Einige Bonner wären gern Witterschlicker

Ärger und Verwirrung - Die ungeraden Hausnummern der Witterschlicker Allee gehören zu Duisdorf, die geraden zu Alfter

Duisdorf/Witterschlick. Die neue Postbotin kümmert sich nur um die geraden Hausnummern. Die ungeraden lässt sie links liegen: "Eigentlich ist es ja Quatsch. Aber ich bin nur für die eine Seite zuständig." Seit einigen Wochen fährt sie die Briefe im Revier aus. Ihr Autokennzeichen beginnt mit SU.

Fährt sie in die Witterschlicker Allee, dann wirft sie nur auf der Alfterer Straßenseite die Post ein. Gegenüber wohnen Bonner, die ihren eigenen Boten haben. "Den habe ich aber noch nie gesehen", sagt die Kollegin. Eichhörnchen-, Iltis- oder Igelweg heißt die Siedlung am südwestlichen Ende Bonns.

Um zu den nächsten Häusern der Bundesstadt zu kommen, muss man von dieser Enklave aus mindestens zwei Kilometer weit durch den Wald fahren - zum Brüser Berg oder nach Medinghoven. Die Bewohner gehören allesamt zum Bonner Wahlkreis 43 mit Duisdorf-Nord und Medinghoven. Doch so mancher kennt die Politiker aus Witterschlick besser als die des Hardtbergs.

Die Randlage Mitarbeiter des Bonner Kataster- und Vermessungsamtes haben intensiv in ihren Akten nachgeforscht. Und festgestellt: Die Siedlung an der Gemeindegrenze zu Witterschlick gehört seit eh und je zu Bonn.

Die Grenze verläuft über den Eichhörnchenweg und die Witterschlicker Allee, danach dann noch ein Stück weiter südlich. Seit der kommunalen Neuordnung 1969 gehört der Teil zu Duisdorf. Wie das Presseamt mitteilt, gibt es stadtweit mehrere exotische Lagen."Es gab mal eine Initiative, unsere Siedlung gegen ein Flurstück bei Duisdorf auszutauschen", sagt Hans Werner. Er und seine Frau Elisabeth fühlen sich eindeutig als Witterschlicker. "Es war damals nicht selbstverständlich, dass unsere Kinder die Grundschule in Witterschlick besuchen", erinnert er sich.

Die jungen Familien im gut neun Jahre alten Wohngebiet auf dem Gelände des ehemaligen Witterschlicker Sportplatzes, das ebenfalls zu Bonn gehört, haben es heute etwas einfacher. Jens Ackermann etwa musste nur einen Antrag stellen. "Das war reine Formsache."

Die Werners wohnen seit 31 Jahren in ihrem Haus. "Ich weiß nicht, wer auf die Idee kam, diesen Teil Bonn zuzuschlagen", sagt Elisabeth Werner. Ihr Nachbar, fest im Witterschlicker Männergesangverein verwurzelt, hatte ursprünglich als Hausnummer die 1. Den Werners wurde dann links daneben die -1 zugeteilt, und darauf folgte die -3. Mittlerweile ist aber alles umnummeriert.

Ein Klassenkamerad von Werners Kindern am Hardtberg-Gymnasium wohnte an der Witterschlicker Straße 3 in Duisdorf. Praktisch: Hatte der Briefträger einmal diese Straße mit der Witterschlicker Allee 3 vertauscht, konnten die Jugendlichen ihre Post im Klassenraum austauschen.

Nicht nur der Postboten gibt es zwei, auch die Müllabfuhr kommt in der Allee zweimal - je für eine Seite. Und auch die Straßenreinigung ist mal von Alfter, mal von Bonn aus unterwegs. "Das ist ja auch Geldverschwendung", meint Hans Werner.

Erst kürzlich die Thieles aus Berlin an den Waldrand gezogen. "Man springt nach Witterschlick zum Bäcker, genießt aber auch die Nähe zur Bonner Innenstadt, zu Duisdorf oder auch Köln", sagt Norbert Thiele.

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