Das Gnadenbild der Gottesmutter zum Anfassen

Monsignore Felix Kreutzwald zeigt Besuchern Schätze der Bonner Kreuzbergkirche - Die Herkunft der Reliquie mit Splittern des Kreuzes Jesu ist ungewiss

  Anfassen erlaubt:  Monsignore Felix Kreutzwald leitet die anschauliche Führung in der Kirche. Fotos: Heinz Engels

Anfassen erlaubt: Monsignore Felix Kreutzwald leitet die anschauliche Führung in der Kirche. Fotos: Heinz Engels

Lengsdorf. Weithin sichtbar thront die Kirche schon seit mehr als 350 Jahren auf dem Kreuzberg, strahlend weiß hebt sie sich vom Grün der Bäume ab. Seit 1638 finden Menschen aus der ganzen Republik den Weg zum Gotteshaus, um dort zu beten. Im Mittelpunkt steht dabei häufig das Gnadenbild der Mutter Maria mit ihrem toten Jesus, das die 13. Station des Kreuzwegs darstellt. Auch die Heilige Kreuzreliquie ist ein Anziehungspunkt für gläubige Christen. Beide Heiligtümer standen im Mittelpunkt einer Führung mit Kirchenrektor Monsignore Felix Kreutzwald.

40 Besucher hatten dabei die einmalige Gelegenheit, das Gnadenbild und die Reliquie aus der Nähe zu betrachten und sie sogar zu berühren. "Normalerweise steht das Gnadenbild hinter Gittern in der Seitenkapelle, und die Reliquie befindet sich im Tresor", sagte Kreutzwald. Die Reliquie werde sonst nur zum Patronatsfest am 14. September auf dem Altar ausgestellt. "Die Schnitzerei nie", sagte Kreutzwald, der seit 1971 an der Kreuzbergkirche tätig ist.

Anhand von Büchern und Archivmaterial arbeitete sich der Rektor schon seit 1971 in die Geschichte der Kreuzbergkirche und ihrer Heiligtümer ein. Verschiedene Quellen besagen, dass der belgische Schiffer Innozenz Delinoir am 6. Juni 1609 in Foy-Notre-Dame eine Eiche zum Bau eines Schiffes erwarb. Doch als diese gefällt war, stellte sich heraus, dass sie dafür völlig ungeeignet war.

Wütend bestimmte Delinoir, dass der Baum zerhackt und verbrannt werden sollte. Während dieser Arbeiten fanden die Männer im Inneren des Stammes eine Marienstatue und wertvolle Steine. Foy-Notre-Dame, das damals dem Bistum Lüttich und somit dem Erzbischof und Kurfürsten Ferdinand von Köln unterstand, entwickelte sich zum Wallfahrtsort, und auch Ferdinand besuchte 1637 das Städtchen. Dort ließ er sich ein Stück des Eichenholzes geben und beauftragte den Münchener Holzschnitzer Krumper, ein Vesperbild der Jungfrau Maria anzufertigen. Diese 31 Zentimeter hohe Pieta machte er 1638 den Serviten-Mönchen auf dem Kreuzberg zum Geschenk.

Hoffnung beim Gebet

"In der Zeit des 30-jährigen Krieges und der Pest suchten die Menschen in der Kirche Hoffnung. Von der trauernden Mutter Maria fühlten sie sich besonders verstanden und geborgen. Der Kreuzberg wurde zum Wallfahrtsort", sagte Kreutzwald. Der Rektor erklärte auch die Heilige Kreuzreliquie - Reliquie kommt aus dem Lateinischen und bedeutet zu Deutsch Überrest, sowohl eines Körpers als auch eines Gegenstandes.

Das etwa 20 Zentimeter hohe Kreuz, in das hinter einer Glasscheibe vier Splitter des Kreuzes Jesu eingearbeitet sind, befindet sich seit mindestens 1737 im Besitz der Kreuzbergkirche. Aus diesem Jahr datiert die Authentik (die amtliche Bescheinigung über die Echtheit der Reliquie) eines italienischen Bischofs, die ebenfalls auf dem Altar ausgelegt war. Nur mit einer solchen Authentik darf eine Reliquie verehrt werden.

Wie die Kreuzreliquie an den Stationsweg gelangt ist und woher sie stammt, lässt sich nicht nachvollziehen. "Die Legende besagt, dass die heilige Helena im vierten Jahrhundert das Kreuz Jesu gesucht und gefunden hat. Wie es weiterging ist ungewiss", erklärte Kreutzwald.

Bei seiner nächsten Führung wird Kreutzwald sich voraussichtlich dem kleinen Heiligtum im Park der Kirche widmen. Ein Termin steht noch nicht fest. Bis dahin können Besucher der Kreuzbergkirche, die Näheres über das Gebäude, die Heilige Stiege und die Heiligtümer wissen möchten, alles im kleinen Kirchenführer nachlesen, der neben dem Eingang ausliegt.

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