Drachenburg ist zum Schmuckstück geworden

"Wage und wäge", das empfiehlt die Inschrift an der Balustrade unter dem neogotischen Netzgewölbe. Angesichts des enormen Aufwands der Restaurierung von Schloss Drachenburg hätte der Sinnspruch seinen Ursprung durchaus auch in jüngster Zeit haben können.

 Zimmer mit Aussicht in Schloss Drachenburg.

Zimmer mit Aussicht in Schloss Drachenburg.

Foto: Frank Homann

Siebengebirge. "Wage und wäge", das empfiehlt die Inschrift an der Balustrade unter dem neogotischen Netzgewölbe. Angesichts des enormen Aufwands der Restaurierung von Schloss Drachenburg hätte der Sinnspruch seinen Ursprung durchaus auch in jüngster Zeit haben können.

Tatsächlich aber stammt auch er aus den Tagen, als Baron Stephan von Sarter zur Salonmusik lud. Der prachtvolle Musiksaal ist wie das "Privat-Appartement" - bestehend aus Schlafzimmer, Toilettezimmer, Arbeitszimmer und Frühstückszimmer - vor einigen Monaten fertig gestellt worden. Nachdem der Willkommensgruß jahrelang lautete "Wegen Renovierung geschlossen", steht die Anlage seit dem Sommer wieder komplett der Allgemeinheit offen.

Infos Weitere Infos unter www.schloss-drachenburg.de und der Telefonnummer (0 22 23) 9 01 97-0, geöffnet dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Mit der Stadtbahn 66 bis zur Haltestelle Sea Life Center oder mit dem Auto bis zum Parkplatz an der Talstation Zahnrad-BahnGamaschen und Zylinder liegen auf dem "Stummen Diener" bereit, gerade so, als wolle Herr von Sarter in Kürze zu Terminen aufbrechen. Obwohl der Erbauer von Schloss Drachenburg der Überlieferung zufolge nie wirklich in dem weiträumigen Gemach genächtigt hat, könnte es dort doch genau so ausgesehen haben wie heute.

Stephan von Sarter, ein Bankier aus Köln mit beruflichen Ambitionen in Paris, ließ die Drachenburg erbauen, die 1884 fertig wurde. Nach einigen Eigentümerwechseln diente das Schloss in den 1930er und 40er Jahren als Schule, wurde später Fortbildungsstätte der Bahn, stand ab 1960 leer und verfiel zusehends. Der Privatier Paul Spinat rettete die Burg 1971 vor dem Abriss. Als auch er Ende der 80er Jahre zum Verkauf gezwungen war, nahm das Land sein Vorkaufsrecht wahr.

16 Jahre, 31,5 Millionen Euro und reichlich Mühe hat die NRW-Stiftung seitdem in das Anwesen investiert. Tapeten, Farbmuster und Textilbespannungen wurden anhand alter Fotos mühevoll rekonstruiert und vielfach in Handarbeit neu gefertigt - von den großen baulichen Herausforderungen ganz zu schweigen.

300 Firmen waren an dem Mammutprojekt beteiligt, darunter Zimmerleute, Steinmetze, Treppenbauer, Holzbildhauer, Glas- und Tapetenmaler. Auch ihnen ist es zu verdanken, dass die Ikone der Rheinromantik wieder strahlt.

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