"Der ganze Zirkus ist mir nicht recht"

Maria Bell-Becher vermutet eine Jagdfehde hinter dem angeblich bei Remagen erschossenen Luchs - Jagdpächter stellt Strafanzeige gegen Unbekannt - 3 000 Euro Belohnung für Hinweise

Remagen. 14 tote Strauße, ein angeblich von einem Jäger erschossener Luchs, Strafanzeigen und die genervte Besitzerin der Straußenfarm auf dem Gemarken-Hof oberhalb von Remagen: "Der ganze Zirkus ist mir nicht recht", sagt Maria Bell-Becher.

Hintergrund ist der, dass vor kurzem innerhalb weniger Tage 14 Strauße auf der Farm von Maria Bell-Becher zu Tode kamen. Die Ursache ist unklar. Die Tiere waren enthauptet, die Köpfe verschwunden. Weil zunächst jüngere Strauße tot aufgefunden wurden, hielt Bell-Becher einen Fuchs für den Täter. Drei Jäger, die in der Eigenjagd der Frau jagen dürfen, setzten sich Nächte lang an, um den Räuber zu erwischen. Vergebens, aber immerhin hörte das Töten der Strauße auf.

Plötzlich tauchte in der brütenden Sommerhitze ein weiterer Akteur auf, nämlich ein Luchs. Der größten europäischen Katze mochte man das Töten von Straußen wohl zutrauen. Außerdem nahm sich ein Kölner Boulevard-Blatt der Sache an.

Wie Bell-Becher dem General-Anzeiger sagte, sei der dortigen Redaktion das Foto eines toten Luchses anonym aus Remagen zugespielt worden. "Was da jetzt für ein Zug abgeht, kann ich mir gar nicht vorstellen", sagte Bell-Becher am Dienstag. Den Abschuss eines Luchses zu behaupten, sei "ein starkes Stück", zumal einer ihrer Jäger ein Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes ist.

Wäre denn tatsächlich ein Luchs durch einen Jäger getötet worden, wäre dessen jagdliche Karriere schlagartig beendet, falls man ihn erwischt. Denn Luchse sind über das Jagdrecht streng geschützt, das Bundesjagdgesetz enthält für Zuwiderhandlungen einen eigenen Straftatbestand und regelt entsprechende Folgen. "Da ist der Jagdschein weg und mit dem sind dann auch alle Waffengenehmigungen futsch", sagt Jägerschaftsvorsitzender Jürgen Kindgen.

Bell-Becher ist sogar der Überzeugung, "da will einer den Jägern eins auswischen". Das klärt indes immer noch nicht den Tod der Strauße. Die hat Bell-Becher dummerweise entsorgen lassen, ohne dass die Todesursache untersucht wurde. Gleichwohl kommt ein Luchs als Straußjäger nicht in Frage.

Ingrid Hucht-Ciorga von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung in Bonn glaubt nicht an den Räuber mit den Haarpinseln an den Ohren. Die promovierte Wildwissenschaftlerin sagte am Dienstag, dass meist Füchse die Köpfe ihrer Beute wegschleppen, Luchse nicht. Außerdem gebe es keine gesicherten Beweise über Luchsvorkommen dort und in der wissenschaftlichen Literatur keine Beobachtungen dieser Art.

Der Remagener Jagdpächter Paul Wieland hat am Dienstag Anzeige gegen Unbekannt erstattet und 1 000 Euro Belohnung für Hinweise ausgelobt. Auch Landesjagdverband und Nabu wollen sich gemeinsam für eine Aufklärung einsetzen und lobten am Dienstag ebenfalls je 1 000 Euro Belohnung aus.

Bleibt die Frage, woher das Foto eines möglicherweise erschossenen Luchses stammt. Kindgen: "An solch ein Foto wird heute per Internet leicht heranzukommen sein."

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