ECE-Einkaufsgalerie: Pro und Contra

Zwei Redakteure - zwei Meinungen: Ist die geplante Einkaufsgalerie gut für die Zukunft Siegburgs oder schadet sie dem bestehenden Einzelhandel? Die GA-Redakteure Holger Arndt und Klaus Elsen mit ihrem Pro und Contra zum Siegburger ECE-Einkaufszentrum.

 Holger Arndt und Klaus Elsen.

Holger Arndt und Klaus Elsen.

Foto: GA

Siegburg. Zwei Redakteure - zwei Meinungen: Ist die geplante Einkaufsgalerie gut für die Zukunft Siegburgs oder schadet sie dem bestehenden Einzelhandel? Die GA-Redakteure Holger Arndt und Klaus Elsen mit ihrem Pro und Contra zum Siegburger ECE-Einkaufszentrum.

Pro: Endlich aufgewachtVon Holger Arndt

Siegburg hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten enorm entwickelt und ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht: Ein hübscher Marktplatz mit vielfältiger Außengastronomie, Fußgängerzonen am Markt, in der Holzgasse und auf der Kaiserstraße sind entstanden, der Busbahnhof und ein Kinocenter wurden gebaut, der hässliche Bahnhof ist einem Neubau gewichen, die alte Post wurde abgerissen und das S-Carré entstand.

Nein, geschlafen haben die Bürgermeister und Stadtdirektoren in der Vergangenheit nicht, und aus Siegburg eine attraktive Einkaufsstadt gemacht. Eine Einkaufsstadt, in der auch die Gewerbetreibenden gut verdient haben, die jetzt als ECE-Gegner von sich reden machen.

Zuvor hatte sich beim Abriss der alten Gebäude jedoch kein Widerstand geregt. Viele Bürgermeister im Umkreis schauen jetzt mit ein wenig Neid auf die Kleinstadt am Fuße des Michaelsberges. Denn mit ECE hat Siegburg einen Investor gefunden, der ein paar Probleme der Stadt lösen kann: Das Rathaus ist marode und die Stadt hat kein Geld, es zu sanieren.

Ein Rathaus muss nicht auf einem Filetgrundstück im Zentrum der Stadt stehen - ein kleines effektives Bürgerbüro im Zentrum hat sich schon in anderen Städten bewährt. Die Garagen an der Guardastraße und die leer stehenden Gebäude an der Burggasse sind wahrlich kein städtebauliches Highlight und die Idee, den Allianzparkplatz zu bebauen, ist beinahe so alt wie der Platz selbst.

Sicherlich sind die ECE-Planer keine Sozialarbeiter, sondern präzise rechnende hanseatische Kaufleute, die Gewinne machen wollen. Sie haben ebenfalls ein Interesse daran, dass das gewerbliche Gefüge gesund bleibt. Die Hamburger könnten aber auch "die spinnen die Siegburger" sagen, ob der renitenten Gegnerschaft und sich einfach still zurückziehen. Dann könnte Klein-Siegburg wieder in den Tiefschlaf fallen. Contra: Erdrückender KolossVon Klaus Elsen

Siegburg verkraftet kein Einkaufszentrum dieser Größenordnung. Es sprengt den Rahmen - in doppelter Hinsicht. Städtebaulich besteht die Gefahr, dass sich eine City in der City entwickelt: Ein Koloss, der alles drum herum erdrückt und zudem noch für reichlich weitere Verkehrsprobleme in der ohnehin schon arg belasteten Stadt sorgen wird.

Der zweite Aspekt ist, dass 20 000 Quadratmeter zusätzliche Einzelhandels- und Gastronomiefläche auf einen Schlag die gewachsenen Strukturen - die bisher Siegburgs Stärke als Einkaufsstadt wesentlich ausgemacht haben - zu zerschlagen droht.

Denn neben einigen großen Geschäften sollen in der Galerie auch kleine Läden gleich Dutzendweise angesiedelt werden. Und vor allem die treten in direkte Konkurrenz zu den bestehenden Läden an Markt, Kaiserstraße und Holzgasse.Viele Geschäfte, vor allem in den Randlagen der City, werden diesen Kampf nicht überstehen. Es drohen noch mehr Leerstände. Der Einzelhandel in Siegburg hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 292 Millionen Euro gemacht. Weit mehr, als die Siegburger in der Tasche haben.

Das neue Einkaufszentrum braucht, um rentabel zu sein, einen jährlichen Umsatz zwischen 60 und 80 Millionen Euro. Wer glaubt, dieses Geld komme allein aus den Nachbargemeinden, der ist weit mehr als blauäugig. Es wird zu einer Kannibalisierung kommen. Das neue Einkaufszentrum frisst die Umsätze seiner Nachbarn. Stillstand aber kann sich Siegburg nicht erlauben.

Die Stadt muss sich entwickeln - überlegt und dezentral. Wer das ECE-Projekt und all seine negativen Folgen nicht will, muss etwas tun. Da sind Haus- und Grundeigentümer gefordert, die mit Einzelhandel und Politik eine gesunde Entwicklung voran treiben müssen. Und diejenigen, die in Siegburg Politik bestimmen, müssen sich beweglich zeigen. Es wäre der schönen Stadt zu wünschen.

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