Die Bönnsche Bimmel rollt aufs Abstellgleis

"Unwirtschaftlich": Bonner Stadtwerke beschließen nach 13 Jahren das Aus für die Partybahn - 48 000 Mark Defizit im vergangenen Jahr - Zwei neue Wagen sollen umgebaut werden

Die Bönnsche Bimmel rollt aufs Abstellgleis
Foto: Malsch/GA-Archiv

Bonn. Aus für die Bönnsche Bimmel: Die Stadtwerke Bonn (SWB) werden die 1989 in Dienst gestellte Partybahn abstoßen. Entsprechende Informationen des GA bestätigte Michael Hense, Bereichsleiter Fahrbetrieb Bahn der SWB. "Sie ist unwirtschaftlich, sie arbeitet nicht kostendeckend", nannte er als Grund. Einnahmen von 22 000 Mark im vergangenen Jahr hätten 70 000 Mark an Kosten gegenüber gestanden.

Die Bimmel rollt aufs Abstellgleis, doch aufs Feiern auf Schienen muss in Zukunft niemand verzichten. Die SWB planen nämlich, zwei der nächstes Jahr in Betrieb gehenden 15 neuen Stadtbahnwagen als Partyzug mit 70 Sitzplätzen einzusetzen. Hense: "Wir gestalten die Wagen so, dass sie mit wenigen Handgriffen umgebaut werden können, allerdings wird es auch weiterhin kein WC geben. Diesen Luxus wollen wir uns nicht leisten, zumal es an den Endhaltestellen Toiletten gibt."

Die Bönnsche Bimmel mit Tischen, Bänken, Stereo- und Zapfanlage hat nach Angaben Henses drei große Nachteile: Sie biete nur Platz für 19 Fahrgäste, sie habe keine Toilette und fahre nur 40 Stundenkilometer schnell. "Im Gesamtverkehr mit den Stadtbahnen gesehen, die 80 fahren, stört das und tut weh", so Hense. Außerdem müsse auf der Bönnschen Bimmel aus Sicherheitsgründen immer ein zweiter Mann mitfahren. Zum einen, weil die Türen nicht automatisch geschlossen werden können, zum anderen, "weil der Fußboden zu niedrig ist". Der Abstand zwischen Bahn und Bahnsteig betrage 30 bis 40 Zentimeter; das heißt, "dass bei einem Notfall der zweite Mann den Fahrgästen beim Aussteigen helfen muss".

Eine zweistündige Fahrt - das ist die Mindestmietdauer - mit der Bönnschen Bimmel kostet 260 Euro plus Mehrwertsteuer, jede weitere Stunde 80 Euro. 1989 waren es 395 Mark plus Steuer ebenfalls für zwei Stunden.

Die SWB wollen den Partywagen ans Straßenbahnmuseum Hannover geben. "Wir wollen nichts dafür haben, aber auch kein Geld für den Transport dorthin bezahlen. Wir sind froh, wenn wir ihn am Ende plus minus null loswerden", sagte Hense. Im Museum in Sehnde-Wehmingen südöstlich von Hannover stehen zurzeit 30 Bahnen. Weitere aus einer Sammlung von mehr als 330 Bahnen werden restauriert und sollen dazukommen. Die älteste Bahn stammt von 1895/96: der U-Bahn-Wagen Nummer 12 aus Budapest.

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