Der Wald rund um Schloss Drachenburg wird zur Streuobstwiese

Kreischende Motorsägen geben dieser Tage im Siebengebirge den Ton an. Seit Fastnachtsdienstag roden die Mitarbeiter der Niederkasseler Garten- und Landschaftsbaufirma Schumacher den Laubholzforst.

Der Wald rund um Schloss Drachenburg wird zur Streuobstwiese
Foto: Frank Homann

Siebengebirge. Kreischende Motorsägen geben dieser Tage rund um Schloss Drachenburg den Ton an. Seit Fastnachtsdienstag roden die Mitarbeiter der Niederkasseler Garten- und Landschaftsbaufirma Schumacher den nahe gelegenen Laubholzforst.

Unterhalb und oberhalb der historischen Rosskastanienallee und der Brücke über die Zahnradbahn, über die der Wanderer künftig den historischen Haupteingang des Schlosses erreichen wird, fallen zwischen 600 und 700 Bäumen, wie Firmenmitarbeiter Ulrich Reitemeyer berichtet.

Die größten sind gut 30 Meter hoch. Die bis zu 25 Mitarbeiter der Firma, die seit zehn Tagen im Einsatz sind, haben alle Hände voll zu tun. Bis zum Sonntag müssen nach dem Naturschutzgesetz - aus Rücksicht auf die Vogelwelt - alle Fällarbeiten beendet sein.

Weil die gerodete Fläche nicht befahren werden darf, werden die Bäume mit 50 Meter langen Stahlseilen von schweren Traktoren mit einer Zugkraft von vier bis fünf Tonnen aus dem Gelände gezogen. Die Niederkasseler Firma hat den Auftrag erhalten, im Rahmen des Leitprojektes der Regionale 2010 "Integriertes Landschaftspflegewerk" den vorhandenen Wald zu fällen und das gerodete Areal anschließend in eine Streuobstwiese umzuwandeln. So wie es früher war.

Denn wo sich in der jüngeren Vergangenheit vor allem Ahorn, vereinzelte Eschen und wilde Kirschen breit gemacht hatten, wird die Firma demnächst mit einem Anspritzverfahren Grassamen aussäen, so dass wieder eine Streuobstwiese wachsen wird. Dazu werden Apfel-, Birn-, Pflaumen- und Kirschbäume gepflanzt.

Zwei ziemlich krüppelige Exemplare, wahrscheinlich Apfelbäume, haben die Arbeiter stehen lassen. Weniger als ein Versprechen für die Zukunft als ganz banal als Aussichtsbäume für Greifvögel. "Das macht man immer so bei Rodungen. Die Vögel brauchen ja einen Startplatz", sagt Reitemeyer.

Wo jetzt gerodet wird, soll es in Zukunft so aussehen wie auf der Streuobstwiese unterhalb des immer mehr verfallenden Burghofes. Der Talweg, der vom Burghof über zwei Feuchtbiotope Richtung Nachtigallental führt, wird zurückgebaut. Dafür wird der historische Weg zwischen Burghof und Kastanienallee wiederhergestellt. Dazu werden die Kastanien wieder aufgeforstet. Drei alte Bäume mussten gefällt werden, weil sie zu morsch waren und eine Gefahr für Spaziergänger dargestellt hätten.

Apropos Spaziergänger. Die Mitarbeiter des Rodungsunternehmens staunten nicht schlecht, als sechs Wanderer wohlgemut über die "Baustelle" marschierten, obwohl der Weg mit Gittern und Flatterbändern gesperrt worden war. Das Hinweisschild "Baumfällung. Durchgang verboten. Lebensgefahr!!!" hatten sie geflissentlich ignoriert. "Da kann man nicht Augen genug haben", zeigte sich Reitemeyer verwundert.

Viel hätte nicht gefehlt, dann wäre der komplette Wald zwischen Drachenburg und Hirschburg verschwunden. Nur ein paar Reihen mächtiger Buchen oberhalb der Hirschburg verstellen den Blick. Die Burgen haben eine Gemeinsamkeit: Sie wurden von Kirchenbaumeister Gerhard Franz Langenberg erbaut.

Freigelegt werden die im Laufe der Jahre zugewachsenen Sichtachsen zwischen Schloss Drachenburg, Vorburg, Burghof und Dechendenkmal. Historische Sichtbeziehungen spielen überhaupt eine wichtige Rolle im Konzept des Strukturprogramms Regionale 2010. "Man sieht vom Eselsweg nur wenig vom Rhein. Auch hier werden vereinzelt Bäume in der Sichtachse gekürzt", sagt Anya Geider von der Stadtverwaltung.

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