Die Schlange jagt den Wasserfall hinauf

Mit der Black Mamba entsteht im Brühler Phantasialand die bislang rasanteste Achterbahn - Die Attraktion steht im neuen Themenbereich Afrika - Dummys sausen durch Schluchten, Schrauben und einen Looping

Die Schlange jagt den Wasserfall hinauf
Foto: Henry

Brühl. Sie ist tückisch, unglaublich wendig und agil. Vor allen Dingen jagt sie fast lautlos, was selbst ihre Schöpfer erstaunt. Die Schwarze Mamba, genauer gesagt Black Mamba, wird ab dem 24. Mai Tag um Tag ihr Gift verspritzen. Dann eröffnet das Phantasialand seine neue Themenwelt Deep in Africa.

Die Fans warten schon lange darauf, denn vor allem die Schlange wird seit Monaten im Internet heiß diskutiert. Achterbahnfreaks reisen zur Großbaustelle, um Schnappschüsse zu machen. Am besten vom fahrenden Zug. Zurzeit würde er allerdings gegen einen Bagger oder einen Erdwall krachen. Denn die bis zu hundert Bauarbeiter geben Gas, damit Afrika mit seinen Palmen, Statuen und Türmen der Dogon-Kultur auch pünktlich fertig wird.

Kaum zu glauben, dass vom grauen Estrich in zweieinhalb Wochen nichts mehr zu sehen ist, dass auf der Terrasse mit Blick in den bedrohlichen Schlangencanyon bald Cappuccino ausgeschenkt wird. Derweil steht Andreas Schuberth dort noch in einer Pfütze und blickt auf das Schienenlabyrinth. Der 34-jährige Architekt lässt den afrikanischen Traum Wirklichkeit werden - bis ins kleinste Detail.

Bereits vor gut drei Jahren existierte ein Modell des Themenbereichs. Parkchef Robert Löffelhardt kam dann auf die Idee, eine rasante Achterbahn aufzubauen. Mit B&M in der Schweiz war der Spezialist gefunden, dem das Kunststück gelang, die Strecke auf kleinstem Raum und in unebenem Gelände unterzubringen.

Denn bis heute fehlt es dem Phantasialand an Platz, es kann sich derzeit nicht ausdehnen. Der Inverted Coaster, der an seiner Fahrspur hängt, kam am Computer zur Welt. Dann schlug die Stunde der Stahlbauer und Vermesser. Die 70 Schienenteile mussten richtig zusammengesetzt werden.

Ein Kunststück, wenn man nicht wie bei der Modelleisenbahn ein Element ans andere anschließt. In Brühl begannen die Fachleute an vier Stellen. Das letzte Teil am Looping musste dann richtig sitzen. Wobei die Genauigkeit bei den Nähten auf ganzer Strecke bei 0,15 Millimetern liegt. Das muss sein, damit die Fahrgäste mit Komfort durch die Schluchten rasen.

"Das war eine echte Vermessungsleistung", zollt Schuberth seinen Kollegen Respekt. Und auch Ingenieur Kevin Jones war zufrieden, der extra aus den USA kam, um den Aufbau zu überwachen. "Das Lichtraumprofil war für mich in den vergangenen Jahren die Bibel", sagt Schuberth. Dabei handelt es sich um den Freiraum, den jeder Achterbahnzug während der Fahrt um sich herum haben muss.

Denn selbst der größte Fahrgast muss unterwegs Arme und Beine ausstrecken können, ohne dass er aneckt. Der Architekt wollte an zehn Stellen allerdings ans Limit gehen. Für den Nervenkitzel. So jagt die Mamba unter die Erde, ganz dicht am Höhlenrand vorbei, um dann plötzlich einen Wasserfall hoch zu schießen. Sie windet und dreht sich, dann schlängelt sie sich nach links durch die engste Kurve, die B&M je gebaut hat.

Doch wird die Mamba wirklich fahren? Kommt sie am Ende wieder im Bahnhof an? Gespannt und aufgeregt steht das Afrika-Team vor der Jungfernfahrt auf dem Plateau. Der Waggon schleicht den Berg hinauf, dann der Absturz in den Looping, durch den die Parkbesucher über eine Brücke hindurchlaufen können.

