"Dann werden wohl die Anwälte das Wort haben"

GA-Interview mit Wolfgang Bohn - Der Vorstand der Bauwerk AG Hamburg will auf dem Gelände der Beueler Zementfabrik bauen - Moderne Büroflächen für Hightech-Dienstleister

Bonn. Als Wolfgang Bohn, Vorstand der Bauwerk AG in Hamburg, im Mai 2000 ein erstes Konzept für einen Bau auf dem Gelände der ehemaligen Zementfabrik vorlegte, sollte dort zunächst lediglich ein luxuriöses Wellness-Center für die Meridian-Spa-Gruppe entstehen. Während der weiteren Verhandlungen mit der Stadt wurde daraus ein großer Komplex, der darüberhinaus ein Fünf-Sterne-Hotel und ein IT-Zentrum vorsah.

Als die Stadt die Hotelpläne auf Eis legte, um die Pläne für ein Internationales Kongresszentrum im Regierungsviertel nicht zu gefährden, musste der Projektentwickler seine Pläne ändern. Das war im August 2001. Im November erklärte Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, die Verhandlungen mit Bohn nicht mehr fortzuführen, weil dieser die Stadt hingehalten und getäuscht habe. Die CDU will Bohn mit einem Antrag heute im Stadtrat wieder ins Boot holen. Die Fragen stellten Cem Akalin und Wolfgang Wentsch.

GA: Als Sie am 2. August 2001 erfuhren, dass auf dem Zementfabrikgelände - zumindest zunächst - kein Hotel gebaut werden sollte, mussten Sie die Wettbewerbsunterlagen überarbeiten. Wieviel Zeit gab Ihnen da die Stadt?

Bohn: Es wurde kein Terminplan festgelegt. Dies erfolgte erst einvernehmlich am 28. August 2001 bei einem Termin mit der Oberbürgermeisterin Dieckmann, Herrn Trommer, Herrn Isselmann, Herrn Hennicke und mir. Im General-Anzeiger wurde das Ergebnis veröffentlicht.

Es wurde eine Übergabe des Optionsvertrages innerhalb von vier Tagen an die Bauwerk AG vereinbart. Dies geschah dann am 27. September - also vier Wochen später. Damit war der Terminplan seitens der Stadt um vier Wochen gesprengt. Investoren ohne Vertragsunterlagen zu bewegen, sich schriftlich zu binden, ist aus nachvollziehbaren Gründen unmöglich.

GA: Und wann lagen der Stadt Ihre vollständigen Unterlagen vor?

Bohn: Die Wettbewerbsunterlagen vom 17. Oktober 2001 sind der Stadt fristgerecht zugeleitet worden. Diese Version des Wettbewerbs hat die Bauwerk AG akzeptiert und dann noch vor dem mit der Stadt vereinbarten Termin zum Versand am 2. November 2001 freigegeben.

GA: Die Oberbürgermeisterin warf Ihnen außerdem vor, Sie hätten die Stadt im Unklaren über mögliche Investoren gelassen. Was sagen Sie dazu?

Bohn: Im Termin mit der OB bestätigte ich das Interesse der ING Real Estate, sich an der Entwicklung zu beteiligen. Der Kontakt zur ING wurde über die Wirtschaftsförderung hergestellt. Ich nannte auch unsere anderen Investoren, die aber nach Nennung der ING nicht weiter beachtet wurden.

GA: Können Sie jetzt konkrete Investoren benennen?

Bohn: Die seit Monaten bei der Stadt bekannten und benannten Investoren ALBIS Immobilienentwicklung und Portfoliomanagement GmbH, Frankfurt, Gesellschafter Quandt, Drees & Sommer sowie die Communithy GmbH aus Düsseldorf, Gesellschafter zu je 50 Prozent sind die Commerzbank und Thyssen-Krupp.

GA: Was sagen Sie zu dem Vorwurf, Sie hätten die Gebühren für einen Optionsvertrag einsparen wollen und ihn deshalb nicht unterschrieben?

Bohn: Herr Zilmansky aus der Stadtplanung hat am 11. November 2001 eine E-Mail von mir erhalten, in dem ich ankündigte, den Optionsvertrag am 15. November unterschreiben zu wollen. Darauf habe ich bis heute keine Antwort bekommen.

GA: Wie hoch waren denn die Gebühren?

Bohn: Zunächst ein einmaliger Betrag von 40 000 Mark, dann je nach Planungsstand jeweils 65 000 und 130 000 Mark monatlich.

GA: Die ING Real Estate soll die Verhandlungen mit Ihnen abgebrochen haben, mit der Begründung, dass Sie keinen Optionsvertrag hätten. Daraufhin sollen Sie von der ING 900 000 Mark an Provision verlangt haben. Trifft das zu?

Bohn: Die ING Real Estate vertreten durch Frau van der Jagt war nicht bereit, Geld auszugeben. Im Beisein des Anwalts der Bauwerk AG bestätigte Frau van der Jagt, dass die ING sich an dem Projekt beteiligen wolle. Aber nur vor dem Hintergrund, dass sie Planungshoheit für die Sackfabrik Duwe behält und ein Einkaufszentrum mit Fachmärkten auf dem Dahlienfeld entwickeln kann. Als Investor für Bürogebäude wollte sie nie auftreten.

Das Märchen von einer Provisionsforderung in Höhe von 900 000 Mark wird auch durch ständiges Wiederholen nicht wahrer. Warum wird denn ein solches Schreiben nicht einfach auf den Tisch gelegt? Weil es nicht existiert und von der Bauwerk auch nie eine Provision gefordert wurde. Als der Optionsvertrag auf dem Tisch lag, zog sich die ING zurück.

GA: Nach dem Antrag der CDU sollen Sie das gesamte Uferareal bis zur Rohmühle beplanen - also sehr viel mehr als bisher. Was haben Sie damit vor?

Bohn: Falsch, der Ratsbeschluss vom März 2001, der bis heute Gültigkeit hat, besagt, dass Bauwerk und GWI den gesamten rheinseitigen Teil des Zementfabrikgeländes beplanen soll. GWI und Bauwerk vereinbarten dann in Abstimmung mit der Verwaltung, dass Bauwerk alleine der Auslober des Wettbewerbs ist. Also wird der Änderungsbeschluss der CDU/FDP die Position der Bauwerk beschneiden. Wie man bei einer Verschlechterung der Ausgangsposition von Begünstigung reden kann, ist mir unverständlich. Wenn hier eine Gesellschaft begünstigt wird, doch eindeutig die ProBonnum der Sparkasse.

Wir wollen moderne Büroflächen für Hightech-Dienstleister errichten und wie von Beginn an eine Wellness-Anlage der MeridianSpa auf circa 7000 Quadratmetern Fläche. Von der Qualität der Anlagen haben sich alle Fraktionen in Hamburg persönlich überzeugt.

GA: Welche Konsequenzen ziehen Sie, wenn Ihnen der Stadtrat heute Abend kein grünes Licht für Ihre Pläne gibt?

Bohn: Neben dem erheblichen Imageschaden, den der Standort Bonn dadurch erleiden würde, werden dann wohl die Anwälte das Wort haben.

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