Eine Hausaufgabe für den Besucher

SIEBENGEBIRGE · Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt, Natur- und Verbraucherschutz, besichtigt Schloss Drachenburg und überzeugt sich davon, welch großes Juwel das Förderprojekt ist.

In Königswinter hatte NRW-Minister Johannes Remmel mit keinem "ein Hühnchen zu rupfen". Privater Natur war der Besuch des Kabinettmitglieds aus Düsseldorf auf Schloss Drachenburg. Nachdem er dienstlich gerade ein "massives Antibiotika-Problem" bei der Hähnchenmast anprangerte, konnte sich der Minister für Klimaschutz, Umwelt, Natur- und Verbraucherschutz auf der Vorburg beim Rundgang durch die Ausstellung ganz entspannt der Geschichte des Naturschutzes widmen.

Da bekam er dann beispielsweise auch jenen Korb zu sehen, mit dem einst Lina Hähnle (1851-1941) verletzte Vögel nach Hause trug, um sie wieder aufzupäppeln und einige präparierte Vögelchen, die als Zierde auf den Federhüten der Damen von Welt landeten. Die "Deutsche Vogelmutter" Hähnle nahm Einfluss auf die Hutmode und auch auf eine Verschärfung des Reichsvogelschutzgesetzes vor mehr als 100 Jahren.

Bevor sich Remmel mit seinem Fach befasste, bekam er jedoch fantastische Aussichten geboten. Bürgermeister Peter Wirtz, der Vizepräsident der Nordrhein-Westfalen-Stiftung, Professor Wolfgang Schumacher, der Vorsitzende der Stiftung Naturschutzgeschichte, Professor Albert Schmidt, die Vorstandsmitglieder Professor Adelheid Stiproweit und Hermann-Josef Roth sowie Hans-Werner Frohn, der Geschäftsführer und wissenschaftliche Leiter der Stiftung Naturschutzgeschichte, führten den Minister durch Schloss Drachenburg.

Da konnte sich Johannes Remmel als stellvertretender Stiftungsratspräsident der NRW-Stiftung Natur, Heimat, Kultur davon überzeugen, welch ein Juwel dieses größte Förderprojekt der Stiftung nach der umfassenden Restaurierung des Gebäudes und des Parks darstellt.

So nah war der Gast dem Schloss noch nie auf die Pelle gerückt. "Ich habe es bisher nur aus der Entfernung gesehen." Erstmals vom Rücken eines Esels aus, denn der Siegener hat natürlich auch in seiner Kindheit einen Ausflug zum Drachenfels absolviert.

Der 49-Jährige kann sich das Schloss durchaus als Veranstaltungsort für eine der Agrarministerkonferenzen vorstellen, zu dem das jeweilige gastgebende Land die Kollegen in ein schönes Gebäude einlädt. Remmel: "Schätze mit herausragenden touristischen Merkmalen haben wir in Nordrhein-Westfalen an vielen Stellen. Es ist bewundernswert, dass Schloss Drachenburg so schön herausgeputzt wurde." Aus finanziellen Gesichtspunkten wäre das heute nicht mehr möglich, waren sich die Teilnehmer des Rundgangs einig.

Von der Terrasse aus zeigten die Begleiter des Ministers auf den Drachenfels: "Der wäre gar nicht mehr da, hätte nicht einst die erste Naturschutzbewegung den weiteren Steinabbau verhindert. Hier wurde Naturschutzgeschichte geschrieben." In der Vorburg ist sie Thema mit Museum, Archiv und Forum.

"Ohne Diether Deneke hätten wir bis heute kein Naturschutzmuseum", erläuterte Professor Schmidt. "NRW-Landwirtschaftsminister Deneke wohnte in Oberdollendorf, der hatte die Weinbergflurbereinigung im Siebengebirge gemacht und kannte sich hier aus. Als Präsident der Nordrhein-Westfalen-Stiftung nahm er entscheidenden Einfluss auf die Sanierung des Schlosses und auf die Einrichtung des Naturschutzmuseums in der Vorburg."

Eine "Hausaufgabe" bekam der gelernte Lehrer Remmel auch mit: Es geht um ein Bildungsprojekt für Schulen und eine museumspädagogische Kraft, die im Museum noch benötigt wird. Vielleicht hat der Minister von Bündnis 90/Die Grünen ja Chancen auf einen Platz an der Fotowand, an der Naturschützer von heute gezeigt werden.

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