Bestäubungshelfer im Siebengebirge Die Hummeln bummeln

Thomasberg · Arbeitsverweigerung auf dem Erdbeerfeld: Zunächst einmal rührte sich gar nichts, als Markus Schmitt Freitagvormittag in den Folientunneln bei Thomasberg die "Hummel-Boxen" öffnete. Bei böigem kalten Wind und Regenschauern hatten die Erdhummeln keine Lust, mit ihrer Mission "Erdbeerfeld" zu beginnen.

 Hummelstreik: Markus Schmitt öffnet die Kiste, doch zunächst kommt kein einziges Exemplar von "Bombus terrestris" (Dunkle Erdhummel) zum Vorschein. Den Insekten war es für Ausflüge ins Freie gestern trotz ihrer robusten Veranlagung einfach zu frisch.

Hummelstreik: Markus Schmitt öffnet die Kiste, doch zunächst kommt kein einziges Exemplar von "Bombus terrestris" (Dunkle Erdhummel) zum Vorschein. Den Insekten war es für Ausflüge ins Freie gestern trotz ihrer robusten Veranlagung einfach zu frisch.

Foto: Frank Homann

Oder die Siebengebirgsluft behagte ihnen noch nicht so recht, nachdem sie am Tag zuvor in einer großen Transportkiste am Sonnenberger Hof angekommen waren. Darin 13 Boxen für insgesamt 13 Erdbeertunnel: Jeweils ein Hummelvolk, bestehend aus Königin, Arbeiterinnen und Brut (mit Puppen, Eiern und Larven) und ein Behälter mit Zuckerlösung.

Markus Schmitt setzte die Kästen mit den Völkern in die jeweils 110 bis 210 Meter langen Tunnel. "Bei schönem Wetter hätten sie natürlich mehr Spaß am Fliegen", sagte der 31-jährige Agraringenieur, der sich zum ersten Mal als Hummel-Betreuer betätigte.

Peu à peu wagten sich "Bombus terrestris" dann aber doch hervor und schlüpften ins kühle Freie, um durch ihr neues Zuhause zu schwirren. Für vier bis fünf Wochen werden sie ihr Domizil in den Erdbeertunneln haben, um die jetzt in Blüte stehenden Pflanzen zu bestäuben. In vier Wochen sollen die ersten Früchte reif sein zur Ernte.

Es ist das erste Mal, dass ein Obstbauer im Siebengebirge zur Erdbeerproduktion mit Folientunneln arbeitet und auch das erste Mal, dass dabei als Bestäubungshelfer eigens angeschaffte Insekten eingesetzt werden. Warum die "pummeligen" Hummeln? Sie sind laut Hersteller im Vergleich zu anderen Bestäuberinsekten wie zum Beispiel Honigbienen sehr effiziente Bestäuber. Sie besuchen doppelt so viele Blüten pro Minute wie Bienen, können aufgrund ihrer Größe mehr Gewicht tragen und scheuen normalerweise auch niedrigere Temperaturen nicht.

Die Türen zu den Folientunneln sind bei gutem Wetter übrigens geöffnet, so dass die Insekten nach Belieben nach draußen fliegen können. Rund vier bis fünf Wochen stehen die Hummelkästen jetzt in den Tunneln, dann planen Schmitts, die Boxen in die Apfelplantagen des Sonnenberger Hofs umzusetzen, bis die Insekten von selbst ihre Nester verlassen.

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