Die zweite Geburt

Heiner Baerecke hat in Rheinbach-Wormersdorf ein neues Haus gefunden, nachdem sein altes vor Weihnachten abgebrannt war.

Rheinbach-Wormersdorf. In der Nacht zum 13. Dezember 2010 hat Heiner Baerecke nahezu seinen kompletten materiellen Besitz verloren. Das Haus, das er in der Wormersdorfer Ortsmitte gemietet hatte, brannte völlig aus.

Er, seine Tochter, seine Lebensgefährtin und deren Freundin konnten sich in letzter Sekunde aus den Flammen retten. Jetzt haben Heiner Baerecke und Michaela Döring nach Wochen des provisorischen Wohnens ein neues Haus gefunden. Dort, an der Kannenbäckerstraße in Wormersdorf, wollen sie ein neues Leben beginnen.

Die Infrastruktur im neuen Haus ist mittlerweile so gut wie vollständig: Küche, Möbel, die wichtigsten Elektrogeräte. Was noch fehlt, sind die Dinge, die das Leben angenehm machen: Bilder, CDs, Bücher, Dekorationen.

Verarbeitet haben Baerecke und Döring die grauenvolle Nacht natürlich noch nicht vollends. "Ich kriege immer noch Angstattacken, wenn ich irgendwo Sirenengeheul höre", sagt Michaela Döring, die immer noch eine Metallplatte im rechten Fuß hat. Der war nach ihrem Sprung aus dem ersten Stock des brennenden Hauses vier Mal gebrochen und musste operiert werden.

Erst zwei Tage vor Weihnachten wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen. Dann begann die Wohnungssuche. Spontan meldeten sich "fünf bis sechs Vermieter", so Baerecke, doch es war leider nichts Passendes dabei.

Über den Jahreswechsel wohnten beide für zwei Wochen im Hotel Bristol in Bonn. Dann fand das Paar eine möblierte Wohnung in Buschhoven, in der es bis Ende März lebte. In dieser schweren Zeit halfen zahlreiche Freunde, Bekannte, aber auch der Rheinbacher Bürgermeister Stefan Raetz, Ortsvorsteher Günter Zavelberg und die Tomburg-Ritter. "Es haben so viele Leute ihre Hilfe angeboten, von vielen habe ich das erst später erfahren. Dafür möchten wir allen herzlich danken", sagt Baerecke.

In den ersten drei Wochen nach dem Brand habe er nur "gekündigt und umgemeldet". Bei der Telekom habe es zunächst geheißen, es gebe kein Sonderkündigungsrecht für Internet- und Telefonanschlüsse, dann ging es aber plötzlich doch. Auch Strom-, Gas- und Wasseranschlüsse mussten umgemeldet werden.

Und dann der Ärger mit der Versicherung. Insgesamt hätten sie 1 500 verbrannte Positionen aufgeführt: von der Kaffeetasse bis zum Fernseher. Und zu jeder Position musste entweder aus der Erinnerung oder übers Internet der Preis ermittelt werden.

Denn alle Rechnungen, die der Versicherung als Belege hätten dienen können, waren ja mit verbrannt. Insgesamt habe diese Recherche sechs Wochen gedauert. "Als wir die Liste Ende Februar fertig hatten, haben wir tief durchgeatmet. Ich habe diese Arbeit als Teil einer Therapie begriffen. Danach konnte mit dem Kauf von neuen Möbeln für ein neues Haus auch ein neuer Lebensabschnitt beginnen", sagt Baerecke.

Mittlerweile hat sich auch der Ärger über den Versicherungsgutachter gelegt. Der habe beispielsweise gefragt, warum er fünf Brillen habe und den Ansatz für CDs und Bücher pauschal ohne Erklärung gekürzt. "Das hätte man sensibler regeln können", sagt Baerecke, der sich zeitweise vorkam, "als würde man mir Versicherungsbetrug unterstellen".

Das Paar hat professionelle Hilfe in Anspruch genommen, um die Tragödie zu verarbeiten. "Mittlerweile träume ich nicht mehr von dem Brand", sagt Barecke. "Ich gehe da jetzt optimistisch ran, feiere meine zweite Geburt. Ewig trauern nützt nichts. Uns ist nichts passiert, wir leben. Die verbrannten Dinge kann man ersetzen."

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