Flüchtlinge in Bornheim "Die Dankbarkeit ist unglaublich"

BORNHEIM · 154 Flüchtlinge, darunter 39 Kinder, leben seit einer beziehungsweise anderthalb Wochen in der Notunterkunft in der Turnhalle der Bornheimer Johann-Wallraf-Grundschule. Die ersten 54 von ihnen waren wie berichtet am späten Abend des 20. August aus Unna-Massen angekommen, weitere 100 Personen erreichten die Stadt am 25. August in zwei Bussen, die gegen 19 und 23.30 Uhr eintrafen.

"Ein großes Kompliment und Dankeschön" sprach Bürgermeister Wolfgang Henseler am Dienstag in einer Pressekonferenz allen Beteiligten von Verwaltung sowie Feuerwehr, Maltesern und weiteren Ehrenamtlichen aus, die mitgeholfen hatten, die Turnhalle kurzfristig als eine Erstaufnahmestelle des Landes einzurichten. "Was da binnen kürzester Zeit geleistet wurde, war genial", so Henseler.

Die Kosten trägt das Land

Vorwiegend aus Syrien, Afghanistan und Afrika kämen die Menschen, weniger als ein Drittel stamme aus dem Balkan, berichtete Sozialdezernent Markus Schnapka. Die Stadt Bornheim nimmt die Flüchtlinge im Zuge der Amtshilfe für die Bezirksregierung auf, registriert sie und sorgt für die medizinische Erstuntersuchung, weil die Kapazitäten in den regulären Aufnahmestellen nicht mehr ausreichen. Die Kosten trage daher das Land, erklärte Schnapka.

Laut Henseler geht die Verwaltung davon aus, dass dazu auch die Beschäftigung von zwei Sozialarbeiterinnen über eine Zeitarbeitsfirma zählt, die gestern ihren Dienst aufgenommen haben. Mit ihrer Hilfe will sich die Stadt um eine psychologische Betreuung in Kooperation mit der Rheinischen Landesklinik in Bonn, um ein Freizeitprogramm sowie ein schulisches Angebot bemühen.

Laut Schnapka hat das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium zugesagt, sich an drei und die Europaschule an zwei Tagen die Woche um die Kinder kümmern zu wollen. 15 sind im Grundschulalter, 13 dem Sekundarstufenbereich zuzuordnen. Für elf Mädchen und Jungen im Kindergartenalter plane die Stadt, mit Hilfe eines freien Trägers eine Spielgruppe zu gründen.

"Es können wenige Tage bis zu drei Monate sein"

Das Schwierige dabei: Es ist völlig unklar, wie lange die Menschen in Bornheim bleiben. "Es können wenige Tage bis zu drei Monate sein", sagt Schnapka. "Wir haben uns darauf eingerichtet, dass die Notunterkunft bis zum Jahreswechsel bleibt." Die Schulpflicht greife zwar erst, wenn Flüchtlinge konkret einer Kommune zugewiesen würden.

"Aber wir sehen unsere Bildungsverantwortung und lassen uns von der ungewissen Perspektive nicht irritieren", so der Beigeordnete. Die Johann-Wallraf-Grundschule und Vereine, die die Turnhalle solange nicht nutzen können, würden auf andere Turnhallen ausweichen, hätten aber auch Verständnis, dass sie Einschränkungen hinnehmen müssten, so Schnapka.

Und wie geht es für die Flüchtlinge weiter? Es stehe nun wenigstens fest, dass die Bezirksregierung Mitarbeiter nach Bornheim schicke, die die nächsten Schritte für das Asylverfahren vor Ort veranlassen, sagt Schnapka. Andernfalls hätten die Flüchtlinge erneut nach Dortmund fahren müssen.

Was der Sozialdezernent außerdem betonte: "Die Dankbarkeit der Menschen ist unglaublich. Sie ist teils kaum auszuhalten, wenn man bedenkt, dass wir ihnen Boxen von elf Quadratmetern für bis zu sechs Personen bieten. Das berührt einen schon sehr."

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