Der Schlamm aus dem Rhein gefriert sofort

Die Kälte lässt die Auf- und Reinigungsarbeiten nach dem Hochwasser in Bonn langsamer als geplant vorangehen - Neue Schutzwand hat sich bewährt

Bonn. Ganz Bonn bibbert. In Stadt und Region herrscht fast sibirische Kälte - in einigen Teilen rutschten die Temperaturen in der Nacht in den zweistelligen Minusbereich, am Tag kamen sie nicht über minus drei Grad hinaus. Doch Hoch "Bärbel" hat in diesen Tagen noch mehr zu bieten: Reichlich Sonnenschein und blauer Himmel. Das und die immer noch vorhandene dünne Schneedecke haben am Mittwoch für einen Wintertag wie aus dem Bilderbuch gesorgt.

Während viele dieses Wetter genießen, bedeutet er für die Rheinanrainer jede Menge zusätzlicher Arbeit. Die Reinigung der durch das Hochwasser vollgelaufenen Keller und Wohnungen dauert länger und ist schwieriger als gedacht, weil durch die Eiseskälte Schlamm und Dreck am Boden festgefroren sind.

Die Minustemperaturen bekommt auch die Feuerwehr zu spüren. Der Einsatzleiter der Feuerwehr, Thomas Wenning: "Das Wasser, das wir aus den Garagen pumpen, gefriert in Minutenschnelle auf der Straße. Wir müssen sofort mit Salz nachstreuen." Eine Anwohnerin der Rheinaustraße in Beuel berichtet, ihr Garten sei eine einzige Eisfläche.

Auch die Mitarbeiter des Stadtreinigungsamtes müssen sich umstellen.

Normal heißt es: Kehren, fegen, spritzen, doch das lässt die Kälte einfach nicht zu. Eingefroren ist die neue Schutzwand der Feuerwehr in der Steinerstraße. "Sie hat sich sehr bewährt", sagt Wenning, "anstatt bis 8,05 konnten wir bis Pegelstand 8,30 Meter trockenen Fußes Stege bauen." Mit der Barriere habe die Feuerwehr "sechs bis acht Stunden Zeit für den Stegebau gewonnen".

Unterstützung beim Auspumpen hat die Feuerwehr am Mittwoch vom Bundesgrenzschutz bekommen. Wenning: "Wir sind sehr froh darüber, denn der BGS verfügt über das notwendige Know-How."

Feuerwehr, BGS und Stadtreinigungsamt nehmen ihre Arbeit zwar ernst, doch mit dem zurückgehenden Wasser sind sie auch schon wieder zum Scherzen aufgelegt. So meinte ein Stadtsprecher, angesprochen auf die Kälte: "Wir haben schon 20 000 Föns zum Auftauen bestellt." Und Wenning sagte: "Bei der Schutzwand müssen wir wohl auf Tauwetter hoffen - oder einen Tauchsieder zu Hilfe nehmen."

Der Rhein hat sich unterdessen weiter in sein Bett zurück gezogen.

Stand der Pegel am frühen Morgen noch bei über acht Metern, so sank er bis 18 Uhr auf knapp 7,50 Meter. So können die Fähren Niederdollendorf-Bad Godesberg und Bad Honnef-Rolandseck wieder normal verkehren. Die Fähren Königswinter-Mehlem und Mondorf-Graurheindorf fallen jedoch vorerst weiter aus. "Leinen los", hieß es aber für die neun Schiffsführer, die seit Freitag vergangener Woche im Rhein auf Beueler wie auf Bonner Seite wegen der Flut festlagen.

Die Meteorologen versprechen für die Region Bonn zumindest für Donnerstag noch einen schönen, aber erneut kalten Tag. Danach wechseln sich Sonne und Wolken bei Temperaturen um minus zehn Grad in der Nacht und minus sechs am Tag ab. Am Freitag werde es etwas wärmer. Aus einem relativ wolkenverhangenen Himmel könnte etwas Schnee fallen.

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