GA-Serie "Rheinische Redensarten" Dat maache mer ens mangs

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Das machen wir mal geschmeidig.

Das machen wir mal geschmeidig.

Foto: GA-Grafik

Im Rheinischen gibt es Begriffe, die kennt man, oder die kennt man nicht, aber man kann sie nur äußerst schwer herleiten. Ein solches Wort steckt in der Redewendung: „Dat maache mer ens mangs.“ Die Mundartsprecherin, die uns diesen Satz zugespielt hat, verfügt gleichzeitig über Kölsche wie über Bönnsche Wurzeln. Das kann ein Vorteil sein, wenn man bedenkt, dass der rheinische Dialekt je nach Region und teilweise sogar von Ort zu Ort variieren kann. Die pointierte Übersetzung ins Hochdeutsche kann folgendermaßen sein: Das machen wir mal geschmeidig. Die Vokabel „geschmeidig“ ist hier ganz klar augenzwinkernd gemeint, wird es doch im Alltag etwa eingesetzt, wenn der Rheinländer an sich einmal einen verspannten Rücken hat und sich mal schnell massieren lassen muss. Dann wird der Rücken mangs oder geschmeidig gemacht. Und zwar mit voller Kraft voraus.

Im Bönnsch-Wörterbuch von Herbert Weffer steht für mangs die Übersetzung: weich, zart, biegsam. Adam Wrede seinerseits spricht im kölnischen Sprachschatz von: weich, samtartig. Er sieht die Anwendung etwa auf die Beschaffenheit von Leder bezogen.

Und Sprachforscher Peter Honnen übersetzt aktuell: mürbe, breiig, weich, zerfließend. Der Camembert kann also mangs sein, der Muskel, aber auch der Teig. Hier wird etwas geknetet bis es weich, breiig und eine durchgehend homogene Masse ist. So weit, so klar.

Wie Honnen gefunden hat, gibt es im ländlichen Raum allerdings auch noch eine uralte Bedeutung, die sich auf das Vieh bezieht und: unfruchtbar meint.

Es würde hier zu weit führen, in die historischen Details zu gehen, aber der Begriff ist laut Sprachforscher Honnen relativ stringent zurückzuführen über vorgermanische und vorromanische Sprachen bis ins Indogermanische und den Wortstamm „mend“. „Es ist eine ehrfurchtgebietende Vorstellung, dass sich hier in Teilen des Rheinlands über Jahrtausende ein Wort gehalten hat, das sonst nirgendwo mehr zu hören ist“, sagt Honnen mit der Begeisterung des Fachmannes.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter rheinisch@ga.de. Die „Rheinischen Redensarten“ aus der wöchentlichen Kolumnenserie des General-Anzeigers sind als Buch erschienen und im Handel zu haben. Das gedruckte Werk hat die Edition Lempertz verlegt, ISBN: 978-3-96058-211-3, es kostet 9,99 Euro.

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