Die Linie 66 fährt zwei Minuten schneller nach Bonn

Neuer Bahnsteig für S-Bahn in Siegburg ist in Betrieb - Kühn will Bonn als ersten Namen am ICE-Bahnhof akzeptieren

  Neue Fahrpläne  verteilte Frithjof Kühn gestern an die ersten Fahrgäste auf Bahnsteig 1.

Neue Fahrpläne verteilte Frithjof Kühn gestern an die ersten Fahrgäste auf Bahnsteig 1.

Foto: Holger Arndt

Siegburg. (nes) "Wir sind da sehr, sehr großzügig", sagte Frithjof Kühn am Donnerstag im Siegburger S-Bahnhof. Der Landrat hatte nicht etwa Freifahrten zu verschenken. Dafür gab er der uralten Debatte um den Namen des neuen ICE-Bahnhofs, der über den Straßenbahn-Fahrsteigen entstehen soll, einen neuen Anstoß: "Wir hätten nichts dagegen, wenn der Bahnhof Bonn/Siegburg heißt." Statt umgekehrt wie nach langem Hin und Her einst beschlossen.

Wie auch immer das Prestigeobjekt mit den vielen Anlaufschwierigkeiten obendrüber heißen wird - unter der Erde geht''s flotter voran als bisher. Kühn, Vertreter der Stadt Siegburg und der Bonner Bahn weihten das neue Gleis 1 ein, das bis unter die Bahnhofs-Baustelle ragt und die bestehende Nummer zwei ergänzt. Auf einem flugs geschaffenen Handschild stand denn auch die Bestimmung der Verbindung geschrieben: Ein dicker Pfeil zeigt aufs magische Kürzel ICE. Der Schnellzug wird aber bekanntlich erst ab Dezember 2002 planmäßig zwischen Köln und Frankfurt hin- und herrasen und dazwischen die Kreisstadt frequentieren. Der vorläufige Fahrplan ab Mai 2003 sieht je zwei stündliche und zweistündliche Halte in Siegburg vor.

Eigentlich hätten ober- und unterirdischer Halt gemeinsam in Betrieb gehen sollen. Umso stolzer sind alle Beteiligten über den weitgehend planmäßigen Fortschritt unter Tage. Haupteffekt: weniger Drängelei auf Gleisen und Bahnsteigen. Und: Die Fahrzeit verkürzt sich ab 30. September planmäßig um zwei auf 24 Minuten zwischen den Bahnhöfen Siegburg und Bonn. Außerplanmäßig werde das bereits jetzt erreicht, sagte Kühn. Das hänge aber zum großen Teil von der Dichte des Verkehrs in der Bundesstadt ab, wo die Bahn nicht überall Vorrang genieße.

Kühn appellierte an die Nachbarn, mehr für den Komfort der Fahrgäste auf den Bonner Bahnsteigen zu tun und den Zügen auf den Straßen mehr Rechte einzuräumen. Derzeit fährt die Linie 66 zehn Minuten lang auf Rhein-Sieg- und 14 Minuten auf Bonner Boden. Da ließen sich Fahrzeiten von etwa 20 Minuten auf der elf Kilometer langen Strecke realisieren.

Kühn zitierte ein Gutachten von 1995. Das sah unter anderem absoluten Vorrang der Bahn vor und die Ausstattung der Haltestellen mit hohen Bahnsteigen. Da hätten sich Siegburg und Sankt Augustin mit Nachdruck und Erfolg eingesetzt. Es fehle der Ausbau in Bonn und die Einrichtung von Umweltspuren zwischen Bertha-von-Suttner-Platz und Vilich.

Immerhin sei die kürzere Fahrzeit ein Fortschritt, die Verbindung für einen Ballungsraum "keine Entfernung mehr". Obendrein verkehre die Linie 66 im Zehn-Minuten-Takt. Macht zusammen 250 Hin- und Rückfahrten pro Tag auf 5 000 Kilometern mit 45 000 Fahrgästen. Abgesehen vom Innenausbau, der vom Fortschritt am ICE-Bahnhof abhängt, fehlt jetzt unter der Erde nur noch eine Signalanlage für die S-Bahn-Lokführer. Die müssen sich verständigen, wenn sie starten wollen. Heißt: Wer zuerst blinkt, fährt zuerst.

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