Die Bonner CDU will mit neuem Chef zu alter Stärke zurück

Während Axel Voss die Mitglieder zur Geschlossenheit auffordert, sieht sich Pia Heckes als Opfer

  Hoffnungsträger:  Axel Voss jubelt nach seiner Wahl zum Bonner CDU-Chef.

Hoffnungsträger: Axel Voss jubelt nach seiner Wahl zum Bonner CDU-Chef.

Foto: Frommann

Bonn. "Geschlossen, einheitlich, dynamisch" - so soll die Bonner CDU künftig sein, wenn es nach dem frischgekürten Parteichefs Axel Voss geht. Der 41-jährige Jurist erhielt am Freitagabend auf der Mitgliederversammlung in der Bad Godesberger Stadthalle 153 von 285 gültigen Stimmen ( der GA berichtete)) und ließ damit seinen Kontrahenten Matthias Möseler hinter sich.

Doch um dem neuen Trend zu Offenheit und Kollegialität in der Union Ausdruck zu geben, lud Voss seinen "Zwilling" Möseler, der dieselben politischen Ansätze vertrete, zur Zusammenarbeit ein.

Die meistgenannten Worte des Parteitags: Neuanfang, Aufbruch und Signalwirkung. Denn da waren sich Interims-Parteichef Martin Wilde, die Kandidaten Voss und Möseler mit dem Ratsfraktionschef Benedikt Hauser einig: Es muss sich etwas tun in der seit der Schreiber-Affäre von Krisen geschüttelten Bonner CDU.

Allerdings wollten sich die vier nicht lange mit der Rückschau auf die Schlappe bei der Kommunalwahl aufhalten, auch wenn Hauser einen "Fehlstart" der Fraktion einräumte. Vielmehr gaben sie sich angriffslustig und sparten nicht mit Drohungen an den politischen Gegner. Schon Wilde mahnte in der Bilanz seines zweimonatigen Interregnums, die sich beinahe wie eine Bewerbung um den Vorsitz anhörte, ein "deutliches Signal" und den "Gleichschritt zwischen Partei und Fraktion" an.

Alle Redner verbuchten das Aus für die geplante Bebauung des Bahnhofsvorplatzes als Sieg der CDU - auch Pia Heckes, die es sich als persönlichen Erfolg anrechnete. "Die OB findet keine Mehrheit zur Durchsetzung wichtiger Projekte in dieser Stadt", sagte Hauser, der zugleich den massiven Widerstand seiner Partei gegen eine vierte Gesamtschule androhte.

"Sowas machen wir nicht mit", so der Fraktionschef, der Ganztagsschulen in jeder Schulform forderte, die Anmeldezahlen anzweifelte und sich allenfalls den gesetzlichen Vorgaben beugen will. Hart ins Gericht ging er auch mit der von FDP-Mann Martin Ogilvie geleiteten Wirtschaftsförderung, der er mangelhafte Mittelstandsförderung vorwarf.

Zuletzt kritisierte Hauser die Verkehrsinfrastruktur mit Themen wie Südtangente und S 13 und kündigte an, dass es mit der CDU keine Erhöhung von Steuern und Abgaben geben werde. Vollmundig schloss Hauser: "Wir sind wieder da. Und wir werden sie vor uns hertreiben - bei jedem Thema."

Noch einen Zahn zu legte im Anschluss Stephan Eisel, der verlangte, dass die CDU sich keinesfalls daran beteiligen dürfe, eine Bonner Schule zur Gesamtschule umzuwidmen. Eisel nutzte seine Wortmeldung nicht nur dazu, sich für Axel Voss stark zu machen, sondern verdammte zugleich unter lautem Beifall das an der Oper anlaufende Tanzstück über den Tod von Hannelore Kohl als "würdelos und geschmacklos".

"Unmöglich und unnötig" fanden es die einen, anhaltenden Applaus spendeten die anderen, nachdem Pia Heckes, die am 11. Oktober zurückgetretene CDU-Vorsitzende, eine bittere Bilanz gezogen hatte. Sie sparte dabei nicht mit Vorwürfen gegen vermeintliche Parteifreunde in der Ratsfraktion, die sie erst als Kandidatin um das OB-Amt ins Rennen schickten, letztlich aber bei der Wahl zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin durchfallen ließen.

Für Heckes eine von langer Hand geplante Intrige: "Und wenn Sie die Stichwahl nicht schafft, dann schlachten wir Sie", sei eine Parole gewesen, die ihr bereits im Sommer zugetragen worden sei. Im mit Mandatsträgern gespickten Präsidium der Mitgliederversammlung rührten sich nur wenige Hände, als die Mitglieder nach Heckes'' Rede applaudierten.

Wie auch die Bad Godesberger Bezirksvorsteherin Annette Schwolen-Flümann traute Heckes Matthias Möseler am ehesten zu, die Bonner CDU aus ihrer Krise zu führen. Doch der erhielt 23 Stimmen weniger als der mit 153 Stimmen gewählte Voss. Alles in allem nahm nur eine kleine Minderheit der rund 3 660 Mitglieder zählenden Partei überhaupt an der Wahl teil.

Dazu auch der Kommentar "Noch ''n Neuanfang"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort