Eine Insel in Rhöndorf zum Innehalten mitten im Verkehr

Sie ist das bevorzugte Postkartenmotiv Rhöndorfs. Die alte Kapelle mit dem Drachenfels im Hintergrund ist gleichzeitig Insel zum Innehalten mitten auf der Hauptverkehrsstraße. Schon bald können die Rhöndorfer das 300-jährige Bestehen ihres Wahrzeichens feiern.

Rhöndorf. (oro) Sie ist das bevorzugte Postkartenmotiv Rhöndorfs. Die alte Kapelle mit dem Drachenfels im Hintergrund ist gleichzeitig Insel zum Innehalten mitten auf der Hauptverkehrsstraße. Schon bald können die Rhöndorfer das 300-jährige Bestehen ihres Wahrzeichens feiern.

Am 2. Mai 1714 hatten die Vorfahren den Grundstein gelegt, am 8. Juni 1716 weihte Pfarrer Michael Broich das Kirchlein der allerheiligsten Jungfrau Maria unter dem Titel "Visitatio Beatae Mariae Virginis".

Aber diese Marienkapelle ist nicht die erste dieser Honschaft. Als im Mai 1689 die Soldaten des Sonnenkönigs Louis XIV. ganz Rhöndorf in Schutt und Asche legten, wurde auch das ursprüngliche Kirchlein zerstört: Es ist durch ein Prozessionsverzeichnis belegt und durch die Glocke mit der Jahreszahl 1624.

Die Inschrift über dem rundbogigen Eingang zum heutigen Dom kündet vom Gemeinsinn der "Rhöndorfer Nachbarn", die zusammen die Kapelle bauten. Sicher ist: Die Vorgängerin stand an einem anderen Platz. Denn Johann Bertram Reichsgraf von Nesselrode, Propst in Oberpleis, schenkte das Grundstück.

Inschriften im Eingangsbereich erinnern an ihn, aber auch an die Eheleute Jacobus Neukirchen und Catharina Weinreichs als weitere Förderer sowie an die Baumeister I.P. und G.R.K. Diese Initialen lassen auf den Schöffen Jakob Proff und den Geschworenen Gottfried Rotkopf schließen, die nebenan auch das Gasthaus "Zur alten Kapelle" errichteten.

Noch ein Initial mit Bedeutung: M.P. für Michael Pütz. Er schuf 1761 die Turmuhr und hinterließ "seine" Buchstaben auf einer Messingplatte sowie das aus dem Dachreiter herausragende schmiedeeiserne Kreuz, das er mit einem Brunnen, einem Pütz, schmückte und sich so symbolisch verewigte.

Josef Aenstoots sorgte vor einigen Jahren dafür, dass der Rhöndorfer Uhrmachermeister Karl Schürmann die Uhr wieder in Gang setzen konnte: Sie behielt ihr altes Zifferblatt mit blattvergoldeten Zeigern, aber innen steckt seither ein funkgesteuertes Werk. Leider jüngeren Datums sind die Putten, denn die Originale wurden 1982 gestohlen.

Der schlicht verputzte Bruchsteinbau ist im Stil der Zeit gehalten. Nach alter Überlieferung stammen der reich geschnitzte Barock-Altar und die Marienstatue aus dem aufgehobenen Kloster Heisterbach. Im alten Inventarwerk des Schwesternklosters Marienstatt wird das Madonnenbild von Heisterbach allerdings nach der Säkularisation als vermisst angegeben.

Über dem Altar befindet sich das Wappen des Kurfürsten Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg und seiner zweiten Gemahlin. Der im Volksmund Jan Wellem genannte Herzog von Berg war Landesherr zwischen 1679 und 1716 und besuchte Honnef vier Jahre nach dem Franzosen-Überfall. Auch er wurde schon als Stifter in Erwägung gezogen.

Die Pfarrchronik jedoch gibt den Altar als Geschenk der fürstlichen Familie von der Leyen an. Die Grabplatte des letzten Ritters vom Drachenfels kommt auf alle Fälle von Heisterbach. Sie wurde an der Ostseite des Kapellenchores angebracht. Später fand sie ihren Platz an der neuen Pfarrkirche, die ebenfalls den Titel "Mariae Heimsuchung" trägt. Tagsüber ist die Kapelle übrigens geöffnet - zum Anschauen und zur Erbauung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort