Die Liebe zum Lolli geht durch den Automaten

17-jähriger Beueler Mads Lobitz baute seinen Lutscherautomaten nach Plänen, die er im Kopf hatte - Für Techniklehrer Falk Keuten ist das Werk eine "intellektuelle Höchstleistung"

Die Liebe zum Lolli geht durch den Automaten
Foto: Max Malsch

Pützchen. Fast wäre die Erfindung von Mads Lobitz an einem winzigen, aber doch nicht unwichtigen Detail gescheitert: der Euro-Einführung. Denn als der heute 17-Jährige vor eineinhalb Jahren mit den Planungen zu seinem Lutscherautomaten begann, dachte er noch nicht in Cent, sondern in Pfennigen. Dass sich die Apparatur und somit auch der Lutscher trotzdem in Bewegung setzt, verdankt der ehemalige Pennäler der Beueler Gesamtschule einem glücklichen Zufall: 5 Cent-Stück und 10 Pfennig-Stück haben den gleichen Durchmesser.

Angefangen hat Lobitz` Liebe zur Mechanik im siebten Schuljahr mit einer Anweisung seines Techniklehrers Falk Keuten. "Entwerft ein mechanisches Ziehbild, das mindestens zwei sinnvolle Bewegungen gleichzeitig ausführen kann." Während seine Klassenkameraden froh waren, die Aufgabe "irgendwie" zu lösen, entwickelte Lobitz laut Keuten ein "System im System".

In seinem Ziehbild konnte ein Krokodil aus einem Gebüsch hervorschnellen, das Maul öffnen und gleichzeitig ein Mann aus einer Mülltonne springen.

Als der Lehrer im neunten Schuljahr die Konstruktion von Warenautomaten auf den Stundenplan setzte, war er gespannt, welche schöpferische Leistung Lobitz präsentieren würde.

Um die Modelle seiner Schüler nicht zu komplex werden zu lassen, schränkte Keuten die Automaten auf Konstruktionen mit stapelbaren Waren, zum Beispiel quaderförmige Süßigkeiten, ein. Schon hier machte ihm Lobitz einen Strich durch die Rechnung. "Ich wollte unbedingt etwas Rundes nehmen, und da bin ich auf Lollis gekommen", sagt der 17-Jährige.

Während jedoch seine Mitschüler schon zur Laubsäge griffen, schwirrten Lobitz immer neue Gedanken im Kopf herum. "Vom Plänezeichnen halte ich nichts, deshalb musste ich mir zunächst alles dreidimensional in meiner Fantasie bauen", erklärt Lobitz. Bewerten konnte Keuten deshalb am Ende des Schuljahrs nur ein unfertiges Modell einer "intellektuellen Höchstleistung".

Eine sehr gute Note gab es trotzdem verbunden mit dem Wunsch, die Apparatur fertigzustellen. Das Ergebnis, ein etwa 40 Zentimeter breiter und 80 Zentimeter hoher Lutscherautomat aus Holz, übertrifft nach Ansicht Keutens "alles, was ich in 30 Jahren Dienstzeit erlebt habe".

Wahlweise 30 Pfennig oder 15 Cent braucht man, um den Automaten anzuschmeißen. Während zwei Geldstücke nach der Münzprüfung in einer Warteposition verharren, rollt das dritte über sie hinweg und löst eine Sperre aus. Liebevoll hat Lobitz diese Sperre gestaltet: Ein Holzmännchen streckt seinen Arm aus und dreht gleichzeitig sein Gesicht zum Konsumenten.

Jetzt muss seitlich der Ausgabegriff gezogen werden, der den Lutschertransport aktiviert. Sechs Lollis passen kopfüber in das Warenmagazin, das einem Karussell ähnelt. Wenn der Ausgabegriff wieder herein gedrückt wird, fallen die verbliebenen 10 Pfennig-Stücke in eine Röhre am Boden und heben die Sperre am Arm des Holzmännchens wieder auf.

Dadurch fällt ein Lutscher auf den Ausgabearm des Automaten. Betätigt der Konsument nun eine Kurbel neben dem Ausgabeschlitz, bewegt sich der Ausgabearm mitsamt Lutscher zum Ausgabeschlitz und beschert ein uneingeschränktes Schleckvergnügen. Der Ausgabearm dagegen wird von einem Kontergewicht wieder in die Ausgangsposition zurück versetzt.

Was sich beim Anblick noch einigermaßen leicht verstehen lässt, ist ein Mechanismus mit insgesamt 20 Teilerfindungen. "Wenn Probleme auftauchten, habe ich sie mit meinem Lehrer diskutiert, die Lösung aber immer selbst gefunden", sagt der junge Tüftler. Was überrascht, ist neben der Konstruktion an sich vor allem die Sauberkeit, mit der Lobitz vorgegangen ist: Von verschmiertem Holzleim oder wulstigen Schweißnähten keine Spur. Alle Kanten treffen wie gemalt in ihren Winkeln aufeinander.

Für die Zukunft schwebt dem 17-Jährigen, der momentan eine Ausbildung zum Flächenveredler an der Glasfachschule in Rheinbach absolviert, "irgend etwas Kreatives" vor. Um so mehr bedauert es der Erfinder, dass sein Lutscherautomat wohl nicht in Serie gehen wird: "Die Produktion wäre wegen der komplexen Einzelschritte viel zu teuer."

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