Ein Schauraum für den Walberberger Kirchenschatz

Am Festtag der Heiligen werden ihre Reliquien in die neue Heiltumskammer gebracht

Ein Schauraum für den Walberberger Kirchenschatz
Foto: Wolfgang Henry

Bornheim-Walberberg. Die Benediktinernonne Walburga war zu ihren Lebzeiten im achten Jahrhundert sicherlich nie im Vorgebirge gewesen, dennoch ist der Name und das Wirken der Heiligen seit Jahrhunderten eng mit der katholischen Pfarrgemeinde Walberberg verknüpft.

Denn als Reliquien der vor allem im süddeutschen Raum tätigen Missionarin 1060 nach Walberberg kamen, entwickelte sich hier ein bis heute lebendiges Wallfahrtswesen und eine Verehrungskultur.

Noch heute ist die Pfarrgemeinde im Besitz des rund 1 200 Jahre alten Wanderstabs Walburgas, eines aufwändig in Silber gefassten Stücks ihrer Hirnschale und eines weiteren nicht näher definierten Knochenrestes der Heiligen. Mit einer Heiltumskammer in einem vom Altarraum zugänglichen Anbau der Pfarrkirche ist nun ein würdiger Schauraum für diese und weitere historische Kirchenschätze geschaffen worden, die zuvor im Keller lagerten.

Dafür hat sich Walberbergs Pfarrer Matthias Genster mit dem Kunsthistoriker Martin Siedler des Erzbistums Köln und der Kölner Ausstellungsarchitektin Ingrid Bussenius eingesetzt. Bei einem feierlichen Festakt am 1. Mai, dem Tag der Heiligsprechung Walburgas, wurde die Heiltumskammer eröffnet, musikalisch begleiteten Judit Stegemöller (Violine) und Barbara Klinkhammer (Cembalo).

Äbtissin WalburgaWalburga gilt auch als Patronin der Bauern, der Feldfrüchte und der Haustiere. Sie wurde um 710 in Südengland als Adlige geboren und kam etwa Mitte des 8. Jahrhunderts nach Deutschland, um als Missionarin zu wirken. 761 übernahm sie die Leitung des Benediktinerklosters im fränkischen Heidenheim.

Dort wurde sie nach ihrem Tod 779 zunächst bestattet. Etwa ein Jahrhundert später wurden die Gebeine der Äbtissin, der diverse Heilungswunder zugeschrieben werden, in Eichstätt beigesetzt. Mit dieser Erhebung ihrer Gebeine am 1. Mai 893 erfolgte ihre Heiligsprechung.

Pfarrer Genster dankte bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste in der Walberberger Kirche allen, die das Vorhaben ideell und finanziell unterstützt haben. In Grußworten betonten die Vertreter der Kreissparkasse Köln, Christian Bonnen, und der Volksbank Bonn/Rhein-Sieg, Rolf Henseler, dass sie dies gern getan hätten. Den Großteil der Finanzierung hat das Bistum übernommen.

Pfarrer Genster hofft, dass die Heiltumskammer zu einem Anziehungspunkt für Pilger und Kulturinteressierte wird. Auch Schüler möchte Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler dorthin geführt wissen, der die Heiltumskammer als einzigartigen Zugewinn auch für die ganze Stadt Bornheim empfindet.

Prälat Josef Sauerborn, Domkapitular zu Köln, stellte in seinem Festvortrag das Besondere der Gräber und Reliquien von Märtyrern und Heiligen heraus, die vorbildlich die Nachfolge Jesu gelebt haben. Die Orte oder Gegenstände ermöglichten die Zwiesprache der Gläubigen mit den Heiligen, deren Botschaft auch aus der jenseitigen Existenz wirke und Kraft für den eigenen Glauben geben könne.

Nach der Segnung trugen Prälat Sauerborn sowie die Diakone Rudolf Blumenschein und Marcus Bersé die Reliquien die schmale Steintreppe in die Heiltumskammer hinauf. In dem etwa zehn Quadratmeter großen Raum, dessen Wände in einem warmen Rot gestrichen wurden, sind die Gegenstände hinter Panzerglas in Vitrinen und einem kleinen Schrank zu sehen. Nach der Restaurierung werden dort auch zwei mittelalterliche Büsten von der Heiligen Ursula und dem ihr versprochenen Gemahl Aetherius ausgestellt.

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