Das Katholisch-Soziale Institut zieht von Bad Honnef auf den Siegburger Michaelsberg

SIEGBURG · Die traditionsreiche Tagungsstätte will Bad Honnef verlassen und sich in der Kreisstadt ansiedeln. 14 Monate nachdem die Benediktiner das Ende ihrer Mönchsgemeinschaft auf dem Michaelsberg verkündet haben, ist die Zukunft der fast 1000 Jahre alten Abtei gesichert.

Das Katholisch-Soziale Institut (KSI) und eine kleine Ordensgemeinschaft der Karmeliten werden auf den Michaelsberg ziehen. Außerdem bleibt das Edith-Stein-Exerzitienhaus des Erzbistums ebenfalls in der Abtei.

Das teilte Dominik Schwaderlapp, Generalvikar des Kölner Erzbistums, am Montag mit. "Ich freue mich, dass der Michaelsberg damit wieder zu einem Leuchtturm des geistlichen Lebens wird", sagte Schwaderlapp. Ehe das 1947 von Kardinal Frings gegründete und seit 1953 in Bad Honnef beheimatete KSI auf den Michaelsberg zieht, muss die Abtei allerdings aufwendig saniert und modernisiert werden. Schwaderlapp rechnet damit, dass wegen der umfangreichen Arbeiten der Umzug des KSI frühestens 2015 oder 2016 vollzogen wird.

Hermann J. Schon, Finanzdirektor des Erzbistums, rechnet "nach einer ersten groben Kostenschätzung" mit Ausgaben in Höhe von mindestens 40 Millionen Euro. Ein Teil des Geldes soll durch den Verkauf der Bad Honnefer KSI-Immobilie wieder hereinkommen, der Rest wird durch Umschichtungen im Haushalt des Erzbistums aufgebracht.

Sechs Priester vom Orden der Unbeschuhten Karmeliten (OCD) werden bis spätestens Ende 2013 in den bisher als Jugendgästehaus genutzten Teil der Abtei ziehen. Die aus Indien stammenden Ordensleute werden in der Abteikirche wieder tägliche Gottesdienste feiern und wollen im Umfeld des Michaelsberges auch seelsorgerisch tätig werden.

Das Katholisch-Soziale Institut wird in die bisherigen Klosterräume ziehen. Das KSI organisiert mit seinen 60 Mitarbeitern, die gestern über den Umzug informiert wurden, Erwachsenenbildung im Sinne der katholischen Soziallehre, führt Kurse und Tagungen durch. Themen sind unter anderem Arbeitnehmer- und Frauenbildung, Medienkompetenz, Zukunftsfragen und kulturelle Bildung. An den Veranstaltungen des KSI nehmen jährlich mehr als 17.000 Menschen teil.

"Es galt, für die Abtei eine Lösung zu finden, die sowohl zu einem Kloster als auch zu unserem Exerzitienhaus passt", sagte Schwaderlapp. "Denn eine solche Einrichtung muss dem Leuchtturmcharakter des Ortes entsprechen. Deshalb geriet das KSI in den Fokus unserer Überlegungen. Denn auch das KSI ist ein Leuchtturm - ein Leuchtturm, der durch die katholische Soziallehre in die Gesellschaft ausstrahlt."

Einer breiten Öffentlichkeit will das Erzbistum seine Zukunftspläne für den Michaelsberg am Mittwoch, 1. Februar, ab 19.30 Uhr in einer Informationsveranstaltung in der Abtei vorstellen.

Chronologie: Um das Jahr 800 wird auf dem Siegberg die Burg der Grafen vom Auelgau errichtet. 1064 gründet dort der Kölner Erzbischof Anno die Benediktinerabtei, die ununterbrochen bis zur Aufhebung unter Napoleon 1803 besteht. Bis 1914 dient die Abtei nacheinander als Kaserne, Irrenanstalt und Zuchthaus. Am 2. Juli 1914 besiedeln Benediktiner aus den Niederlanden das Kloster erneut, das aber schon 1941 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und geschlossen wird. Weihnachten 1944 wird die Abtei bei einem alliierten Bombenangriff fast völlig zerstört. 1945 kehren die Mönche zurück und bauen das Kloster wieder auf. 1997 wird das Edith-Stein-Exerzitienhaus gegründet. Im Mai 2010 wird die Krise auf dem Berg offenbar, am 8. November 2010 verkünden die Mönche, dass sie Siegburg nach 947 Jahren verlassen.

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