Eine Wagenbremse gibt es nicht. Sie ist auch nicht nötig, da auf der gesamten Strecke immer nur ein Zug unterwegs ist. Der andere steht so lange im Bahnhof. "Ist wirklich alles richtig geplant?", fragt sich Schuberth. Die Testfahrt führt um die letzte Kurve - Ziel erreicht, alle atmen auf. Bislang haben nur mit Wasser gefüllte Plastikdummys das Vergnügen, mit der Black Mamba zu fahren.

Runde um Runde, immer wieder. Ob's ihnen gefällt, weiß keiner. Die Puppen sagen ja nichts. Die Erbauer sind sich aber sicher, dass die Bahn ein Publikumsmagnet wird und neue Zielgruppen für das Phantasialand erschließt. In ein paar Tagen gibt der TÜV nun grünes Licht, dann darf der erste Mensch auf Reise gehen. Wahrscheinlich Löffelhardt, der Chef.

Deep in Africa:

Der neue 15 000 Quadratmeter große Themenbereich mit Schluchten, Abgründen und Bächen bildet mit der Achterbahn eine Einheit. 100 Firmen, davon 66 aus der Region, gestalten für elf Millionen Euro ein Stück Afrika mit für den Kontinent typischen Häusern und riesigen Palmen. Über mehr als 60 Lautsprecher im Gelände wird die passende Geräuschkulisse erzeugt.

Da hört man zum Beispiel neben sich einen Tiger, der plötzlich direkt vor einen zu springen scheint. Herzstück ist die Black Mamba, ein so genannter "Inverted Coastar", bei dem die Fahrgäste wie in einem Sessellift mit baumelnden Beinen unterhalb der Schiene sitzen. Sie kostet ebenfalls rund elf Millionen Euro. An technischen Details gibt das Phantasialand nur die G-Kräfte bekannt, die bezogen auf die Körpermitte auf bis zu vier ansteigen.

Das heißt, durch die Beschleunigung in Kurven oder Looping erfährt der Mensch das Vierfache der Erdanziehung, wird also schwerer. Statt auf Geschwindigkeits- und Höhenrekorde setzen die Betreiber aufs rasante Fahrerlebnis mit Looping (der erste im Phantasialand), Zero G Roll (Rolle mit Schwerelosigkeit), zwei Korkenzieher-Drehungen und dem Immelmann - eine Art Looping inklusive Drehung.

Dabei saust die Bahn einen Wasserfall hoch, die Füße sind gerade mal einen halben Meter vom Nass entfernt. Zur Mamba gehören zwei Züge à 32 Plätze. Sie hat eine Kapazität von 1 500 Personen pro Stunde. Konstrukteur ist die Achterbahn-Edelschmiede Bolliger & Mabillard (B&M) aus der Schweiz, die etwa die Nemesis im britischen Alton Towers oder den Silver Star im Europa Park gebaut hat.

Mehr Infos finden Sie auch unter www.phantasialand.de.

Gewinnspiel:

Schon jetzt ist die Black Mamba so beliebt, dass sich die Phantasialand-Besucher nach der Eröffnung regelrecht auf die Schlange stürzen werden. Vier Leser des General-Anzeigers können die Achterbahn allerdings schon vorher in Ruhe testen und dabei auch den aufwändig gestalteten Themenbereich Deep in Africa kennen lernen. Termin ist Mittwoch, 24. Mai.

Zum Gewinn gehören der Eintritt in den Park ab 9 Uhr und der exklusive Zugang zu Deep in Africa ab 11 Uhr, wo die offizielle Eröffnungsfeier stattfindet. Die Gewinner dürfen die Bahn zwischen 11.30 und 12.30 Uhr testen. Danach können sie noch den ganzen Tag im Phantasialand bleiben und alle weiteren Attraktionen ausprobieren.

Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, ruft bitte unsere Gewinnspiel-Hotline an: Rufnummer (0 13 78) 88 01 42. Oder schicken Sie eine SMS mit dem Kennwort GAB5 an die Kurzwahl 1111. Bitte geben Sie Ihren Namen und Ihre Adresse an. Einsendeschluss ist der kommende Mittwoch, 10. Mai, 24 Uhr. Kosten: 0,49 Euro/Anruf aus dem Festnetz und 0,49 Euro/SMS VFD2-Anteil 0,12 Euro.

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