Neuer Straßenname auf dem Weg zum BKA Der SS-Mann hat ausgedient

MECKENHEIM · Die Meckenheimer Zufahrt zum Bundeskriminalamt heißt nun Gerhard-Boeden-Straße und nicht mehr Paul-Dickopf-Straße.

 Enthüller: BKA-Präsident Jörg Ziercke (links) und Bürgermeister Bert Spilles.

Enthüller: BKA-Präsident Jörg Ziercke (links) und Bürgermeister Bert Spilles.

Foto: Wolfgang Kaes

Autofahrer, die sich am Montag von ihrem Navigationsgerät zum Festakt leiten ließen, mussten zwangsläufig noch die alte Adresse Paul-Dickopf-Straße eintippen, auch wenn die neuen Straßenschilder bereits aufgehängt waren. Und zum Ende der Feierstunde am Nachmittag enthüllten BKA-Präsident Jörg Ziercke und Meckenheims Bürgermeister Bert Spilles vor der Einfahrt zum Bundeskriminalamt das Metallschild mit der neuen Postadresse, die seit Montag und fortan gilt: Gerhard-Boeden-Straße 2.

Schon die Musikfarbe deutete an, wie viel sich beim Bundeskriminalamt seit der Gründung vor 61 Jahren verändert hat: Die Jazz-Combo des Bundespolizeiorchesters umrahmte die Festreden mit Titeln von Herbie Hancock, Pat Metheny und Jim Morrison.

Die Umbenennung der Zufahrtstraße am Meckenheimer BKA-Standort hat eine längere Vorgeschichte. In seinem Buch "Die zweite Schuld" beklagt der Publizist Ralph Giordano die reibungslose Integration ehemaliger NS-Aktiver in Schlüsselpositionen der jungen Bundesrepublik und die damit einhergehende Kontinuität des Denkens und Handelns.

Das ließ BKA-Präsident Jörg Ziercke keine Ruhe, und so beauftragte er Historiker der Universität Halle-Wittenberg mit der Erforschung der Frühgeschichte seiner Behörde. Eines der im September 2010 veröffentlichten Ergebnisse: Ausgerechnet Paul Dickopf, der Namensgeber der Zufahrtstraße und selbst ehemaliger SS-Offizier, war 1950 als Beamter im Bundesinnenministerium für die Rekrutierung des Personals des Bundeskriminalamtes zuständig, das ein Jahr später gegründet wurde.

1958 waren von 47 Führungspositionen 33 mit ehemaligen SS-Leuten besetzt. Von 1965 bis 1971 war Dickopf selbst BKA-Präsident - und zugleich bezahlter CIA-Spion in den eigenen Reihen. "Die Zeit unter dessen Nachfolger Horst Herold kam einer Neugründung gleich", sagte Ziercke am Montag.

Mit Herold und der Reformierung eng verbunden ist der Name Gerhard Boeden. Bürgermeister Bert Spilles und der Meckenheimer Stadtrat kamen Zierckes Bitte nach einer Umbenennung der Straße gerne nach, zumal Boeden Meckenheimer Bürger war - wie so viele andere der heute 900 BKA-Bediensteten, die "mit ihren Familien gern Wurzeln schlugen", so Spilles: "Das BKA ist der größte Arbeitgeber in unserer Stadt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort