Einbrecher nehmen lange Anfahrtswege in Kauf

Die Bonner Polizei startet ein ehrgeiziges Projekt, um die Aufklärungsquote bei Einbruchsdelikten zu verbessern - Auf die Mitarbeit der Bürger wird große Hoffnung gesetzt - Vielfältige Beratungsangebote

Besuch  von der Polizei: Dietrich Glauner (links) im Gespräch mit Polizeipräsident Wolfgang Albers.

Besuch von der Polizei: Dietrich Glauner (links) im Gespräch mit Polizeipräsident Wolfgang Albers.

Foto: Lannert

Bonn. In Bornheim-Walberberg eröffnete die Bonner Polizei am Freitag eine Kampagne, die das Ziel verfolgt, Wohnungseinbrechern das Leben schwer zu machen. Die Aktion betrifft den gesamten Wirkungsbereich des Bonner Polizeipräsidiums, also Bonn, den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, Königswinter und Bad Honnef.

Warum Polizeipräsident Wolfgang Albers ausgerechnet das aus Bonner Sicht doch recht abgelegene Walberberg zum Schauplatz der Auftaktveranstaltung machte, hat seine Ursachen in den örtlichen Besonderheiten: Ein kleiner Ort, mit hochwertigen Wohnlagen, fern einer Polizeiwache und umgeben von jeder Menge Autobahnen. Viele Einbrecher nehmen nach Erkenntnis der Polizei nämlich lange Anfahrtswege in Kauf, um zur "Arbeit" zu kommen. Darüber hinaus schätzen sie schnelle und komfortable Fluchtwege sowie den Schutz der dunklen Jahreszeit.

So erlebte Walberberg einen Polizeiaufmarsch, den es in der Ortsgeschichte noch nicht gegeben haben dürfte. Uniformierte Beamte klingelten an den Haustüren, verteilten Flugblätter und informierten die Bürger am Polizeimobil und einer mobilen Beratungsstelle des Kommissariats Vorbeugung. "Stop dem Wohnungseinbruch" ist der Name der Aktion, der weder auf korrekte Schreibweise noch grammatikalische Feinheiten Wert zu legen scheint, allerdings wohl geeignet ist, Aufmerksamkeit zu erregen.

Denn die ist ein Hoffnungsträger, mit dem die Polizei große Erwartungen verknüpft. Aufmerksamkeit der Wohnungsinhaber, was die Sicherheitsvorkehrungen an Türen und Fenstern betrifft, Aufmerksamkeit der Nachbarn bei Abwesenheit von Mitbürgern und vor allem ein misstrauisches Auge auf fremde Fahrzeuge und Personen in der Nachbarschaft.

Allerdings will sich die Polizei nicht auf die Bürger allein verlassen: Präsident Albers kündigte die Freistellung von 14 Ermittlern an, die sich in den kommenden sechs Monaten ausschließlich um Einbruchskriminalität kümmern sollen. Sie werden in Ermittlungsgruppen in den drei Bonner Polizeiinspektionen eingesetzt und von Zivilfahndern und der Einsatzhundertschaft unterstützt.

Polizeidirektor Hans-Georg Polenz skizzierte die Vorgehensweise im Rahmen der Kampagne. Die qualifizierte Spurensuche soll intensiviert werden, wobei besonderes Augenmerk den DNA-Spuren gilt. Allen Tatverdächtigen sollen Speichelproben entnommen werden, die zielgerichteten Schwerpunktkontrollen sollen auch in diesem Jahr wieder durchgeführt werden. Ein Pilotprojekt stellte Ulrich Wrobel, Leiter der Polizeiinspektion West, vor.

Mit dem Ziel, die Bürger stärker zu sensibilisieren und zu motivieren, verdächtige Wahrnehmungen direkt der Polizei mitzuteilen, will seine Dienststelle als erste in Nordrhein-Westfalen fortlaufend Einbruchszahlen und Hinweise in einem so genannten Einbruchsbarometer im Internet und den Medien veröffentlichen.

Die Bonner lehnen sich damit an ein Projekt der Polizei in Landau/Pfalz an, die bemerkenswerte Steigerungen der Aufklärungsquoten erreichen konnte. Wurden im vergangenen Jahr noch 291 Einbrüche gemeldet, setzt Wrobel den Ehrgeiz seiner Mitarbeiter daran, das Barometer unter 250 zu halten. Hermann-Josef Borjans, Leiter des Kommissariats Vorbeugung, warb noch einmal für die vielfältigen Beratungsangebote, seiner Dienststelle.

Weitere Informationen im Internet unter www.polizei-bonn.de

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