Die Rennstrecke wandelt sich zur Erlebnisregion

Für 150 Millionen Euro entstehen am Nürburgring Boulevard, Mehrzweck-Arena, Hotel und Motorsport-Dorf

Die Rennstrecke wandelt sich zur Erlebnisregion
Foto: Gausmann

Nürburgring. (wtz) "Die Formel 1 ist nicht alles. Wir müssen uns auch auf eine Zeit einrichten, in der vielleicht keine Rennen oder nur noch alle zwei Jahre ein Lauf der Königsklasse in der Eifel ausgetragen werden. Deshalb wollen wir schon jetzt in den Ring und somit auch in die Region investieren", sagte Walter Kafitz am Montagabend. Der Hauptgeschäftsführer der Nürburgring-GmbH stellte rund 400 Interessierten die Pläne zum Bau der "Erlebnisregion Nürburgring" im Pressezentrum an der Rennstrecke in der Eifel vor.

Bereits im Mai 2004 wurde das rund 150 Millionen Euro schwere Großprojekt, der Wandel der Rennstrecke zum Freizeit- und Business-Zentrum, das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Seitdem laufen die Planungen auf vollen Touren. Sind die rechtlichen Genehmigungsverfahren durchlaufen, sollen im Herbst nächsten Jahres die Bauarbeiten beginnen. Die Fertigstellung und Eröffnung der "Erlebnisregion" ist für Anfang 2009 vorgesehen.

Mit rund 100 Motorsport-Events und 200 weiteren Veranstaltungen jährlich ist der Nürburgring schon jetzt nahezu ausgebucht. Er bietet 600 direkte Arbeitsplätze und 2 500 indirekte Arbeitsplätze und ist somit einer der größten Arbeitgeber im Kreis Ahrweiler und zieht rund zwei Millionen Besucher an. "Wer den Ring in Deutschland nicht kennt, der hat scheinbar keinen Stromanschluss", brachte Kafitz den Bekanntheitsgrad der Rennstrecke von mehr als 90 Prozent bei der Bevölkerung auf den Punkt.

Mit dem Bau der "Erlebnisregion" planen die Verantwortlichen den Bau des großen Boulevards, der sich über die Start-Ziel-Tribüne sowie die Bilstein-Tribüne erstrecken wird. In den überdachten Boulevard wird neben Verkaufs- und Servicegeschäften auch eine Mehrzweck-Arena integriert. Dort sollen für rund 4 000 Zuschauer unter anderem Eissport und Indoor-Motorsport angeboten werden.

Luxus und Komfort soll ein neues Hotel der Kategorie Vier-Stern-Plus mit 450 Zimmern bieten. Die günstigere Preiskategorie wird mit dem "Village", dem angrenzenden Motorsport-Dorf mit 120 Wohneinheiten mit 360 Betten bedient. "Wir wollen niemanden vom Markt verdrängen, müssen aber auch neue Kapazitäten anbieten können. Dies wird sich eher positiv auswirken, denn schließlich bestimmen Service und Qualität beim Gast die Wahl der Übernachtungsmöglichkeit", entgegnete Kafitz den Anfragen einiger Hoteliers.

Neben der rund 2 500 Quadratmeter großen Eventhalle stellen die Indoor-Attraktionen mit 15 000 Quadratmetern das größte Bauvorhaben dar. In der Halle soll es neben einer Ausstellung zur Geschichte des Nürburgrings auch verschiedene Aktionen, Wanderausstellungen und Fahrsimulationen geben. Finanzieren sollen das Großprojekt, mit dem 500 neue Arbeitsplätze entstehen, private Investoren.

"Wir werden keine öffentlichen Fördergelder in das Vorhaben fließen lassen", versicherten Kafitz und Landrat Jürgen Pföhler bei der Informationsveranstaltung. Der Bau des neuen Hotels sei aber die zwingende Voraussetzung für den Einstieg der privaten Investoren in das Projekt und somit auch für die Realisierung des Boulevards.

"Uns ist es lieber, wenn wir alle zwei Jahre ein volles Haus haben, als jedes Jahr die Risiken mit der Formel 1 einzugehen. Von daher können wir mit der jetzigen Lösung überaus gut leben", äußerte sich Kafitz zu den Formel-1-Rennen. Vorgesehen ist bekanntlich ein jährlicher Wechsel zwischen Nürburgring und Hockenheim, wobei das Rennen im kommenden Jahr definitiv in der Eifel ausgetragen wird.

"Das wirtschaftliche Risiko ist bei der Formel 1 enorm hoch. Die Auflagen durch den Weltverband werden immer höher, so dass auch die Kosten immer weiter explodieren. Die Risikoverteilung kommt uns da sehr gelegen, auch wenn unser Vertrag eigentlich noch bis 2009 läuft."

Die Rennpause im Jahr 2008 kommt dem Nürburgring sogar ein Stück weit entgegen, denn schließlich sollen in dieser Zeit die Umbauarbeiten für die "Erlebnisregion" in vollem Gange sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort