Deutschlandspiel via Internet: In vielen Betrieben verboten

Fußball-Weltmeisterschaft und Arbeitszeit, da stoßen Welten aufeinander. Zumindest wenn es darum geht, Spiele am Fernseher verfolgen zu können. Leicht gemacht hat es sich da der Kreistag von Ahrweiler.

Deutschlandspiel via Internet: In vielen Betrieben verboten
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Kreis Ahrweiler. Fußball-Weltmeisterschaft und Arbeitszeit, da stoßen Welten aufeinander. Zumindest wenn es darum geht, Spiele am Fernseher verfolgen zu können. Leicht gemacht hat es sich da der Kreistag von Ahrweiler. Normalerweise tagt das oberste AW-Gremium ab 14.30 Uhr.

Das ist am Freitag anders. Die Politiker fangen mit ihrer Tagesordnung einfach später an, nämlich um 16.30 Uhr. Dann hat das deutsche Team hoffentlich Serbien bereits eine Rückfahrkarte verpasst. Anders sieht es hingegen für die Mitarbeiter des Kreishauses aus.

Kreissprecher Jürgen Kempenich: "Klar ist, Dienst und Bürgerservice gehen bei uns vor. Außerhalb der gleitenden Arbeitszeit können die Mitarbeiter nach gegenseitiger Vertretungsabsprache dienstfrei oder Urlaub nehmen, um die WM zu verfolgen."

Fußball-WM Unser großes WM-SpecialVolksbankvorstand Elmar Schmitz ist selber ein eingefleischter Fan der Löw-Equipe. Seinen Mitarbeitern ist es erlaubt, die Deutschland-Spiele auf den Fernsehern in den Filialen zu schauen, sofern der Kundenbetrieb es zulässt. Laufen normalerweise nur Wirtschaftsnachrichten über den Bildschirm, darf zum Beispiel am Freitag ab 13.30 Uhr auf die WM umgeschaltet werden.

Das freut die Banker, denn auch unter den eher nüchtern denkenden Finanzmenschen können Fußball-Enthusiasten sein. Fernsehgeräte stehen auch in der Ahrweiler Polizeiwache: im Funkraum und im Sozialraum. "TV nebenbei" ist erlaubt, wobei die dienstlichen Aufgaben jedoch absolute Priorität haben. Nach den Spielen sieht das anders aus. Polizeichef Peter Krämer: "Nach dem Schlusspfiff zeigen wir erhöhte Präsenz auf den Straßen. Die Leute sollen dadurch sehen: Ihr könnt feiern, aber im Rahmen."

Pech haben dagegen Angestellte und Beamte der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz. Deren Sprecherin Sandra Hansen-Spurzem: "Es gibt zwar keine Dienstanweisung, aber TV während der Dienstzeit ist nicht. Zum Glück sind jedoch die meisten Spiele der deutschen Mannschaft außerhalb der Kernarbeitszeit. Das können die Kollegen nutzen." Ähnlich sieht es auch im Rathaus der Kreisstadt aus.

Stadt-Sprecher Karl Walkenbach: "Selbstverständlich steht die Stadtverwaltung den Bürgern uneingeschränkt zur verfügung. Die Spiele der deutschen Mannschaft liegen im wesentlichen außerhalb der Kern-Arbeitszeiten, so dass die Mitarbeiter kaum betroffen sind. In besonderen Fällen werden wir zu unkomplizierten Lösungen kommen."

In der Ahrweiler Ehrenwall-Klinik müssen die Mitarbeiter auf die WM verzichten. Sie haben keine Fernseher in den Büros. Und wenn sie dennoch die Spiele sehen wollen, dann außerhalb der Arbeitszeit. In der Hauptsstelle der Kreissparkasse Ahrweiler wird es im Treppenbereich einen Fernseher geben - allerdings ohne Ton.

"Während Kunden ruhig einen längeren Blick auf das jeweilige Spiel werfen können, werden die Mitarbeiter dieses höchstens im Vorbeigehen tun können", erklärt Vorstandschef Dieter Zimmermann. Strikt untersagt ist hingegen das Online-Fernsehen an PCs in den Büros. Aber das gilt für fast alle Betriebe. Da haben es die Winzer einfacher. Sie verlegen ihre Arbeitszeit einfach nach vorne, während die Leute am Bau oder am Fließband leer ausgehen, es sei denn sie holen sich Urlaub.

Und wer wie Winfried Lenz in der kleinen Ahrweiler Postagentur arbeitet, dem bleibt nur der Spruch: "Dafür haben wir keine Zeit. Allerdings rechnen wir während der Spiele mit einem deutlichen Rückgang der Kundschaft." Anders sieht es in Handwerksbetrieben aus. So berichtet Trockenbauer Bernd Krah aus Ahrweiler: "Wir kloppen so viele Stunden, da können wir auch einmal früher Feierabend machen. Wir werden uns die Spiele der Löw-Mannschaft nicht entgehen lassen."

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