"Das ist eine Katastrophe für die Region"

Das Bundeskabinett streicht die Südtangente aus dem Bundesverkehrswegeplan - Im Siebengebirge herrscht große Betroffenheit - Bürger demonstrieren für die Entlastungsstraße

  Zuviel Verkehr:  Die Bürger der Orte im Siebengebirge klagen seit Jahren über diese Belastung.

Zuviel Verkehr: Die Bürger der Orte im Siebengebirge klagen seit Jahren über diese Belastung.

Foto: Homann

Region. Viele Menschen in der Siebengebirgsregion reagierten am Donnerstag fassungslos auf die Nachricht aus Berlin. Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch die Südtangente (B 56 n) endgültig aus dem Bundesverkehrswegeplan (BVWP) gestrichen.

Besonders die Bürger aus Ittenbach und Dollendorf wollten diese Hiobsbotschaft nicht wahr haben.

"Ich bin zutiefst enttäuscht. Meine Lastwagen müssen einen riesigen Umweg fahren, weil die L 331 für Gefahrgut-Transporte gesperrt ist. Ich hatte große Hoffnungen auf die Südtangente gesetzt. Und als Ittenbacher Bürger bin ich frustriert, weil uns jetzt die Blechlawine durch den Ortskern wohl noch lange erhalten bleiben wird", sagte Bruno Faßbender, Chef eines Lastwagen-Fuhrparks.

Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz: "Auf absehbare Zeit wird es keine alternative Lösung für die Verkehrsprobleme im Siebengebirge geben. Mit dieser Entscheidung ist die Arbeit von 30 Jahren zunichte gemacht. Das kann man keinem Menschen mehr erklären." Das Stadtoberhaupt will dennoch an der Demonstration teilnehmen und seinen Frust über das Ende der Südtangente öffentlich zeigen. Ein besseres Bus- und Bahn-Angebot stuft Wirtz als keine Alternative ein.

Als "eine Katastrophe für die Region" stuft Honnefs Bürgermeister Peter Brassel die Entscheidung ein: "Wir haben keine andere Möglichkeit, als durch die Innenstadt und das Schmelztal zur A 3 zu kommen. Die Südtangente hätte auch uns entlastet."

Iris Grupp, SPD-Ratsmitglied aus Dollendorf, ist deprimiert: "Das ist ein Schlag ins Gesicht. Uns den Bedarf abzuerkennen, ist zynisch." Sie fordert von den SPD-Bundestagsabgeordneten in der Region eine Erklärung und verkehrspolitische Alternativen.

CDU-Ratsherr Roman Limbach versteht die Welt nicht mehr: "Die Südtangente besitzt eine sehr gute Nutzen-/Kosten-Relation und ist auch aus umweltpolitischer Sicht vertretbar. Das ist keine sachliche, sondern eine rein politische Entscheidung. Warum tut man das den Menschen in dieser Region an?"

"Das ist ein neuer Schlag ins Gesicht unserer Region", sagte am Donnerstag CDU-MdB Norbert Röttgen zur Kabinettsentscheidung. Bisher war die Südtangente im "vordringlichen Bedarf", sollte aber auf Vorschlag der Bundesregierung in der jetzigen Fortschreibung in den "weiteren Bedarf mit Planungssicherheit" zurückgestuft werden.

Am 13. Mai war das Landeskabinett NRW noch einen Schritt weiter gegangen und hatte das kostspielige Straßenbauprojekt ganz aus seiner Empfehlung an Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe gestrichen ( der GA berichtete). Und diese Vorgabe hat die Bundesregierung jetzt übernommen.

Röttgen sieht die Urheber der Kabinettsentscheidung allerdings anderswo. "Verantwortlich sind die Bonner SPD, die Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, der SPD-Abgeordnete Ulrich Kelber und SPD-Landtagsabgeordneter Jochen Dieckmann. Ihnen ist es gelungen, aus lokaler Betroffenheit heraus das vielleicht wichtigste Verkehrsprojekt unserer Region zu torpedieren", so der CDU-Bundestagsabgeordnete.

"Das ist eine herbe Enttäuschung für die Menschen im Siebengebirgsraum, die seit langem auf eine spürbare Verkehrsentlastung warten." Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion werde sich im anstehenden Gesetzgebungsverfahren dafür einsetzen, dass die Südtangente im BVWP als vordringlich eingestuft werde.

In die gleiche Richtung argumentiert FDP-Bundestagsabgeordneter Andreas Pinkwart. "Wir werden im Verkehrsausschuss einen Änderungsantrag einbringen", sagte er am Donnerstag dem General-Anzeiger. "Ich halte die Streichung des wichtigsten verkehrspolitischen Projektes der Region für das völlig falsche Signal." Hier werde der Bürgerwille massiv missachtet.

Sollte es bei der Entscheidung bleiben, dann schade das der Entwicklung der Region. Der BVWP geht Ende September in die parlamentarische Beratung im Verkehrsausschuss. Der Bundestag soll laut Verkehrsministerium das Papier in der ersten Novemberhälfte verabschieden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: " Herber Tiefschlag"

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