Einfach ein 1-a-Lehrer in Bornheim

Der Fecht-Bundestrainer Artur Wojtyczka bringt den Europaschülern seinen Sport näher und unterstützt eine neue Arbeitsgemeinschaft.

Einfach ein 1-a-Lehrer in Bornheim
Foto: Bernhard Berger

Bornheim. Es ist eine Sache von Sekundenbruchteilen: Ein Ausfallschritt, zwei Klingen kreuzen sich, ein Treffer, schon ist der Punkt gemacht. Fechten ist ein blitzschneller Sport. Eigentlich steht dabei der Sieger einer Begegnung bereits in dem Moment fest, wo der Angreifer zum Stoß ausholt und der Verteidiger sich entweder für die richtige oder falsche Parade entschieden hat. Dies haben die Schüler der fünften Klassen an der Bornheimer Europaschule am Montag gelernt.

Dabei konnten sie mit Artur Wojtyczka, dem deutscher Fecht-Bundestrainer, kaum einen besseren Lehrer finden. Er ist der Vater der Europaschülerin Julia Wojtyczka aus der zehnten Klasse. Der Fecht-Profi war in Bornheim zu Gast, um für seinen Sport zu werben. Unterstützt wurde er dabei von zwei Talenten, André Sanitá und Frederic Fark vom Bundeskader und Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft im Herrenflorett. An ihren Attacken und Paraden erläuterte Wojtyczka die Grundzüge des Fechtsports, angefangen bei dem Gruß und der Ausrüstung der Sportler.

Staunend ließen sich die Fünftklässler erklären, dass die Fechter im Gegensatz zu den Musketieren aus den Romanen von Alexandre Dumas heute mit modernen Kevlar-Westen vor den Treffern des Gegners geschützt sind und eine 12-Volt-Spannung auf der Oberfläche für das Erfassen der blitzschnellen Treffer sorgt. Richtig groß wurde die Spannung aber, als Trainer Wojtyczka zwei Schülerinnen auf die Bühne bat, um sie im Duell gegeneinander antreten zu lassen.

Die beiden Zehnjährigen Lena Krumtünger und Kauothar Boulfazat stellten sich der Herausforderung. Mit Schutzanzug, Handschuhen und Maske sowie einem Sportdegen in der Hand bewegten sie sich vorsichtig aufeinander zu. Zunächst noch zögerlich, aber dann mit zunehmendem Eifer versuchten sie sich zu treffen, bis das Metall der Waffen wieder und wieder aufeinander klirrte.

Dass dabei nicht Größe und Angriffslust zählten, musste die Nachwuchs-Fechterin Lena bald feststellen. Am Ende musste sie sich der kleineren Kauothar mit 4:5 geschlagen geben.

Strahlend und mit roten Wangen, aber auch ein wenig atemlos zogen beide nach dieser ersten Begegnung mit dem Fechtsport wieder von der Bühne der Schulaula ab. Die wenigen Minuten mit dem Degen in der Hand hatten sie einiges an Schweiß gekostet.

Genau deswegen hatte Sportlehrer Jörg Orfgen sich darum bemüht, Wojtyczka an die Schule zu bekommen: Nicht jeder interessiere sich für Fußball, könne aber trotzdem für Sport begeistert werden, sagte er. "Fechten fordert und fördert die Reaktionsfähigkeit, Konzentration und Disziplin - weit mehr noch als Massensportarten wie Fußball", lobte er den weniger verbreiteten Fechtsport.

Das Ministerium für Schule und Weiterbildung, der Landessportbund und die AOK Rheinland/Hamburg unterstützen aus dem gleichen Grund das Fechtprojekt innerhalb der "Fit-durch-die-Schule"-Initiative und stellte der Europaschule dafür 2 000 Euro zur Verfügung. So kann die Schule nun eine Fecht-AG einrichten, unterstützt von Wojtyczka als Trainer.

An Interessenten dafür werde es bestimmt nicht mangeln, war sich Schuldirektor Christoph Becker nach der ersten Demonstration in der Aula sicher. Spätere Erfolge sind nicht ausgeschlossen: Sanitá und Fark haben mit neun Jahren, also nur ein Jahr früher als die Bornheimer, mit dem Fechten angefangen und sind heute für den Bonner OFC ganz oben dabei.

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