Interview mit Karl Lennartz "Die Vereine müssen umdenken"
SANKT AUGUSTIN · Karl Lennartz gibt nach zehn Jahren den Vorsitz des Augustiner Stadtsportverbandes ab.
Zehn Jahre hat Karl Lennartz an der Spitze des Sankt Augustiner Stadtsportverbandes gestanden. Er hat ihn zusammen mit seinem Team aufgebaut und tritt bei den kommenden Vorstandwahlen nicht mehr an. Sein Nachfolger soll der Meindorfer Ortsvorsteher Heinz-Willi Schäfer werden. Mit Karl Lennartz sprach Michael Lehnberg.
Herr Lennartz, wie wichtig ist der Stadtsportverband für die Stadt?
Lennartz: Er nimmt der Stadt sehr viel Arbeit ab, vor allem in der Beratung der uns angeschlossenen Vereine. Wir haben unter anderem vier Hefte für den Sport herausgegeben mit Stadtplan und darin integrierten Bewegungsstrecken. Wir haben Malwettbewerbe für Kinder zu Olympia organisiert und eine große Benefiz-Schwimmbadparty mit 4600 Besuchern und der Gruppe Brings veranstaltet. Drei Mal haben wir einen Sportfotografen-Wettbewerb ausgelobt.
In vielen Vereinen fehlen Übungsleiter. Wie kann der Stadtsportverband helfen?
Lennartz: Mein Stellvertreter Heinz-John Cordes hat ein Informationsnetz aufgebaut und verschickt sämtliche Lehrgangsangebote an die Vereine. Ich vermute aber, dass die Sankt Augustiner Vereine in Sachen Übungsleiter ganz gut aufgestellt sind.
Wie stellt sich denn die Zusammenarbeit mit den Sportvereinen dar?
Lennartz: Es ist ein sehr gutes Miteinander. Die Vereine kommen gerne auf uns zu, etwa wenn es um die Verteilung der Hallen geht. Da haben wir es bisher immer geschafft, einen Ausgleich herzustellen, wenn es Probleme gab. Wir sehen uns ja auch als Mittler zwischen Stadt und Sportvereinen. Wir vertreten 45 Sportvereine, in denen rund 14.300 Menschen Mitglieder sind.
Sport in den Ganztagsschulen ist ein wichtiger Aspekt. Was können die Vereine da tun?
Lennartz: Sie können sehr viel tun. Aber sie haben noch nicht wirklich erkannt, was da passiert. Die Kinder nehmen das Sportangebot in der OGS wahr und kommen dann aber nicht mehr in die Vereine. Also müssen die Vereine mehr Verträge mit den Schulen abschließen und dort Training anbieten. Das ist eine wichtige Aufgabe für die nächsten Jahre. Wenn die Kinder um 17 oder 18 Uhr müde aus der Schule nach Hause kommen, wollen sie nicht mehr zum Training in den Verein gehen. Die Vereine sind da schon die Gelackmeierten und müssen umdenken. Aber viele warten noch ab.
Was waren für Sie in den vergangenen zehn Jahren die wichtigsten Projekte?
Lennartz: Wir haben allein 18.000 Euro für Hartz-IV-Kinder gesammelt, damit sie ein Mittagessen in der OGS bekommen. Dann haben wir 6000 Euro für Häuser in Thailand nach dem Tsunami zur Verfügung gestellt. Beim Sponsorenlauf "Kinder für Kinder" sind rund 60.000 Euro zusammengekommen. Davon haben allein die Schulen 45 000 für Förderprojekte bekommen. Der Rest war für Sportausrüstungen für bedürftige Sportler vorgesehen. Ein Mädchen etwa bekam einen neuen Judo-Anzug und wurde wenig später U 17- Europameisterin.
Was machen Sie jetzt mit ein wenig mehr freier Zeit?
Lennartz: Weiter Bücher schreiben. Bereits im Druck ist ein Band in den Beiträgen zur Stadtgeschichte über den Sport in Sankt Augustin. Mein nächstes Projekt ist ein Buch über die olympischen Spiele 1920 in Antwerpen.
Zur Person
Der Sankt Augustiner Sporthistoriker Karl Lennartz istbegeisterter Läufer gewesen und nahm vier Mal am New-York-Marathonteil. Von 1982 bis 2006 leitete er das Carl-Diem-Archiv derSporthochschule in Köln. Mehr als 40 sportwissenschaftliche Bücherhat er verfasst. Von 1969 bis 2009 saß Lennartz für die SPD imSankt Augustiner Stadtrat. Lennartz ist 72 Jahre alt, verheiratetund hat drei Kinder.