Homann (Archiv)

Was seit zwei Jahren bereits erfolgreich unter anderem an zwei Bonner Schulen praktiziert wird, soll nun auch in Königswinter Realität werden: Ehrenamtliche Ausbildungspaten, die selbst mit beiden Beinen im Berufsleben stehen oder standen, begleiten Haupt- oder Realschüler auf ihrem Weg zu einer Lehrstelle und stehen ihnen als Mentor auch während der Ausbildungszeit zur Seite.

"Das Projekt ist bereits politisch auf den Weg gebracht", berichtet Klaus Eirich, Koordinator der "Ausbildungsbrücke". Mit der Realschule Oberpleis sowie der Drachenfelsschule in Niederdollendorf gibt es auch schon zwei konkrete Kooperationspartner. Was noch fehlt sind Menschen, die sich bereiterklären, ehrenamtlich eine Ausbildungspatenschaft für einen Jugendlichen zu übernehmen.

Der Bedarf an solchen Ausbildungspaten ist da. Zwar ist die Berufsvorbereitung ab der Klasse 8 längst fester Bestandteil des Lehrplans, "doch es gibt immer Kinder, die durchs Raster fallen, die besonders an die Hand genommen werden müssen", so Franziska Müller-Luhnau, Rektorin der Drachenfelsschule. Wo die Schule an ihre Grenzen stößt, setzt das Patenmodell an: "Die Paten stehen den Schülern ein bis zwei Mal pro Woche als Ansprechpartner zur Verfügung", erklärt Eirich.

"Sie helfen zum Beispiel beim Bewerbungen schreiben, motivieren den Jugendlichen, pünktlich zum Unterricht und zu Terminen zu erscheinen, sprechen ihm Mut zu, zu einem Vorstellungsgespräch zu gehen, und geben falls nötig auch mal Nachhilfe." Was genau gemeinsam gemacht wird, richtet sich nach den Anforderungen der Jugendlichen. "Vor allem geht es um ganz viel Motivation", so Eirich. Manche Ausbildungspaten nehmen ihre Patenkinder auch mal mit zur Arbeit oder gehen mit ihnen in der Kantine essen, um auf diesem Weg auch den einen oder anderen Verhaltenstipp fürs Berufsleben zu vermitteln.

"Was die Vorbereitung aufs Berufsleben angeht, predigen wir ab der Klasse 8 immer wieder dasselbe", berichtet Käthemarie Gundelach, Leiterin der Realschule Oberpleis. "Aber wir als Lehrer sind da eher die Theoretiker. Leute mit Berufspraxis in Industrie, Handwerk oder Wirtschaft sprechen eine ganz andere Sprache und haben somit auch einen anderen Zugang zu Jugendlichen, können anders auf sie eingehen." Wie ihre Kollegin sieht sie eine große Chance in dem Projekt.

Als Ausbildungspaten gesucht werden Menschen, die entweder noch im Berufsleben stehen oder bereits im Ruhestand sind, ganz gleich ob Malermeister, Ministerialbeamter oder Professor. "Grundsätzlich kann jeder Pate werden", so Eirich. Um beiden Seiten Enttäuschungen zu ersparen, "schauen wir uns die Leute aber vorher sehr genau an".

Mitbringen müssen Interessenten vor allem die Bereitschaft, sich auf Jugendliche einzulassen. "Viele unserer Kinder sind mit unglaublichem Misstrauen ausgestattet", so Müller-Luhnau. "Es dauert lange, bis sie sich öffnen." Sie benötigen jemanden, "der handfest ist, der Anteil nimmt an ihrem Leben. Jemanden, der ihnen mit Respekt, aber auch mit einem Quäntchen Humor begegnet."

Viele Paten, so Eirich, sehen ihr Engagement als wertvollen Bestandteil ihrer Freizeit. Sie möchten sich sozial engagieren und auf diesem Weg "etwas von dem zurückgeben zu können, was man selbst an positiver Entwicklung erfahren hat".

Ausbildungsbrücke: Die Ausbildungsbrücke ist eine bundesweite Initiative der Diakonie, an der sich derzeit 51 Schulen in 30 deutschen Städten beteiligen. Idee ist, vor allem Haupt- und Realschülern ab der achten Klasse die Begleitung durch ehrenamtliche Paten anzubieten. Sie unterstützen individuell bei der Berufsorientierung, bieten Bewerbungstraining an und helfen nicht nur, langfristig tragbare Ausbildungsverhältnisse vorzubereiten, sondern bleiben auch über die Ausbildungszeit hinweg ansprechbar. Infos gibt es unter www.ausbildungsbruecke.patenmodell.de. Interessenten können sich an Klaus Eirich, Rufnummer 0160/97598585, wenden oder eine E-Mail an Eirich@patenmodell.de schicken.

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