"Ehrlichkeit zu sich selbst ist enorm wichtig"

Lohmars Bürgermeister Wolfgang Röger zieht Bilanz über die ersten 100 Tage seiner Amtszeit - Bei Entscheidungen hat er das Wohl seiner Stadt im Blick

  Auf der Sonnenseite  liegt das Büro, in dem Wolfgang Röger 14 Jahre lang als Erster Beigeordneter für die Stadt Lohmar gearbeitet hat. Zeit zum Umzug ins Bürgermeister-Zimmer hat Röger noch nicht gefunden.

Auf der Sonnenseite liegt das Büro, in dem Wolfgang Röger 14 Jahre lang als Erster Beigeordneter für die Stadt Lohmar gearbeitet hat. Zeit zum Umzug ins Bürgermeister-Zimmer hat Röger noch nicht gefunden.

Foto: Eisner

Lohmar. Wolfgang Röger ist seit 26. September neuer Bürgermeister in Lohmar - und doch ein alter Hase in der Verwaltung seiner Stadt. Über seine ersten 100 Tage im neuen Amt und seine Ziele für Lohmar sprach er mit Ingo Eisner und Andreas Stanetschek.

General-Anzeiger. Herr Röger, hat es einen Grund, dass sie noch in ihrem alten Büro sitzen?

Wolfgang Röger: Ich hatte noch keine Zeit umzuziehen, werde das aber noch im Januar nachholen. Obwohl mein altes Büro sehr angenehm ist, da ich hier die Sonnenseite habe.

GA: Die Verwaltungsarbeit ist für Sie nichts Neues. Was hat sich trotzdem geändert, seitdem sie Bürgermeister sind?

Röger: Für mich persönlich hat sich einiges geändert. Der Bürgermeister leitet ja nicht nur die Verwaltung, sondern hat auch den Ratsvorsitz und natürlich etliche Repräsentationspflichten, die mir aber sehr viel Spaß machen.

GA: An was mussten Sie sich zunächst gewöhnen?

Röger: Dass ich bei Abstimmungen auch mitstimme. Der Bürgermeister hat ja Stimmrecht, das war für mich neu.

GA: Wie bewerten sie denn ihre ersten 100 Tage im Amt?

Röger: Es war eine stressige, aber unterm Strich sehr gute Zeit. Ich hatte viele Termine und konnte dabei etwas für die Kontaktpflege außerhalb des Rathauses tun.

GA: Wie haben die Lohmarer ihren neuen Bürgermeister aufgenommen?

Röger: Durch die Bank weg sehr freundschaftlich. Es herrscht keinerlei miese Stimmung, im Gegenteil. Die Atmosphäre ist sehr positiv.

GA: Würden Sie sagen, dass der Job des Bürgermeisters das ist, was Sie immer machen wollten?

Röger: Ich habe mir das nicht erträumt, aber es macht mir sehr viel Freude. In den 100 Tagen ist nichts passiert, was mir nicht schon bekannt war. Schließlich war ich 14 Jahre lang Beigeordneter dieser Stadt und habe in dieser Funktion viele Dinge mit vorangetrieben. Als Bürgermeister muss man allerdings Entscheidungen nach außen vermitteln können und nach innen sich um einen parteiübergreifenden Konsens bemühen. Ich finde, das läuft bei uns in Lohmar im Moment sehr gut.

GA: Sie haben bisher keinen Beigeordneten, ist das eine Belastung?

Röger: Sicherlich, aber das ändert sich bald. Die Stellen für die beiden Beigeordneten sind ausgeschrieben. Es gibt bereits 90 Bewerbungen, der Rat wird noch im Januar entscheiden.

GA: Was machen Sie anders als ihr Vorgänger?

Röger: Es ist nicht mein Ziel, unbedingt etwas anders zu machen als Horst Schöpe. Wir beide haben über viele Jahre außerordentlich gut zusammengearbeitet. Das lag vor allem daran, dass wir beide aus der Verwaltung kommen und immer das Wohl der Stadt bei Entscheidungen im Blick hatten. Das ist auch weiterhin mein Antrieb. GA: Werden Sie oft mit ihrem Vorgänger verglichen?

Röger: Das bleibt nicht aus, da halte ich mich aber raus. Bei der letzten Ratssitzung hatten wir allerdings einige Unterlagen, die nicht gelocht waren. Auf die Anmerkung, dass die Blätter bei Schöpe immer gelocht gewesen seien, habe ich scherzhaft geantwortet, dass sie dafür jetzt etwas inhaltsschwerer seien.

GA: Was haben Sie sich für die Legislaturperiode vorgenommen?

Röger: Ich denke nicht in Legislaturperioden. In fünf Jahren kann man als Bürgermeister nicht so viel bewegen, und unsere Aufgabenstellung für Lohmar geht ganz klar über diese Zeit hinaus.

GA: Werden Sie denn in fünf Jahren wieder antreten?

Röger: Ganz klar ja, obwohl mir als Verwaltungsmenschen dieser politische Wahlkampf fremd und ungewohnt war. Ich bin halt kein Politprofi - und werde auch keiner mehr werden. Trotzdem: Ich bin Lohmarer und möchte für diese Stadt als Bürgermeister noch einiges bewegen.

GA: Sie wirkten beim Thema Finanzen bereits frühzeitig als Mahner. Wie ist es denn um das Stadtsäckel bestellt?

Röger: Nicht gut, wir haben eine schwierige Phase zu überstehen und steuern auf ein Haushaltssicherungskonzept zu. Da ist es schon wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen und darauf hinzuweisen, dass wir uns in Zukunft viele Dinge nicht mehr leisten können. Das müssen wir auch den Bürgern klar machen. Da ist es auch enorm wichtig, wenn man ehrlich zu sich selbst ist. Dann kann man auch solche Wahrheiten vermitteln.

GA: Wenn Sie persönlich für 2005 einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?

Röger: Gesund zu bleiben, weil man diese Arbeit sonst nicht bewältigen kann. Zudem möchte ich neben meinen Aufgaben genügend Zeit für meine Familie finden.

GA: Und was wünschen Sie sich für Lohmar?

Röger: Dass unsere Handlungsspielräume erhalten bleiben und alle konstruktiv und partnerschaftlich an der Zukunft der Stadt arbeiten. Ich bin mir sicher, dass uns dann noch viel Gutes gelingen wird.

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