Der Fall Hannah

Vom Verschwinden der 14-Jährigen bis zur Festnahme des Verdächtigen vergingen zwei Wochen - Eine Chronik der Ereignisse

Der Fall Hannah
Foto: dpa
  • 29. August 2007: An diesem Mittwochabend fährt Hannah von ihrem Freund in Thomasberg mit dem Bus nach Oberdollendorf-Mitte. Dort steigt sie in die Stadtbahn, die sie um 20.28 Uhr an der Haltestelle Oberdollendorf-Nord verlässt, um zu ihrem 400 Meter entfernten Elternhaus in der Kantstraße zu gehen. Eine Videokamera in der Bahn liefert das letzte Bild der 14-jährigen Schülerin. Als Hannah nicht nach Hause kommt, informieren die Eltern die Polizei.
  • 30. August: Die Polizei richtet eine Sonderkommission "Hannah" ein. Mit einem Großaufgebot suchen Beamte das Gebiet rund um die Haltestelle nach der 14-jährigen Schülerin ab. Ergebnislos. Ihre Mitschüler der Jugenddorf-Christophorusschule (CJD) in Königswinter, deren achte Klasse sie besucht, helfen bei der Suche und verteilen Flugblätter.
  • 31. August: Das CJD hat Anlaufstellen für die Schüler eingerichtet, ein Kriseninterventionsteam mit 32 Notfallseelsorgern und Kräften des Malteser Hilfsdienstes steht Schülern, Lehrern und Eltern zur Seite. Die Schule wird von Fernsehteams belagert.
  • 3. September: An diesem Montagmorgen wird die Suche intensiviert. 200 Polizeibeamte kämmen erneut das Gebiet um die Haltestelle ab. Gegen 12.30 Uhr finden Beamte Hannahs Leiche auf dem Gelände eines Autohauses an der Oberkasseler Straße - rund 300 Meter von der Haltestelle entfernt. Die Polizei erhöht ihre Präsenz in Oberdollendorf, um dem Schutzbedürfnis der beunruhigten Menschen nachzukommen.
  • 4. September: Die Mordkommission wird auf 20 Personen aufgestockt. Am Wegekreuz an der Cäsariusstraße, in der Nähe des Fundortes, legen trauernde Menschen Blumen, Grablichter und Teddybären für Hannah nieder. Auf der Internetseite des CJD wird ein Trauerbuch eingerichtet, in dem sich minütlich bis zu 20 Menschen eintragen.
  • 5. September: An einem beeindruckenden, etwa drei Kilometer langen Lichterweg vom Wegekreuz in Oberdollendorf zum CJD beteiligen sich 6 000 Menschen, überwiegend Schüler aus Königswinter und Oberkassel. Viele Jugendliche nehmen anschließend bei einer Andacht in der Aula Abschied von ihrer Mitschülerin. Tagsüber hatte die Polizei Mitarbeiter des Autohauses zu einer freiwilligen Speichelprobe gebeten, nachdem zuvor DNA-fähiges Material am Fundort gesichert werden konnte. Die Speichelprobe führt schließlich zur Überführung des 25-jährigen Zdenek H., der freiberuflich als Autopfleger auf dem Gelände des Autohauses beschäftigt war.
  • 6. September: Die Polizei hat mehr Arbeit, Meldungen und Gerüchte in den Medien zu dementieren als eigene Erkenntnisse bekanntzugeben. Insgesamt geht die Polizei bis zur Festnahme des Täters 359 Hinweisen aus der Bevölkerung nach, über 500 Personen werden verhört.
  • 8. September: 1 000 Schüler, Eltern und Lehrer nehmen bei einer bewegenden Trauerfeier in der CJD-Aula Abschied von Hannah. Dort wird ihr Lieblingslied "Don't matter" von Akon gespielt. Anschließend lässt die Trauergemeinde rote und weiße Luftballons in den Himmel steigen.
  • 12. September: Die Polizei nimmt den tschechischen Staatsbürger Zdenek H. in seiner Wohnung an der Heisterbacher Straße in Oberdollendorf fest, nur 800 Meter vom Fundort entfernt. Hannahs Eltern werden am Abend von einem Opferschutzbeamten der Polizei und einem Seelsorger, die sich die ganze Zeit über intensiv um die Familie kümmern, informiert.
  • 13. September: Der Tatverdächtige hat ein detailliertes Geständnis abgelegt, wie Oberstaatsanwalt Fred Apostel in einer von einem großen Medienecho begleiteten Pressekonferenz mitteilt. Die 21. von 152 Speichelproben hat den Täter überführt.
  • 14. September: Hannah wird auf dem Waldfriedhof in Oberdollendorf beigesetzt. Der Beisetzung wohnen 100 von der Familie geladene Gäste bei.
  • 5. November: Die Staatsanwaltschaft gibt die Anklage bekannt mit Einzelheiten der Tat. Ein schlimmer Tag für Hannahs Familie und ihre Mitschüler, die von vielen Details überrascht werden, die sie erst beim Prozess erwartet hatten. (mel)
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