Ein Hauch vom wilden Westen im Siebengebirge

Ittenbach · Der wilde Westen fängt gleich hinter Ittenbach an. Die "Cowboys aus dem Siebengebirge" brachten zwar keine Viehherde auf die Margarethenhöhe. Aber sie feierten wie die echten Cowboys am Ende eines Trails.

 Nach jeder Schrittfolge kommt beim Line-Dance ein Dreher.

Nach jeder Schrittfolge kommt beim Line-Dance ein Dreher.

Foto: Frank Homann (Archiv)

Im Saloon, pardon im Restaurant "Margarethenkreuz", spielte die bekannte Country-Band "Wild Bunch". Die Country-Line-Dance-Interessengemeinschaft "Seven Hills Outlaws" hatte sie für ihre fetzige Country-Party zum zehnjährigen Bestehen engagiert.

Und da war es dann doch plötzlich ein bisschen so wie in Dodge City von Marshall Matt Dillon, seinem Hilfssheriff Festus und Saloon-Chefin Miss Kitty. Nur Colts rauchten natürlich nicht wie einst in der Kult-Westernserie "Rauchende Colts".

"Die Cowboys hatten keine Frauen dabei, aber wollten gern tanzen", erzählt Stefanie Ledschbor aus Ittenbach, die diese lose Gruppe gründete und auch Trainerin ist. "Das sind die Ursprünge des Line-Dance, der ohne Partner möglich ist." Schon tänzelt auch eine Frau alleine aufs Parkett, bewegt sich haargenau so wie ein Paar, das bereits auf der Fläche ist. Und plötzlich belebt sich der Tanzboden, und alle halten eine bestimmte Schrittfolge ein.

"Der Line-Dance ist mindestens 150 Jahre alt. Damals verknüpften die Siedler im Wilden Westen aus Tänzen ihrer Heimatländer verschiedene Schrittfolgen wie zum Beispiel Irish Step, Sirtaki, Klompendanz oder den Schuhplattler und formten sie zu neuen Tänzen, die in Reihen oder auch Kreisen getanzt wurden."

Tanz nach festem Muster

Das ist so geblieben. "Nur wird heute sehr viel schneller und schwieriger getanzt. Nach jeder Schrittfolge kommt ein Dreher", klärt Stefanie Ledschbor auf. Das geschieht alles nach einem festen Muster. Die Schrittfolgen haben bestimmte Namen und wiederholen sich je nach Schwierigkeitsgrad nach 16, 32, 48, 64 oder noch mehr Schritten. Angefangen hat die Trainerin mit 16 Schritten, heute kann sie um die 200 Tänze. 20.000 Tänze sind im Internet aufgeführt.

"Unsere Gruppe besteht aus rund 20 Freunden der Countrymusik sowie des Westerntanzes", berichtet Ledschbor. Sie selbst hörte schon immer gern Countrymusik und fand so zum Line-Dance. Die Tänzer von "Seven Hills Outlaws" kommen aus der Region von Linz bis Lohmar, von Asbach bis Bonn und sind zwischen 19 und 69 Jahre alt. Kevin Hieronymus aus Linz ist 21. Als er elf war, begleitete er seine Mutter Karina. Anfangs musste er allerdings den Frauenpart übernehmen, weil seine Mutter größer war. Mittlerweile dreht er sie am Arm.

Auch Rebecca Sühl (19) ist leidenschaftliche "Seven Hills"-Tänzerin. Sie trägt Rock. Andere haben sich ganz auf das Outfit eines Westernmannes eingestellt. Dazu gehören Hut, Stiefel, Jeans, ein Gürtel, Hemd mit Bolotie, das ist eine "Cowboykrawatte" aus Lederband und Brosche. Beim Karnevalsumzug in Ittenbach sind sie wieder zu bewundern.

Und wer mal in einen Stau geraten sollte, kann möglicherweise plötzlich die Cowboys aus Ittenbach auf der Autobahn tanzen sehen. Das haben sie nämlich schon gemacht: auf der jährlich stattfindenden Fahrt in die Westernstadt Pullman City im Harz.

Das Training der Tanzgruppe findet immer montags von 19 bis 21 Uhr im Restaurant "Margarethenkreuz" auf der Margarethenhöhe statt. Interessenten kommen dahin oder melden sich per E-Mail unter ledschbor@gmx.de, Telefonnummer 02223/ 909555. [Line-Dance]

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