Deponiegas wird verdichtet und analysiert

Friedhof Platanenweg in Beuel mit 120 Bohrlöcher perforiert - Ein Container, der keiner ist

Beuel. "Ein Schandfleck", sagt Heinz Schmidt, noch während er aus dem Auto aussteigt. "Dazu noch einer, der jede Menge Müll anzieht", ergänzt der Pensionär, der bis vor sieben Jahren im Liegenschaftsamt gearbeitet hat. Gemeint ist das stählerne Ungetüm, das grün-grau und mit Graffiti beschmiert am Zaun des Friedhofs Platanenweg steht - keine 30 Schritte vom Bahnübergang entfernt, der die Gerhardstraße die meiste Zeit des Tages in zwei Hälften teilt. Fünf Meter lang, zweieinhalb Meter hoch und ebenso breit: Der Koloss sieht fast so aus wie jene Container, mit denen die Güterzüge Handelswaren aller Art kreuz und quer durch Deutschland transportieren. Aber eben nur fast.

Dass mehr drinsteckt, verraten die sieben mit Flanschen bestückten Rohransätze - die allerdings derzeit mit Cola- und Bierdosen vollgestopft sind. Und auch der aufgebrochene Sicherungskasten, dessen Drähte rausgerissen und verrostet sind, signalisiert: Hier steht kein simpler Container, sondern mehr.

Schmidt, der regelmäßig vorbeikommt, wenn er das Grab seines Vaters besucht, hat sich umgehört. Ergebnis: Das laut Typenschild 1982 in der DDR gefertigte Teil sei ein Pumpencontainer, mit dessen Hilfe früher einmal der Friedhof bewässert wurde.

Friedhof stimmt, der Rest aber nicht. Der Container ist in Wirklichkeit eine so genannte Verdichterstation. In der soll das Deponiegas analysiert werden, das sich im Friedhofsboden nebenan bildet. "Das Gelände dort war nämlich früher eine große städtische Müllkippe", erläutert Horst Schüffelgen, Abteilungsleiter im städtischen Umweltamt. "Und in der gärt es heute."

Vor der Analyse muss erst einmal fleißig gebohrt werden. Schon jetzt haben Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde den Friedhof mit 120 armdicken Löchern perforiert. Weitere Bohrungen sollen folgen.

Die eigentliche Altlasten-Untersuchung sieht dann so aus: An die Verdichterstation werden bis zu sechs Rohrleitungen angeschlossen. Mit deren Hilfe saugen die Mitarbeiter der Wasserbehörde das Gas aus den Bohrlöchern, das dann in dem Container verdichtet und analysiert wird.

"Wenn wir die Zusammensetzung der Gase kennen, wissen wir, wie das Gelände saniert werden kann", erläutert der Amtsleiter. Laut Schüffelgen soll die Saugerei noch im Laufe dieses Jahres losgehen. Dazu wird der Stahlbehälter, der bis vor zwei Jahren auf der Deponie Buschdorf im Einsatz war, mit Technik bestückt und auf den Friedhof verlagert - damit es bis zum Gas nicht so weit ist.

Bleibt mit Heinz Schmidt zu hoffen, dass vorher die Graffiti-Schmierereien beseitigt werden: Damit sich der "Schandfleck" in einen grün-grauen Saubermann verwandelt, der auf dem Friedhof nicht weiter auffällt.

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