Die Post hat drei Partnerfilialen gekündigt

Geschäftsleute haben die neuen Verträge nicht unterschrieben - "Es wird mit Sicherheit nicht nachgebessert." - Rewe-Markt in Königswinter-Oberpleis akzeptiert die neuen Konditionen

Königswinter. Die Deutsche Post AG hat Jelka Beck gekündigt. Zum 30. April 2005 wird Schluss sein mit der Postagentur und womöglich mit der ganzen "Bunten Ecke" in Stieldorf. Dabei mangelt es dort nicht an Arbeit für die Post.

10.30 Uhr: Zwei hochvoll mit Päckchen und Paketen beladene Rollwagen schiebt ein Postmitarbeiter durch die Tür der "Bunten Ecke" nach draußen. Allmorgendlich gehen die seit dem Vortag gesammelten Pakete und Päckchen von Stieldorf aus auf die Reise. Jelka Beck verdient an jedem einzelnen verschickten Paket mit. "In Zukunft soll das pauschal abgegolten werden, egal, wieviel wir arbeiten." Beck missfällt das - und noch viele weitere Punkte, die die Deutsche Post AG ihr in dem neuen Partnerfilial-Vertrag aufs Auge drücken wollte.

Für Beck nach eigenen Angaben unzumutbare Konditionen. "Ich habe den neuen Vertrag nicht unterschrieben. Daraufhin hat mir die Post gekündigt", berichtet die Geschäftsfrau. Sie wird voraussichtlich das ganze Geschäft schließen, denn "ohne die Post trägt sich die Bunte Ecke nicht". Beck stellt inzwischen zusätzlich Antiquitäten aus. Sollte sich dieser Geschäftszweig in den kommenden zwei Jahren bewähren, will die Stieldorferin die Ladenschließung noch einmal überdenken.

"Die Post hat jetzt zwei Jahre Zeit, jemanden zu finden, der die Postgeschäfte für sie für billiges Geld abwickelt", sagt die Kauffrau verbittert. Sie ist nach eigenen Worten nicht bereit, mit 20 bis 30 Prozent weniger Vergütung zu arbeiten - denn darauf wäre es hinaus gelaufen, hat Beck ausgerechnet. Nicht hinnehmbar ist für sie auch, dass die Post ihr ausgedehnte Öffnungszeiten vorschreiben will, etwa auch am Mittwochnachmittag. "Die wollen eigentlich alles vorschreiben. Außerdem stellt die Post das Ganze als Nebenberuf dar. Aber diese Arbeit machen Sie nicht mal so eben nebenbei."

"Die Konditionen sind schon schlechter", räumt auch Udo Schäfer vom Rewe-Markt in Oberpleis ein. Er ist auf die Bedingungen des neuen Vertrages eingegangen, der seit 1. Mai gilt. Zwei Vollzeit- und drei Teilzeitkräfte betreuen die Filiale. Bei Schäfer hat das Postgeschäft allerdings einen etwas anderen Hintergrund als in den kleinen Agenturen: "Die Post ist für uns ein Frequenzbringer." Will heißen: Schäfer betreibt die Post weniger um zusätzlicher Gewinne willen.

Reizvoll für den Rewe-Markt ist vielmehr der zusätzliche Publikumsverkehr, den die Agentur ins Haus bringt. "Das ist für mich eine Abteilung wie Obst und Gemüse, eine Servicestelle, in der der Kunde so freundlich wie möglich bedient wird." Schäfer sieht auch ein: "Die monatliche Entgeltzahlung mit ellenlangen Listen konnte keiner mehr nachvollziehen." Mit den Pauschalzahlungen wird er sich voraussichtlich etwas schlechter stehen.

Dafür ist der Rewe-Markt aber mittlerweile von der Kopplung der Markt- mit den Postfilialzeiten befreit. Seit 1. April ist die Postfiliale ab 8 Uhr bis nur noch 18 Uhr geöffnet (früher bis 20 Uhr); samstags bleibt es bei der frühen Öffnungszeit ab 7 bis nur noch 14 Uhr (früher bis 16 Uhr).

Aus Sicht der Post gefallen sind die Würfel für die Postagenturen Heisterbach in Ittenbach und Steffes in Heisterbacherrott: Beide haben den neuen Vertrag nicht fristgerecht bis 30. April unterschrieben, infolgedessen hat die Post beiden zum 30. April 2005 gekündigt, bestätigte der Sprecher der Deutschen Post AG, Dieter Pietruck. Die Inhaber Wolfgang Steffes und Wolfgang Heisterbach setzen derweil offenbar noch Hoffnungen in Nachverhandlungen.

Mitte Mai sei ein Gesprächstermin, von dem sie sich noch Nachbesserungen erhoffen, sagen beide Geschäftsinhaber. Diesen Erwartungen erteilt Pietruck jedoch eine deutliche Absage: "An den Verträgen ändert sich überhaupt nichts. Es wird nicht nachgebessert." Er betont, auch in Zukunft gebe es Provisionen für die Partnerfilialen, allerdings nur bei Vorgängen, wo die Post Gewinne erwirtschaftet - wie etwa bei der Paketannahme.

Bei einfachen Tätigkeiten wie Briefannahme und Einlieferung von Retourenpaketen gebe es keine Einzelvergütung mehr, das werde für die Post zu teuer. Pro Paketmarke gebe es aber nach wie vor Provisionen. "Der alte und der neue Vertrag sind völlig unterschiedlich strukturiert. Niemand kann jetzt seriös vorhersagen, wie sich seine Einnahmen entwickeln. Das hängt auch sehr vom jeweiligen persönlichen Engagement ab."

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