Der kölsche Jedermann kehrt nach Heisterbach zurück

Nach zwei Jahren bringt die Sproch- und Spelljrupp Niederdollendorf in der Chorruine Geschichte von Hochmut und Selbsterkenntnis erneut auf die Bühne - Besetzungsliste fast unverändert

Der kölsche Jedermann kehrt nach Heisterbach zurück
Foto: Frank Homann

Königswinter-Heisterbach. Gespenstisch ist die Heisterbacher Chorruine plötzlich in Rauch und rotes Licht getaucht. Tod und Teufel (Theo Schäfer und Martin Klingmüller) melden gleichermaßen Interesse am jämmerlichen Leben des Jedermann an.

Der will das zunächst nicht glauben, muss aber schließlich feststellen, dass Geld im Leben nicht alles ist: Schon vor zwei Jahren führte die Sproch- und Spelljrupp Niederdollendorf "Et kölsche Spell vom Jedermann" in der Chorruine auf. Etwa 2 500 Zuschauer nahmen - trotz Regenwetters - die sechs Aufführungen damals mit Begeisterung auf.

Jetzt hat die Spelljrupp das Stück wieder ins Programm genommen, und selbstverständlich finden die Aufführungen wieder in und vor der Kulisse Chorruine statt. Das Stück verfasste der Kölner Autor Richard Griesbach, der es Anfang der 90er Jahre der seinerzeitigen Spielleiterin Hildegard Heinen übergab.

Allerdings sollte es noch bis zum Sommer 2006 dauern, bis die Laienspielvereinigung das Werk aus Anlass ihres 25-jährigen Bestehens auf die Bühne brachte.

Griesbach hat ein eigenständiges Stück zur bekannten "Jedermann"-Thematik verfasst. Keineswegs handelt es sich um eine bloße Übersetzung der klassischen Vorlage. Die Mundart tut das Ihrige dazu und verleiht dem Stück einen eigenständigen Charakter.

Der wohlhabende "Jedermann" (Hans-Theo Handrick) genießt das Leben in vollen Zügen. Nach und nach versündigt er sich immer mehr und tritt die Gefühle seiner Mitmenschen mit den Füßen. "Das Spiel vom Leben und Sterben des reichen Mannes", so der Untertitel bei Hugo von Hofmannsthal (1874-1929), nimmt seinen Lauf.

Hans-Theo Handrick als Jedermann verstand sich bereits vor zwei Jahren beeindruckend darauf, den Hochmut des Lebemannes treffend in den Zuschauerraum zu transportieren. Szene um Szene schlug er die anfängliche Mahnung des Spielleiters Lothar Vreden, Gott zu ehren ("Hald en üch warm als joode Fründ"), in den Wind. Einen arroganten Unsympath, so würde man die Figur wohl heute nennen.

Und wieder sind rund 40 Schauspieler der Sproch- un Spelljrupp und etwa zehn Techniker auf und an der Bühne aktiv. Kurz nach Karneval nahmen sie unter der Leitung von Regisseur Friedrich Müller die Probenarbeit auf. Einige neue Akteure sind dabei, da einige Schauspieler vom Sommer 2006 nicht teilnehmen können.

Zu den neuen Spielern gehören Bernd Gräf als Teufel und Franz Müller, der Bruder des Spielleiters, in der Rolle des Tünn, einer der drei Freunde des Jedermann. Ansonsten bleibt die Besetzung in den zentralen Rollen unverändert.

Theo Schäfer, der wieder als "Tod" zu sehen sein wird, freut sich, wie alle anderen, schon lange auf die Aufführungen. "Der umfangreiche Text war schnell wieder präsent, so dass man recht schnell wieder in die Detailarbeit bei den Proben einsteigen konnte", berichtet er. Das Stück besteht aus über 20 ineinander übergehenden Szenen.

So war es möglich, anfangs in kleinen Gruppen zu proben, was gerade den neuen Spielern den Einstieg sehr erleichterte. Mit der warmen Jahreszeit verlagerte man die Proben zunehmend in die Ruine. "Es wird Zeit, dass es los geht", sagt die Vorsitzende der Spelljrupp, Margret Leischner, die 1981 die Gruppe mit ins Leben rief. Sie hofft nur "dass wir mit dem Wetter mehr Glück haben als vor zwei Jahren".

Die Aufführungen

Die Jedermann-Aufführungen sind am 6. und 7. ,13. und 14. September. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, Einlass ist um 19 Uhr. Die Stadt Königswinter erinnert an die begrenzte Zahl von Parkplätzen und regt an, Fahrgemeinschaften zu bilden bzw. etwas weiter von der Ruine entfernte Parkplätze zu wählen.

Der Eintritt beträgt, wie vor zwei Jahren, 18 Euro. Kinder bis zu 14 Jahren haben freien Eintritt. Karten sind erhältlich im GA-Ticketshop sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen Lotto-Toto Helbig in Oberdollendorf, A.nettes Moden in Heisterbacherrott und Oberpleis, Bäckerei Blesgen in Ittenbach und Aegidienberg, die Dollendorfer Bücherstube sowie Spielwaren Hochgeschurz in Oberkassel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort