Elfriede Korb gibt Logenplatz am Himmel auf

Die 65-Jährige aus Bad Neuenahr-Ahrweiler beendet nach 500 Fahrten im Heißluftballon ihre Zeit als Fliegerin - Erste Frau mit allen drei Privat-Piloten-Lizenzen - Nun stellt sie die "Jet Power Art" auf die Beine

  Nomen est omen:  Elfriede Korb im Korb ihres Ballons.

Nomen est omen: Elfriede Korb im Korb ihres Ballons.

Foto: Vollrath

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Wilhelmine Reichard war das erste deutsche "luftschiffende Frauenzimmer". Am 16. April 1811 stieg sie mit einem Ballon von Berlin aus auf. 179 Jahre später sicherte sich Elfriede Korb aus Bad Neuenahr-Ahrweiler den Logenplatz am Himmel. Zunächst mit gecharterten Heißluftballons, später dann mit dem grünen Ballon einer Brauerei aus der Eifel, stieg Korb in den Korb und zeigte Passagieren die Heimat von oben.

Nach rund 500 Fahrten in 15 Jahren endet nun für die 65-Jährige die aktive Zeit sowohl als Ballonfahrerin, aber auch als Seglerin, Motorseglerin und Fliegerin. Es gibt kaum einen Bürger, der sie nicht beim Aufbau ihres Ballons auf der Piuswiese beobachtet hat, um sie eine halbe Stunde später mit ihrer "Gasblase" entschwinden zu sehen.

Dahin, wohin der Wind sie trug, denn der Ballon ist nicht steuerbar. "Fliegerei ist ein großes Stück Lebensqualität. Auch für die, die es nur als Hobby machen", berichtet Korb, Mitglied in der Deutschen Pilotinnen-Vereinigung (DPV), im GA-Gespräch. Die Fliegerei hat Spuren in ihrem Leben hinterlassen; davon zeugen Fotos in ihrem Haus, Bücher, Glasmalereien und Auszeichnungen wie die Goldene Ehrennadel der DPV.

Selbst ihre Garderobe scheint darauf abgestimmt zu sein, denn sie trägt einen Pullover mit einem silbernen Ballon. "Das langsame Gleiten nahe über dem Boden, das frei und nicht eingesperrt sein wie in einem Flugzeug, das Feuer, mit der wir die Luft im Ballon erhitzen, das alles macht die Faszination der Ballonfahrt aus", bemüht sich Korb, das Gefühl des Abenteuers zu beschreiben.

Sie besuchte die Weltmeisterschaft in Luxemburg, aber auch zweimal das größte Ballonfestival der Welt in Albuquerque/New Mexico, wo sich mehr als 1 000 Ballonfahrer treffen. Bis zu drei Fahrgäste konnte sie im Weidenkorb mitnehmen, ihre treuesten Helfer waren in den Jahren Angelika Schnitzler und Jürgen Loepp.

Sie halfen nicht nur beim Aufbau, sondern bildeten auch das Verfolgerteam, mit dem sie unentwegt in Funkkontakt stand. Relativ wenige Instrumente musste sie an Bord mitführen: ein Höhenmesser, eine Temperaturanzeige für die Gradzahlen im Inneren des Heissluftballons, ein Variometer, das das Steigen und Fallen des Ballons anzeigt und einen Kompass zur Navigation, der nun von GPS-(Global Positioning-System)-Geräten verdrängt wurde.

Im wahrsten Sinne mit Hochspannung wurden die Landungen erwartet. Wenn sie aus einer Höhe zwischen ein- und zweitausend Metern und nach rund zwei Stunden sich gen Erde herab ließ, waren nicht selten Stromleitungen im Weg, Bäume zerrissen ihr die Ballonhülle, Apfelbäume blieben in Grafschafter Plantagen geknickt zurück oder ein Brokkolifeld wurde gepflügt. Doch verletzt wurde niemand.

Die Ballonfahrertaufe, bei der eine Haarsträhne abgeflämmt, mit Schampus oder Bier gelöscht und mit einer Urkunde zum Beispiel des "Lustigen Luftfürstes zu Peppenhoven" quittiert wurde, wurde stets mit Freude und Stolz abgehalten. Durch ihren Mann Kurt, Flieger im Zweiten Weltkrieg, kam sie ursprünglich zur Fliegerei, begann 1972 mit dem Segelflug auf der Bengener Heide, um schon vier Jahre später alle drei Scheine (Segel-, Motorsegler- und Motorflug) in der Tasche zu haben.

"Ich war die erste Frau im Luftsportverein Bad Neuenahr-Ahrweiler die alle drei Privat-Piloten-Lizenzen hatte", betont Korb. Acht Jahre später bezahlte ihr Mann als Geschenk zur Silberhochzeit ihr den Ultraleicht-Schein. "Statt einer Perlenkette", schmunzelt sie heute noch, wenn sie an das gemeinsame Korb'sche Familien-Hobby denkt, das auch Sohn Kurt mit seinen Eltern teilte. Tragischerweise sind beide Männer in ihrem Leben bereits tot.

Ein Grund mehr für Elfriede Korb, der Passion, die sie Jahre ausfüllte, nun endgültig den Rücken zuzukehren. Doch es wäre nicht die in Insiderkreisen als Sicherheitsfanatikerin geltende Elfriede Korb, die die Hälfte ihres Lebens auf Flugplätzen verbracht hat, viele Jahre im LSV-Vorstand aktiv war und 1988 die Mutz-Trense-Gedächtnisflug-Rallye organisierte, zu der Elly Beinhorn-Rosemeyer auf den Nürburgring einflog, hätte sie keine Pläne für die Zukunft:

Sie steigt aus der Luft in die Tongrube. Denn auch beim Brennen von Tonschalen, -figuren, -vasen oder -brunnen spielt das Element Feuer wieder eine Rolle. Als Korb bei der weltgrößten Messe für Jet-Flieger, der "Jet Power", auf der Bengener Heide Organisator Winfried Ohlgart aus Rheinbach kennen lernte, keimte in ihr die Idee einer "Jet Power Art".

Die Kunstausstellung soll nun in diesem Jahr umgesetzt werden. 60 Exponate heimischer Künstler wie Kolja Schäfer aus Ahrweiler, Elfriede Becker aus Bad Bodendorf oder Rainer Hess aus Mayschoß, die mit der Düsen-, nicht mit der Propellerfliegerei zu tun haben müssen, werden bei der Messe (15. bis 17. September), vorher aber bereits in einer Ausstellung in der Kreisstadt zu sehen sein.

Wer Lust hat, sich an der "Jet Power Art" mit Exponaten zum Thema Fliegen zu beteiligen, kann sich bei Elfriede Korb unter (0 26 41) 2 45 25 melden. Die Kunstwerke müssen bis zum 20. August abgegeben werden.

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