Flüchtlinge im Rhein-Sieg-Kreis Die Situation spitzt sich zu

Rhein-Sieg-Kreis · Die Kommunen tun sich weiterhin schwer, Flüchtlingen Wohnraum zu vermitteln. Zwar hat sich die Situation in den Notunterkünften des Landes insgesamt entspannt. Von den 2000 Plätzen in den kreisweit zwölf Notunterkünften ist nur etwa die Hälfte belegt.

 Sporthalle Neuenhof: Die Notunterkunft in Siegburg ist derzeit nicht voll ausgelastet.

Sporthalle Neuenhof: Die Notunterkunft in Siegburg ist derzeit nicht voll ausgelastet.

Foto: Paul Kieras

Umso schneller läuft nun die reguläre Zuweisung der Flüchtlinge in die Städte und Gemeinden. Doch die sind am Limit: Niederkassel und Sankt Augustin haben Überlastungsanzeigen an die zuständige Bezirksregierung Arnsberg gerichtet. Sankt Augustin will sogar die vierte Turnhalle als kommunale Unterkunft herrichten: die Sporthalle des Rhein-Sieg-Gymnasiums (RSG). Der Umbau soll Anfang Januar beginnen.

Der Haupt- und Finanzausschuss habe "schweren Herzens" beschlossen, eine weitere Sporthalle zu belegen, hieß es gestern in einer städtischen Mitteilung. Vereine und Schule seien informiert. SPD, Grüne und FDP widersprachen der Stadt gestern: Es gebe solch einen Ausschussbeschluss nicht.

Die Nutzung der - gerade erst sanierten - RSG-Sporthalle als Unterkunft ist laut Stadt nur für eine Übergangszeit vorgesehen. Wie berichtet, plant die Stadt Neubauten für insgesamt 1500 Flüchtlinge. Die einzelnen Objekte sollen Platz für 150 bis 300 Menschen bieten.

Rund 600 Flüchtlinge in Niederkassel

Die Stadt spricht in diesem Zusammenhang von "temporären Unterkünften für eine Belegungsdauer von fünf bis maximal zehn Jahren". Die Planungen sollen vorangetrieben werden. Die Stadt bietet derzeit rund 650 Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf. Nach aktueller Prognose könnten 200 pro Monat dazu kommen, so die Stadt.

Welche Wirkung eine Entlastungsanzeige hat, damit hat Niederkassels Bürgermeister Stephan Vehreschild Erfahrungen. Er hat schon zwei losgeschickt. "Das hat uns jeweils eine Woche Aufschub gebracht", sagt er. Es sei darum gegangen, Zeit für die Herrichtung neuer Unterkünfte zu gewinnen. In der darauffolgenden Woche sei dann aber die doppelte Menge an Flüchtlingen zugewiesen worden, so Vehreschild.

Niederkassel greift bei der Unterbringung zu einem großen Teil auf Turnhallen zurück. In der Turnhalle des Schulzentrums Nord ist die Notunterkunft des Landes; hinzu kommen die Sporthalle Berliner Straße und neuerdings auch die des Schulzentrums Süd als kommunale Unterkünfte. Darüber hinaus entstehen Neubauten, teilweise aus Holz. Aktuell sind in Niederkassel rund 600 Flüchtlinge untergebracht.

270 Menschen in ehemaligem Schwesternwohnheim

Die Stadt Siegburg hat die Sporthalle am Schulzentrum Neuenhof für das Land als Notunterkunft zur Verfügung gestellt. Dort finden 240 Menschen Platz. "Zudem haben wir 395 zugewiesene Flüchtlinge", sagt Sprecher Wolfgang Hohn. Die Verwaltung rechnet damit, dass sie bis Ende 2016 rund 2000 Flüchtlingen ein Zuhause bieten muss. In einem angekauften Haus am Siegdamm sollen 200 Menschen Platz finden, im ehemaligen Schwesternwohnheim des Helios-Klinikums 270 Menschen, in der ehemaligen Hauptschule Innere Stadt 350 Menschen.

Zudem hat sich die Stadt über die Errichtung von Holzbauten als alternative Unterbringung informiert. Diese könnten laut Bürgermeister Franz Huhn auf dem alten Sportplatz an der Waldstraße errichtet werden. Hennef hat unterdessen einen Aufruf gestartet: Wer Wohnungen anbieten kann, kann sich unter www.hennef.de informieren. Die beiden Notunterkünfte des Landes können jeweils 250 Menschen unterbringen. Sie sind derzeit aber nur mäßig gefüllt.

Laut den Prognosen des Sozialamtes werden beide Unterkünfte bis Weihnachten wieder voll besetzt sein. Darüber hinaus leben in Hennef 450 Flüchtlinge, die zugewiesen sind. Eine Überlastungsanzeige der Stadt gibt es nicht. "Wir bekommen die Flüchtlinge gut versorgt. Aber wenn es in dem Tempo weitergeht, dann wird es eng", so Sprecher Dominique Müller-Grote.

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