Die Grünen raten Eltern zur Klage

Stadt Bonn soll formales Befragungsverfahren starten - Antrag für die Ratssitzung im Dezember

  Lernen  in einer Gesamtschule: Das soll nach dem Willen der Grünen bald mehr Kindern in Bonn als bisher ermöglicht werden.

Lernen in einer Gesamtschule: Das soll nach dem Willen der Grünen bald mehr Kindern in Bonn als bisher ermöglicht werden.

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Bonn. "Längst überfällig" ist die vierte Gesamtschule in Bonn. Da sind sich die Grünen-Politikerinnen Dorothee Paß-Weingartz, Katja Dörner und Petra Merz einig. Sie hatten sich gewünscht, die SPD hätte ihren Antrag auf eine entsprechende Elternbefragung im Zuge des zentralen Anmeldeverfahrens im Februar mitgetragen, ähnlich wie die Anträge von Rot-Grün zur Schulsanierung und Offenen Ganztagsschule.

"Die SPD hat Angst vor einer erneuten Standortdiskussion", vermutet Paß-Weingartz mit Blick auf die Landtagswahl im Mai. Zum Hintergrund: Vor der Errichtung der dritten Gesamtschule in Tannenbusch hatte es eine erbitterte Auseinandersetzung in der Bürgerschaft gegeben, weil SPD und Grüne damals das Schulzentrum Hardtberg als Standort ins Gespräch gebracht hatten.

"Anhand der Überhänge an allen drei Gesamtschulen ist der Bedarf für eine vierte Gesamtschule gegeben", sagte Paß-Weingartz. Doch um allen anderen Fraktionen im Rat entgegen zu kommen, wollen die Grünen in der nächsten Ratssitzung am Donnerstag, 9. Dezember, eine formale Elternbefragung beantragen. "Für uns ist der Elternwille ausschlaggebend", erinnerte Dörner an das Wahlversprechen ihrer Partei.

"Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann hat vor der Kommunalwahl ebenfalls erklärt, dass es aufgrund der hohen Anmeldezahlen Bedarf für eine weitere Gesamtschule gibt", so Paß-Weingartz. Für die Grünen steht jetzt schon fest: Die Befragung wird nichts anderes hervorbringen, als was alle bereits wissen. "Wenn wir anschließend nicht sofort handeln, stehen wieder viele Kinder auf der Straße, weil sie keinen Platz in der Gesamtschule bekommen", warnte Paß-Weingartz, "wir dürfen die Eltern und ihre Kinder nicht im Regen stehen lassen".

Im übrigen rechtfertige die seit Jahren hohe Ablehnungsquote nach einem Ministererlass längst die Errichtung einer weiteren Gesamtschule in Bonn - auch ohne Elternbefragung. In diesem Schuljahr mussten die drei Gesamtschulen insgesamt mehr als 700 Kinder abweisen. "Es stimmt nicht, dass darunter Mehrfachanmeldungen waren", hält Merz Kritikern entgegen, "die drei Schulleiter gleichen die Anmeldungen stets ab". Zwar geben die Grünen mit ihrem Antrag die Initialzündung für die vierte Gesamtschule. Aber: "Ich kann den Eltern, die keinen Platz für ihr Kind bekommen, nur raten zu klagen", so Paß-Weingartz.

Zurückhaltung üben die Grünen bei der Frage des Standorts. Es sei Aufgabe der Verwaltung, eine passende Schule oder ein passendes Gebäude zu finden. Am liebsten wäre der Fraktion eine ähnliche Lösung wie in Tannenbusch. Dort hatte die Stadt im Einvernehmen mit Lehrern und Eltern die Hauptschule an der Düne in eine Gesamtschule umgewandelt. Die kürzlich als möglicher Standort ins Gespräch gebrachte Theodor-Litt-Hauptschule in Kessenich lehnt eine ähnliche Entwicklung ab: "Es ist seitens der Schulkonferenz keine Bereitschaft vorhanden, diesen Rahmen aufzugeben und sich in ein anonymes großes System umwandeln zu lassen", hat Schulleiter Emmanuel Fritzen den Grünen mitgeteilt.

Dazu auch der Kommentar: Farbe bekennen

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