Die Profibankräuber müssen mit der Höchststrafe rechnen

Nach zwölf Jahren machen die Täter reinen Tisch und verraten wie Copperfield ihre Tricks - In Bonn vor Gericht

Bonn. Zwölf Jahre lang blieben die beiden Männer auf der Anklagebank mit einer beispiellosen Serie von Banküberfällen in mehreren Bundesländern unentdeckt. Mit martialischem Auftritt, maskiert und bewaffnet, schüchterten sie die Angestellten bewusst so ein, dass sich ihnen so gut wie nie jemand in den Weg stellte und sie immer mit großer Beute entkommen konnten.

Im Oktober 2002 wurden sie doch gefasst, und seit dem 23. Juli stehen sie vor der 3. Großen Strafkammer des Landgerichts in Bonn, das so bewacht wird wie selten. Mit einem umfangreichen Geständnis haben sie mittlerweile den Prozess verkürzt, und am Freitag beantragten Staatsanwaltschaft und Verteidigung die Strafen für den 55-jährigen Klaus W. und seinen Freund Michael R. (51).

Oberstaatsanwalt Jochen Leinhos beschrieb zunächst, welch aufwändige Ermittlungsarbeit nötig war, um den beiden "Profis", die nichts dem Zufall überließen, das Handwerk zu legen. Für ihn steht fest: Die beiden haben alles kalt und generalstabsmäßig geplant und durchgeführt und in den zwölf Jahren immens hohe Beute erzielt, von der sie behaupten, nichts mehr zu haben. Doch der Ermittler ist sicher, dass sie die vielen Millionen Euro nicht herausrücken wollen. Das spreche gegen sie, wie auch die Tatsache, dass sie zwar reinen Tisch machten und auch gestanden, weitere Mittäter gehabt zu haben, diese aber nicht beim Namen nannten.

Gegen sie, so Leinhos, spreche auch, dass sie den Opfern in den Banken zwar nicht körperlich, aber seelisch sehr geschadet hätten. Er forderte für beide die mögliche Höchststrafe: 15 Jahre Haft und den Entzug der Fahrerlaubnis für fünf Jahre, da sie für die Taten die Autos benutzt hatten. Die angedrohte Sicherungsverwahrung forderte er unter Hinweis auf Geständnis und das Alter der Angeklagten nicht mehr.

Die Verteidiger baten um eine milde Strafe ohne Führerscheinentzug, um den Angeklagten im Alter noch eine Perspektive zu lassen. Beide Angeklagten entschuldigten sich noch einmal bei ihren Opfern, und Michael R. erklärte, dass er sich mit seinem Geständnis, das seiner Anwältin zufolge den Kriminalisten wichtige Einblicke in die Denkweise eines Profibankräubers eröffnet habe, den Rückweg bewusst abgeschnitten habe: "Ich habe ja wie Copperfield meine Tricks verraten." Das Urteil wird nächsten Freitag gefällt.

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